Von Indianern und Casinos

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27 Jul 19:36 2020 von Redaktion International Print This Article

Was Casinos mit Indianerstämmen zu tun haben

Die Geschichte der USA steckt voller Ereignisse, die anderswo auf der Welt in dieser Form nicht zu finden sind: von der europäischen Kolonialgeschichte, dem Bürgerkrieg, der Sklavenbefreiung, bis hin zum Aufstieg zur einflussreichsten Demokratie der Welt.

Heutzutage sind die USA immer noch das wirtschaftlich stärkste Land und haben nach wie vor einen großen Einfluss auf die Geschicke in der Welt – sei es militärisch, in der Wissenschaft und Forschung oder auch kulturell – egal ob es sich um Musik, Literatur oder Filme handelt.

Da diese Fakten auch hierzulande keine großen Neuigkeiten darstellen, widmen wir uns einem in Deutschland eher unbekannterem Bereich der USA, nämlich der Geschichte der Ureinwohner Amerikas, der Indianer-Reservate und der Indianerkasinos. Heutzutage sind viele Casinos in Amerika in der Hand von indianischen Stämmen und haben einen großen Einfluss auf die lokale Wirtschaft.

Doch was genau sind eigentlich Indianerkasinos? Wie sind sie entstanden und was macht sie besonders? Und was hat es mit Indianer-Reservaten auf sich? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Bericht geklärt.

Die Anfänge – der europäische Kolonialismus

Die Expansion Amerikas begann im frühen 17. Jahrhundert und zog sich durch eine Phase, die circa 200 Jahre andauerte. Während die britische Krone das Land für sich beanspruchte, kam es zu dieser Zeit auch zu zahlreichen Übergriffen auf die amerikanischen Ureinwohner, die nicht zu einem Staat, sondern in Stämmen und Verbünden organisiert waren. Nicht nur verdrängten die Siedler die Ureinwohner, sondern sie brachten auch Krankheiten mit, die sich verheerend auf die einheimische Bevölkerung auswirkten.

Indianer-Reservate in den heutigen USA

Heutzutage leben noch knapp 5 Millionen indianische Ureinwohner in den USA und machen circa 2% der Gesamtbevölkerung aus. Die indianische Bevölkerung teilt sich in knapp 562 Stämme auf und die wirtschaftliche Situation liegt heute immer noch hinter der Gesamtbevölkerung – so ist beispielsweise die Arbeitslosenrate der Ureinwohner weitaus höher als der nationale Durchschnitt.

Als Folge der Kolonisierung wurden den Indianern Gebiete zugewiesen, die sogenannten Indianer-Reservate, die begrenzte Autonomie-Rechte haben. Das bedeutet, diese Regionen verfügen über eine eigene Gesetzgebung, Verwaltung sowie Infrastruktur und erheben ebenfalls Steuern. Es ist sogar möglich, Menschen aus diesem Gebiet zu verbannen. Indianer-Reservate sind mit einem Staat im Staat vergleichbar. Heutzutage leben nur knapp die Hälfte aller Indianer in den mehr als 300 Reservaten.

Der Indian Gaming Regulatory Act

Durch die eigene Gesetzgebung entstanden Vorteile für die Reservate. Zum Beispiel konnten Zigaretten zu günstigeren Kondition verkauft werden als im Rest des Staates. Aber dies war nichts im Vergleich zu den Casinos, die folgen würden.

Die Geschichte und die Gesetzgebung der USA ist kompliziert und es bedarf weitaus mehr, als einen einzigen Bericht, um diesem Thema gerecht zu werden. Prinzipiell lässt sich aber sagen, dass egal, um welche Spielform es sich handelt, ob Online Casino, Sportwetten oder echte Casinos, die Gesetzgebung hier von den einzelnen Staaten abhängig ist.

In den 1980er Jahren begannen die Indianerstämme damit, Casinos zu errichten, selbst wenn dies im umliegenden Staatsgebiet verboten war. Der Indian Gaming Regulatory Act machte es im Jahre 1988 offiziell, dass Casinos auf indianischem Gebiet gebaut werden dürfen. Dies brachte einen bis dato unvergleichlichen Reichtum in die Reservate. Knapp die Hälfte der Indianervölker hat inzwischen Casinos errichtet, die Milliardenbeträge erwirtschaften.

Bekannte Indianerkasinos

Foxwood Resort in Connecticut: Das Resort gehört der Mashantucket Pequot Tribal Nation – einem traditionsreichen Indianerstamm der Region. Mit über 7000 Spielautomaten und mehr als 400 Tischspielen gehört das Casino zu den größten der Welt.

Island Resorts & Casino in Michigan: Das Casino kann sich ebenfalls sehen lassen: Eine große Auswahl an Tischspielen sowie über 1500 Spielautomaten locken Casino-Freunde aus der Umgebung und der ganzen Welt an. Das Casino bietet eine Bingo-Halle, die 7 Tage die Woche geöffnet hat und unterhält zudem regelmäßig Poker-, Automaten- sowie Blackjack-Turniere.

Mohegan Sun in Connecticut: Das Casino lässt jedes Zockerherz höher schlagen: 42 Pokertische, 28 Spieltische sowie 650 Slotmaschinen lassen keine Wünsche offen. Natürlich unterhält das Mohegan Sun auch erstklassige Hotelzimmer für Reisende.

San Manuel Indian Bingo & Casino in Kalifornien: Was das Casino von den meisten anderen unterscheidet, ist der große Fokus auf Bingo. In der riesigen Bingo-Halle ist Platz für mehr als 2500 Menschen. Jeden Abend finden hier bis zu 15 Bingo-Partien statt. Daneben finden sich in den riesigen Hallen natürlich wie gewohnt die traditionellen Casino-Klassiker sowie moderne Spielautomaten wieder.

Potawatomi Bingo Casino in Wisconsin: Durch die Erweiterung ist das Potawatomi Casino heutzutage eines der größten Indianerkasinos der Welt. Jährlich finden sich mehr als 4 Millionen Gäste ein – das sind 11.000 Besucher am Tag. Platz und Spielmöglichkeiten gibt es hier reichlich: Über 3100 Spieltische mit zahlreichen Casino-Klassikern und Spielautomaten sorgen dafür, dass es den Gästen nicht langweilig wird.

Ein Ausblick

Bei dieser komplizierten Gesetzeslage sind Streitigkeiten vorprogrammiert. Momentan herrscht eine Debatte in den USA darüber, ob Online-Sportwetten legalisiert werden sollen. Während sich mehr und mehr Staaten für Online-Sportwetten aussprechen, stellen sich die Indianerstämme dagegen. Hier bleibt die Entwicklung abzuwarten.



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