Wien: Patient*innenanwalt Jelinek - Paxlovid noch immer nicht verfügbar – Corona- und Grippe-Welle legen Missmanagement offen

Slide background
Wien

16 Dez 08:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Wiener Patient*innenanwalt Gerhard Jelinek fordert, umgehend eine Versorgung mit Paxlovid sicherzustellen

„Wir haben so viele akut Covid-Erkrankte wie noch nie zuvor in Wien und das wichtigste Medikament für vulnerable Menschen ist noch immer nicht verfügbar“, kritisiert der Wiener Patient*innenanwalt, Dr. Gerhard Jelinek. „Die Welle kommt nicht überraschend, nachdem alle Infektionsschutzmaßnahmen fallen gelassen wurden und das Abwasser-Monitoring seit Wochen klare Anzeichen für einen starken Anstieg gab. Aber erschreckend ist das Missmanagement, dass in dieser Situation offenbar wird. Nachdem der Gesundheitsminister garantiert hatte, dass ab Anfang der Woche endlich in jeder Apotheke in Wien Paxlovid zur Verfügung stehen werde, bestätigen zahlreiche aktuelle Beschwerden bei der Wiener Pflege- und Patient*innenanwaltschaft das genaue Gegenteil“, so der Patient*innenanwalt und ergänzt: „Wir haben verzweifelte Patienten und Patientinnen, teilweise mit schweren Vorerkrankungen, die Apotheken in ganz Wien und NÖ nach Paxlovid durchtelefonieren, um mit dem Medikament einen schweren Verlauf verhindern zu können. Da die Einnahme innerhalb der ersten fünf Tage nach Beginn der Erkrankung begonnen werden muss, hat sich für viele dieses Zeitfenster bereits geschlossen.“

Eine zentrale Stelle für Paxlovid

Jelinek: „Es ist kranken Patient*innen absolut unzumutbar, sich durch stundenlange Recherche und Reisen in andere Bundesländer das Medikament beschaffen zu müssen. Es braucht umgehend eine Stelle, über die Erkrankte Paxlovid beziehen können. Die Betroffenen sind es leid zu hören, dass alle involvierten Akteure im Gesundheitssystem gerne helfen würden, aber einfach keine Informationen hätten, wo Bestände vorrätig seien bzw. es nicht schaffen, eine Logistik aufzubauen, die diese Bestände für Patient*innen zugänglich macht.“

Erst digital, statt ambulant oder stationär

„Wenn man schon im Vorfeld falsch kalkuliert hat, dann müssen zumindest jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden um umzuverteilen und Patient*innen über die Verfügbarkeit von Paxlovid in ihrer Nähe zu informieren. Die Gesundheits-Hotline 1450 wäre eine bereits bestehende Einrichtung, die das leisten kann. Eben erst digital, statt ambulant oder stationär“, so der Patient*innenanwalt.

Impfangebot, Schutzmaßnahmen und Informationskampagne mangelhaft

„Die jetzige Versorgungskrise ist der Höhepunkt einer Reihe von mangelhaft oder gar nicht ergriffen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung“, kritisiert Jelinek. „Auf eine groß angelegte Informationskampagne zur (fast) gratis Grippeimpfung folgte bald die Ernüchterung, dass es erst kaum Impftermine und dann schon bald keinen Impfstoff mehr gab, da man diesen nur für einen Bruchteil der Wiener*innen besorgt hatte. Neben der Grippeimpfung machten sich die Versicherten auch auf die mühsame Suche nach Ärzten und Ärztinnen, die die Covid-Impfung anbieten und noch vor Beginn der Welle Termine vergeben.“ Auch hier hätte man die Besonderheit des Impfstoffs, nämlich die Abgabe in 6-er Ampullen und die besonderen Lagerbedingungen völlig ignoriert, wodurch bettlägerige, besonders vulnerable Personen keinen Hausarzt fänden, der sie im Rahmen eines Hausbesuchs impft. Patien*innennanwalt Gerhard Jelinek: „Was in der Vergangenheit problemlos über die Gesundheitshotline 1450 organisiert wurde, wird nun nicht mehr angeboten. Die Finanzierung von Krankentransporten zum Hausarzt oder der Hausärztin lehnt die ÖGK ab.“

Keine Vorbereitung auf Covid-Winter

„Darüber hinaus gab es nur unzureichende Werbung für bewährte Schutzmaßnahmen wie die Maske und ein lange kaum verfügbares, zum Teil hochpreisiges Covid-Testangebot“, stellt der Patient*innenanwalt fest und ergänzt: „Die Ernsthaftigkeit einer Infektionswelle ist nicht nur an den Belagszahlen von Intensivstationen zu bemessen, sondern auch an den volkswirtschaftlichen Kosten von massenhaften Krankenständen und den noch nicht abschätzbaren Langzeitfolgen weiterer Long-Covid-Patient*innen. Krankenstände, die die Personalprobleme in den Spitälern weiter verschlimmern, sind unbedingt zu vermeiden und vulnerable Personen in Spitälern durch konsequentes Maske tragen zu schützen.“ (Schluss)


Quelle: Stadt Wien



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg