Wien: Zu Stadtrechnungshof-Bericht - Stadt Wien hat so rasch wie möglich auf Covid-19-Krise reagiert

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Wien

19 Sep 17:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Ausmaß der Pandemie übertraf alle Erwartungen – Personal, Strukturen, Teststrategien und Abläufe in Wien zügig angepasst und gestrafft

Die COVID-19 ist die bisher größte globale Gesundheitskrise aber auch ökonomische Krise des 21. Jahrhunderts gewesen – sie übertraf alle Erwartungen, auch in den Gesundheitsbehörden. Nach dem ersten Zeitungsberichten Ende 2019 nahm die Pandemie auch in Europa schnell Fahrt auf. Sie traf die beteiligten Organisationseinheiten der Stadt Wien ebenso in einer noch nie dagewesener Weise wie jene auf Bundesebene, in den Bundesländern und in den Staaten der Europäischen Union, heißt es von Seiten der Stadt Wien zu dem heute veröffentlichten Stadtrechnungs-Bericht zum Management der Covid-19-Krise in Wien. Die Stadt Wien hat die möglichen Gefahren der anrollenden COVID-19-Welle in Europa jedoch rasch erkannt und bereits im Februar 2020 – noch bevor der Bund oder andere Bundesländer eine solche Struktur hatten – einen Medizinischen Krisenstab eingerichtet, der die zentrale fachliche, operative und inhaltliche Koordination der COVID-19-Strategie der Bundeshauptstadt koordinierte.

Nicht zuletzt war es auch der Medizinische Krisenstab der Stadt Wien, der in einigen Bereichen Pionierarbeit leistete und als erstes einen Psychosozialen Krisenstab, einen BIldungskrisenstab oder auch einen Pflegekrisenstab einrichtete, die mittlerweile teilweise im Bund aber auch in anderen Bundesländern Usus ist. Besonders hervorzuheben ist auch, dass die Beschaffung von Schutzausrüstung in Wien über diese Struktur zentral erfolgt, was eine dauerhafte und kostengünstige Versorgung mit Schutzausrüstung aller Art über den bisherigen Verlauf der Pandemie sicherstellte. Im Prüfungszeitraum des Stadtrechnungshofes – vom März 2020 bis März 2021 – hat der Medizinische Krisenstab mehr als 150 Beschlüsse gefasst. Die Gesundheitsbehörde musste in diesem Zeitraum mit eine um das 26fache gestiegene Anzahl an meldepflichtigen Erkrankungen fertigwerden, als in den Jahren zuvor.

Dass die Pandemie die öffentlichen Strukturen in Österreich auf allen Ebenen durcheinandergewirbelt ist daher nicht verwunderlich; das zeigt auch der Umstand, dass im Prüfungszeitraum kein nationaler Pandemieplan für Österreich vorlag und damit eine entsprechende Rahmenvorlage für Pandemiepläne der Länder zur Verfügung stand. Nichtsdestotrotz hat sich die Wiener Gesundheitsverwaltung bemüht, einen eigenen Pandemieplan zu erstellen, der die weitere Grundlage für das behördliche Handeln darstellte.

Im Zuge genauen Prüfung wurde vom Stadtrechnungshof auch das Ausmaß der von der MA 15 - Gesundheitsdienst zu bearbeitenden Meldungen anzeigepflichtiger Krankheiten erhoben.

In den Jahren 2015 bis 2018 gab es demnach jährlich durchschnittlich 4.400 - 4.800 Meldungen anzeigepflichtiger Erkrankungen über das gesamte Jahr verteilt (vgl. StRH II – 21/18; S. 51, 8.1). Das monatliche Fallaufkommen betrug im Schnitt daher 367 - 400 Fälle, das tägliche Fallaufkommen 12 - 13 Fälle.

Durch das Aufkommen von SARS-CoV-2 stieg im Prüfzeitraum des Stadtrechnungshofes von März 2020 bis März 2021 die Anzahl an zu bearbeitenden Fällen meldepflichtiger Erkrankungen dramatisch auf insgesamt über 118.000 Fälle an. Somit kam es in diesem Zeitraum zu einer Steigerung der Fallzahl auf das 26-fache, einhergehend mit einer Ver-26-fachung aller Prozesse, von Testung, Erhebung, Contact Tracing bis hin zur Bescheiderstellung.

Mit SARS-CoV-2 trat mit einem Schlag ein Erreger auf den Plan, zu dem es weltweit keinerlei Erfahrungswerte gab. Es war somit für die befassten Behörden, Mediziner*innen und Wissenschaftler*innen nicht möglich, die weitere Entwicklung der Pandemie zu prognostizieren – auch nach Ausbruch der ersten Wellen und der Erfahrungswerte mit dem Wildtyp und der Alpha- Variante waren die Auswirkungen der wesentlich lethaleren und infektiöseren Delta-Variante nicht abzusehen. Diese wiederum ließ keinerlei Schluss auf die Infektionszahlen zu, die sich aus den durch die wiederum deutlich ansteckendere Omicron-Variante ausgelösten Infektionswellen ergeben würden.

Wird der gesamte Verlauf der Pandemie bis Juli 2022 betrachtet, so traten in diesem Zeitraum mehr als eine Million mehr Fälle meldepflichtiger Erkrankungen auf, als auf Basis der vorangegangenen Jahre zu erwarten war. Dies entspricht nahezu einer Verhundertfachung (genau um das 97fache) gegenüber den Jahren 2015 - 2018.

1450 wurde in der Pandemie zum zentralen Info-Telefon für die WienerInnen

Zu Jahresbeginn 2020 war das Gesundheitstelefon vor Pandemiebeginn auf täglich 300 Anrufe ausgelegt. Obwohl man auch hier nicht mit dem unmittelbaren Ausbruch einer weltweiten Pandemie rechnen konnte, hat der Stadtrechnugnshof anerkannt, dass der Fonds Soziales Wien (FSW) rasch und umfassend auf die extrem schnell ansteigende Nachfrage reagiert hat. Es zeigt sich erneut eine im Grunde unlösbare Herausforderung. Infektionen können exponentiell ansteigen und damit auch die Nachfragen bei 1450, aber keine Organisationsstruktur in diesem Land kann den Personalstand ebenso exponentiell steigern, damit es zu gar keiner Beeinträchtigung der Servicequalität kommt. Umso wichtiger war es auch, die Spitzen der Infektionswellen mit dem „Wiener Weg“ im Pandemiemanagement unter Kontrolle zu bekommen, um eine Überlastung dieser Strukturen bestmöglich zu verhindern.

Bereits im März 2020 wurde eine Kapazitätserweiterung durchgeführt und ein neuer 1450-Standort in Betrieb genommen. Am Ende des Betrachtungszeitraumes verfügte der Fonds Soziales Wien über vier Standorte. Die Personalkapazitäten wurden ebenso stark ausgeweitet. Die Zahl der MitarbeiterInnen im First-Level-Support konnten noch im März von 49 auf 200 ausgeweitet werden. Die Zahl des Personals im Second-Level-Support hat sich im April verfünffacht. In Summe waren im Jahr 2020 gleichzeitig bis zu 538 Personen beim Gesundheitstelefon 1450 tätig. Das Anrufvolumen in diesem Zeitraum stieg enorm. Zwischen März 2020 und März 2021 wurden von den MitarbeiterInnen von 1450 fast 2,1 Millionen Anrufe entgegengenommen. Zum Vergleich: im gesamten Jahr 2019 waren es 61.727 Anrufe. Der stärkste Tag bei 1450 wurde im März 2020 verzeichnet mit rund 21.000 Anrufen – mehr als ein Drittel des Jahresvolumens von 2019.

Wiener Teststrategie war ein zentraler Baustein in der Pandemiebekämpfung in Wien

Zu Beginn der Pandemie gab es das große Problem fehlender PCR-Testmöglichkeiten, später konnte durch die Antigen-Schnelltests eine breitere Verfügbarkeit von Testmöglichkeiten erreicht werden, jedoch gab es insbesondere bei diesen Schnelltests Unsicherheiten über ihre Sensitivität und Spezifizität. Eine wesentliche Herausforderung war darüber hinaus, dass die Probenentnahme bei den Tests in der ersten Phase der Pandemie aufwändig war (Abstrichnahme durch medizinisches Personal in Schutzanzügen usw.).

Durch den Bund wurde daher die Strategie an die Bundesländer vorgegeben, ein flächendeckendes PCR-Test- System aufzubauen. Wien hat entsprechend begonnen, diese Vorgabe des Bundes umzusetzen und gegen Ende des Prüfzeitraumes (März 2021) konnten in Wien diese Herausforderungen weitgehend bewältigt werden, wie der Stadtrechnungshof anerkennend bestätigte. Die Testkapazitäten für PCR-Tests, welche die höchste Sensitivität und Spezifizität aufweisen und daher die qualitativ hochwertigsten Ergebnisse liefern, konnten in Wien sukzessive ausgebaut werden.

Hier darf nicht vergessen werden, dass mitten im ersten Pandemiejahr nicht nur die Wiener Test- und Laborkapazitäten drastisch ausgebaut wurden (alleine im Jahr 2020 kam es zu einer Steigerung um das 60fache), sondern auch mit dem Wiener Gurgeltest eine eigene Probeentnahmemethode entwickelt wurde, die medizinisches Personl drastisch entlastet hat und eine weitere Skalierung, die weltweit ihresgleichen sucht, ermöglicht hat. Der Prüfungszeitraum endet noch dazu mit dem Startschuss von „Alles Gurgelt!“ - einem weltweit einzigartigen Projekt, mit dem nirgendwo auf der Welt ein so breitflächiges, kostenloses und zuverlässiges Testsystem auf die Beine gestellt wurde wie in Wien.

Das wird auch vom Stadtrechnugnshof anerkennend festgestellt, indem dieser schreibt, dass neben einem enormen Anstieg der Laborkapazitäten damit auch eine deutliche Kostenreduktion verzeichnet werden konnte. Wortwörtlich heißt es im Bericht: „Zusammengefasst betrachtet, stellte das Testungssystem in Wien einen essenziellen Bestandteil in der Pandemiebekämpfung dar.“ Mittlerweile wurden in Wien alleine rund 62 Millionen PCR-Tests durchgeführt, rund zwei Drittel aller in Österreich durchgeführten PCR-Tests.

Aus dem Pandemiebeginn gelernt: Contact Tracing und Bescheiderstellung mittlerweile vollständig digitalisiert

Auch das Contact Tracing und die Bescheiderstellung sahen sich mit einer noch nie dagewesenen Herausforderung konfrontiert. Das zeigt auch die enorme Personalentwicklung im Contact Tracing: Im ersten Jahr der Pandemie hat sich der Personalstand im Contact Tracing um das 40fache erhöht. Das hatte zur Folge, dass der durchschnittliche Zeitraum, bis ein Bescheid Zuhause einlangte innerhalb eines Jahres um mehr als 90 Prozent gesenkt werden konnte. Ende des Jahres 2020 wurde auch ein Datenkompetenzzentrum in der Wiener Gesundheitsbehörde gegründet, in dem das Team „Bescheidstraße“ insbesondere die EDV-unterstütze Erstellung von Bescheiden forcierte und das Team „Power User“ die Bereinigung nicht korrekter Daten vornahm.

Der Stadtrechnungshof stellt anerkennend fest: „Die diesbezüglichen Bemühungen der Stadt Wien zielten darauf ab, die vom Bund in der österreichischen Teststrategie getroffenen grundsätzlichen Festlegungen unter Berücksichtigung der speziellen Herausforderungen einer Großstadt, bestmöglich umzusetzen.“ Der Median-Wert lag gegen Ender des Jahres 2020 bereits größtenteils unter dem Zielwert von 24 Stunden. Mittlerweile erfolgen sowohl die Bescheiderstellung nach einem positiven PCR-Test als auch das Contact Tracing vollständig durchdigitalisiert.


Quelle: Stadt Wien



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