Städtische Kindergärten machen Kinder schulfit!

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Kindergärten als Bildungsort:
Foto: Stadt Salzburg / J. Knoll
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Das gibt Selbstvertrauen:
Foto: Stadt Salzburg / J. Knoll
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Fit für den Schulstart:
Foto: Stadt Salzburg / J. Knoll
05 Jul 09:00 2019 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Am Beispiel des zweigruppigen Montessori-Kindergartens Liefering 1

2.339 Mädchen und Buben besuchen derzeit – aufgeteilt in 104 Gruppen – die 34 städtischen Kindergärten. 789 Kinder davon sind im verpflichtenden letzten Kindergartenjahr, das heißt, sie werden ab Herbst eine Volksschule besuchen.

„Der Wechsel vom Kindergarten in die Volksschule ist für viele Kinder ein ganz besonderer Einschnitt. Eine enge und gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Kindergarten, Eltern, Erziehungsberechtigten und der Schule ist daher wichtig. Die Pädagog*innen in der Stadt Salzburg leisten in diesem Bereich hervorragende Arbeit und gehen in dieser Lebensphase speziell auf die Anforderungen, die mit dem Wechsel in eine neue Institution verbunden sind, ein. Es freut mich ganz besonders, dass dank der Angebote in den Kindergärten und der Zusammenarbeit mit den Eltern und den Schulen die Kinder in der Stadt Salzburg bestmöglich schulfit gemacht werden. Mein Dank gilt daher allen Pädagog*innen“, sagt Vizebürgermeister Bernhard Auinger.

Die Montessori-Pädagogik ist ein von der italienischen Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori ab 1907 entwickeltes pädagogisches Bildungskonzept, das die Zeitspanne vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen abdeckt. Sie beruht auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seines Selbst“ und verwendet deshalb zum ersten Mal die Form des „offenen Unterrichts“ und der „Freiarbeit“. Sie kann insofern als experimentell bezeichnet werden, als die Beobachtung des Kindes die Lehrenden dazu führen soll, geeignete didaktische Techniken anzuwenden, um seinen Lernprozess optimal zu fördern. Als Grundgedanke der Montessori-Pädagogik gilt die Aufforderung „Hilf mir, es selbst zu tun!“.

Gedanken von Helga Maletzky, Leiterin des zweigruppigen Kindergartens
Liefering 1, zur Montessori-Pädagogik in ihrem Haus:

„Veränderungen gehören zum Leben. Um sie gut bewältigen zu können, müssen sie mit äußerster Sensibilität mit Kindern geübt werden. Die wichtigsten Voraussetzungen, um sie positiv auf die Schule vorzubereiten:

1. Die Stärkung der Lernbereitschaft des Kindes - am besten durch Dinge, die es sich selbst aussucht und von sich aus lernen will. Nur bei intensiver Auseinandersetzung mit Lerninhalten werden Konzentration und Ausdauer geschult. Beides sind Fähigkeiten, die sehr wichtig für die Schule sind.
Beispiel: Das Kind ist in der Früh in den Kindergarten gekommen. Nach seiner Orientierungsphase findet es zu keiner sinnvollen Beschäftigung. Die Pädagog*in greift ein und unterstützt es - fragt: ,Magst du dir eine Arbeit aus deiner Mappe aussuchen oder soll ich dir etwas zeigen?´ Die Selbstständigkeit des Kindes muss geweckt und gefördert werden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die sogenannte „vorbereitete Umgebung“. Nach Montessori lässt diese einen gewissen Entscheidungsfreiraum, ohne das Kind zu überfordern. Es findet gut strukturierte und in übersichtlicher Umgebung vorbereitete Arbeitsmaterialien vor. Das Kind kann sie selbstständig nützen - oder die Pädagogin stellt zunächst das Material in einer Lektion vor, und das Kind arbeitet danach eigenständig damit weiter. Übungen für das tägliche Leben sind Gieß-, Löffel-, Pinzetten-, Spann- und Schraubspiele und Arbeiten mit Maschen- und Knopfrahmen.

2. Kinder brauchen das Bewußtsein von „Selbstwirksamkeit“. Das bedeutet, sie sollen ihre Umwelt bis zu einem gewissen Grad selbst kontrollieren können. Abhängigkeit löst schnell das Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht aus. Situationen, in denen man sich verunsichert fühlt, blockieren Kreativität, Entscheidungsfähigkeit und eigenständiges Lernen. Kinder dürfen und sollen lernen, dass sie etwas bewirken können und sich Hilfe holen dürfen, wenn sie nicht weiter wissen. Eine positive innere Haltung gegenüber den Kindern und die Zurückhaltung der Pädagog*innen im richtigen Moment ermöglicht es ihnen, Selbstwirksamkeit zu erfahren. Sie können sich selbst als Problemlöser erleben. Vorzeitiges Eingreifen vereitelt diese Erfahrung.
Wichtig ist auch die eingebaute Fehlerkontrolle im Material, mit deren Hilfe Kinder allein eine Aufgabe kontrollieren und korrigieren können.

3. Die Fähigkeit, sich selbst für eine Arbeit entscheiden zu können und diese auch selbstständig zu organisieren, ist für den Schulbesuch unverzichtbar. Kinder immer wieder dazu auffordern, sich eigenständig eine Arbeit auszusuchen, ist bei uns Alltag. Da Fehler weder betont noch bewertet werden, können sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren und eine positive Arbeitshaltung entwickeln.

4. 'Selbstregulation' bedeutet im Kindergarten, dass das Kind keine zu hohen Ansprüche an sich selbst stellen muss. Es kann bei einer Arbeit bleiben, diese erfüllen und in seinem Tempo zu Ende bringen. Ohne negativen Druck von außen geben Kinder nicht gleich auf und verlieren nicht den Mut bei frustrierenden Erlebnissen.

Das Montessori-Material führt das Kind über eine äußere zu einer inneren Ordnung. Es entwickelt Denkstrukturen, ordnet die Welt und versinkt im Tun. Es erlebt eine sogenannte 'Polarisation der Aufmerksamkeit'. Es kann solange üben, bis es den Lernschritt erfasst hat und eine größere Herausforderung sucht.

5. Regeln gehören zum Leben, sie erleichtern das Miteinander. Sie geben Sicherheit und Orientierung. Es ist bedeutsam Regeln zu erkennen und sich an sie zu halten.
Hat das Kind im Kindergarten gelernt, mit Regeln umzugehen, fällt es ihm in der Schule leichter sich einzufügen. Neben der freien Wahl von Arbeiten ist das Lernen durch Vorleben von großer Wichtigkeit. Regeln leben die Pädagog*innen und die anderen Kinder vor. Dazu gehört:
• Immer sagen, wohin man geht
• Nichts kaputt machen
• Niemanden verletzen
• Alles wieder zurückräumen

6. Empathie, sich in andere einzufühlen, für andere Menschen Verständnis aufzubringen, etwas zu teilen und etwas für sich behalten – das sind wichtige Fertigkeiten, die geübt werden müssen. Bei uns im Haus entwickeln Kinder eigene Spielregeln und orientieren sich an ihnen.
Kinder, die sich in der Gruppe aufgehoben fühlen, bewältigen schwierige Situationen leichter, da sie emotionale Unterstützung erfahren. Kinder mit diesen Fähigkeiten finden schnell Anschluss und leiden weniger unter unbekannten Situationen.

Die Schule baut auf den Erfahrungen und Entwicklungsfortschritten des Kindergarten-Kindes aus dem Kindergarten und seines persönlichen Umfeldes auf. Für einen erfolgreichen Schulstart brauchen Kinder Einstiegswissen und – können, beides ermöglicht und erleichtert weiteres Lernen in der Schule. Bei der Schulvorbereitung unserer Kinder geht es darum, die Voraussetzung für schulisches Lernen zu schaffen - nicht darum, den Kindergarten zu verschulen oder schulische Inhalte vorwegzunehmen.

Die Zusammenarbeit mit der Schule funktioniert mit unserer Nachbarschule, der Volksschule Liefering 2, sehr gut. Jedes Jahr nach der Schuleinschreibung besuchen uns die Direktorin und eine Lehrerin. Die Eltern sind informiert darüber, dass die Schule zum Beobachten der neuen Schulkinder kommt. Die Einladung zum Informations-Elternabend für die neuen Schulkinder ergeht an alle Kindergärten im Stadtteil Liefering. Zeitnah zum Elternabend haben Eltern die Möglichkeit, sich selbst vor Ort zu vergewissern, ob diese Schule für ihr Kind geeignet ist. Die Kinder sind jedes Jahr einen Vormittag lang von halb neun bis halb elf zum 'Schule-Schnuppern' eingeladen. Da erleben sie dann die Schule in 'echt'. Wir gehen an diesem Tag mit Patschen, Jause und Turnsachen dorthin. Ein Schulkind führt unsere Kinder durchs Schulhaus. In einem kleinen Heft können unsere Kinder Aufgaben ausmalen. Nach der Pause geht es noch zur Turnstunde. Wenn das Wetter schön ist, gibt es einen Lesegarten in der Schule. Die Kindergarten-Kinder sind eingeladen, und die Schulkinder lesen ihnen vor.“



Quelle: Stadt Salzburg



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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