WMO-Generalsekretär besuchte Sonnblick-Observatorium

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Foto: Hermann Scheer
29 Sep 15:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Petteri Taalas forderte am Sonnblick rasches Handeln gegen Klimawandel / Weltweit kritische CO2-Marke könnte noch vor 2040 erreicht werden

(HP) Hohen Besuch in luftigen Höhen gab es gestern, Donnerstag, auf dem Sonnblick-Observatorium in Rauris: Der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas, besuchte die Wetterstation auf 3.106 Meter Seehöhe und wies dabei auf die aktuellen Herausforderungen durch den Klimawandel hin. Er appellierte an ein Umdenken im Bereich Industrie, Transport und Energieerzeugung, um die rasante Erwärmung noch verringern zu können.

Die stetig steigende CO2-Konzentration und das Tauen des Permafrosts durch die Klimaerwärmung stellt die Menschen zusehends vor Probleme. Am Sonnblick-Observatorium wird seit 1999 das klimawirksame Spurengas Kohlenstoffdioxid (CO2) durch das Umweltbundesamt gemessen. Wegen der exponierten Lage kann aus den Messungen am Hohen Sonnblick auf die großräumige Veränderung der CO2-Konzentration geschlossen werden.

Kritische Marke bei gegenwärtiger Entwicklung schon 2040 erreicht

Bisheriges Ergebnis: Die CO2-Konzentration stieg laut dem Betreiber des Observatoriums, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), seit Messbeginn von zirka 370 ppm (parts per million) auf derzeit rund 410 ppm. Bei der gegenwärtigen Entwicklung wird noch vor dem Jahr 2040 eine Konzentration von 450 ppm CO2 erreicht. Der Weltklimarat IPCC nennt die Marke von 450 ppm als jenen Wert, bis zu dem die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei Grad Celsius wahrscheinlich noch vermeidbar ist.

Rasches Handeln ist notwendig

„Ein rasches Handeln ist notwendig“, um das Ziel von 1,5 Grad Celsius des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, waren sich WMO-Generalsekretär Taalas sowie ZAMG-Direktor Michael Staudinger und die Leiterin des Sonnblick-Observatoriums, Elke Ludewig, nach der Besichtigung der Forschungsstation einig. Fossile Energieerzeugung und die Plastikproduktion können zwar nicht von heute auf morgen gestoppt werden, ein kontinuierlicher Umstieg auf neue Ressourcen wie erneuerbare Energie müsse aber forciert werden. Auch jeder und jede einzelne könne einen Beitrag leisten, indem er seinen Lebensstil ändere, so wenig Plastikprodukte wie möglich kaufe und beispielsweise nach dem Verkauf eines alten Autos auf ein elektrisch betriebenes Fahrzeug umsteige, veranschaulichte Taalas.

Bedeutung der wissenschaftlichen Messungen am Sonnblick

Angesprochen auf die Bewegung „Fridays for Future“ von Greta Thunberg meinte Taalas, man solle zwar nicht in Panik geraten, aber Druck auf die Umweltpolitik sei wichtig, um ein Umdenken und ein rasches Handeln zu bewirken. Ansonsten könnte sich die globale Durchschnittstemperatur in 200 Jahren um mehr als acht Grad Celsius erhöht haben, mit teils dramatischen Konsequenzen für die Bevölkerung wie Überschwemmungen, Hungersnöte und Trinkwassermangel. Er wies auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Messungen am Sonnblick-Observatorium hin, eine der höchsten Wetterstationen weltweit, und die globale Vernetzung der Daten. Das Beobachten der Erdatmosphäre sei unumgänglich, um den Klimawandel aufzeigen zu können. „Die Grönland-Gletscher schmelzen schneller ab als noch vor einigen Jahren“, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sei abnormal, gab er zu bedenken.

Drei schneefreie Sommer am Sonnblick

Seit Messungsbeginn vor 130 Jahren ist die Temperatur auf dem Sonnblick „um zwei Grad Celsius gestiegen“, schilderte Observatoriums-Mitarbeiter Hermann Scheer. „Wir sind Zeitzeugen. Wir sehen, wie die Temperaturen und die CO2-Konzentration kontinuierlich steigen“, sagte Observatoriums-Leiterin Ludewig. „Die vergangenen drei Sommer sind schneefrei gewesen.“ Im jährlichen Schnitt gehen ein Meter Länge und ein Meter Höhe des Gletschereises verloren. Vom Goldbergkees am Sonnblick würden in 30 Jahren nur mehr Reste übrig sein, das gleiche gelte für die Pasterze am Großglockner in 50 Jahren. Radikale Änderungen in Richtung klimaschonende Maßnahmen in Industrie und Verkehr könnten Positives bewirken. Auch ZAMG-Direktor Staudinger hegt die Hoffnung, dass die derzeitige Klimadiskussion „etwas bringt“.

Sonnblick-Gestein verliert an Festigkeit

Die ZAMG nimmt auch an einem europaweiten Permafrost-Projekt Teil und führt in mehreren Bohrlöchern am Sonnblick Messungen durch. Diese haben ergeben, dass das Gestein an Festigkeit verliert. Durch die Klimaerwärmung tauen obere Bodenschichten auf. Eine Folge sind Felsstürze, die in den vergangenen Jahren in den Alpen vermehrt beobachtet werden. Anfang der 2000er-Jahre drohte der Gipfel des Hohen Sonnblicks zu zerbrechen, er musste aufwendig saniert werden.


Quelle: Land Salzburg



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