Kärnten: Neue Kooperation macht Kärnten und Oberösterreich zu innovativer Wirtschaftsachse

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Foto: Lindner Recyclingtech
17 Mär 10:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

LHStv.in Schaunig: Bundesländerübergreifende Zusammenarbeit im Bereich der Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft – Kärnten steigt in etabliertes Netzwerk ein – Mehrwert für KMU und Leitbetriebe – LR Achleitner: Oberösterreich und Kärnten werden damit zum Innovations- und Wertschöpfungsmotor für die gesamte Republik

Klagenfurt (LPD). „Gemeinsame Stärken ausspielen“ – unter dieser Prämisse gehen Kärnten und Oberösterreich neue gemeinsame Wege. Die beiden Bundesländer richten ihre strategische Technologie-Roadmap im Bereich der Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft für die nächsten drei Jahre aufeinander aus und eröffnen damit den Unternehmen beider Bundesländer neue Chancen im Bereich der Kooperationen und Innovationen. Dies gaben Kärntens Wirtschaftsförderungsreferentin LHStv.in Gaby Schaunig und Oberösterreichs Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner heute bei einer Online-Pressekonferenz bekannt.
„Kooperationen über Ländergrenzen hinweg haben sich für Kärnten bewährt. Nach den elektronikbasierten Systemen und den grünen Technologien starten wir nun eine neue Partnerschaft in einem weiteren Stärkefeld Kärntens, der Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft. Die Zusammenarbeit mit dem oberösterreichischen Kunststoffcluster ermöglicht Kärntner Unternehmen den Zugang zu einem bestens etablierten Netzwerk“, erklärte LHStv.in Schaunig. „Diese Kooperation bildet die Grundlage für eine beispielgebende Allianz, um Technologien und Entwicklungen in neue Innovationen umzusetzen und so insbesondere Exporterfolge und damit auch die Produktion an beiden Standorten langfristig abzusichern. Oberösterreich und Kärnten werden damit zum Innovations- und Wertschöpfungsmotor für die gesamte Republik“, betonte Wirtschafts-Landesrat Achleitner.

Konkret haben die oberösterreichische Standortagentur Business Upper Austria und der Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) einen vorerst auf drei Jahre befristeten Kooperationsvertrag mit dem klaren Bekenntnis unterzeichnet, die Zusammenarbeit bei Projekten zwischen Unternehmen aus Oberösterreich und Kärnten zu vertiefen. „Die Innovationskooperation mit Oberösterreich im Bereich Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft ist ein weiterer wichtiger Mosaikstein im Zuge der Umsetzungsmaßnahmen unserer langfristigen Strategie Kärnten 2030. Dabei bündeln wir Know-how und nutzen Synergien. Ein sehr gutes Beispiel für Smart Specialization mit Gewinnern auf beiden Seiten“, so KWF Vorstand Sandra Venus.
„Der neue Schulterschluss baut auf eine bereits gut gelebte Zusammenarbeit beider Länder im Unternehmens- und Forschungsbereich auf. Eines der schon laufenden Kooperationsprojekte wird aktuell gerade umgesetzt: Ein Shredder der Kärntner Firma Lindner Recyclingtech wird derzeit in der Lehr-, Lern- und Forschungsfabrik des Linz Institute of Technology (LIT) an der Johannes Kepler Universität installiert“, hoben Schaunig und Achleitner hervor.

In Kärnten hat sind der Bereich der Kunststoffbranche als absolutes Stärkefeld entwickelt, das insbesondere mit den ansässigen Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft und Produktion von Gütern aus Kunststoff (zum Beispiel Kruschitz, Europlast, Prezero, CCL, Volpini, Lindner Recyclingtech, Hirsch Servo und weitere rd. 50 Unternehmen mit insgesamt 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Potential für Kooperation und Innovation) eine wichtige Rolle in Europa spielt. Einige dieser Unternehmen werden bereits vom Kunststoff-Cluster mitbetreut. In den vergangenen zwei Jahren gab es bereits ganz konkrete Kooperationsprojekte zwischen Oberösterreichischen und Kärntner Unternehmen, die auch von beiden Ländern gefördert wurden (Details siehe unten).
Mit der nunmehr vertraglich fixierten Zusammenarbeit werden für Unternehmen, Forschungs- & Bildungseinrichtungen überregionale Netzwerke, Allianzen und Kooperationsprojekte insbesondere im KMU- und Leitbetriebebereich geschaffen. Die Zusammenarbeit umfasst Aktivitäten im Bereich Wissenstransfer oder die Vermittlung von Technologie- und Kooperationspartnern. Ergänzend dazu gibt es Erfahrungsaustauschrunden zu Branchen- und Technologieschwerpunkten sowie Veranstaltungen.

Die Initiative für die neue Kooperation ging von Unternehmern aus, allen voran Werner Kruschitz, CEO des Recyclingunternehmens KRM GmbH. „Wir sind einer der Kärntner Betriebe, die bereits Mitglieder im Cluster sind und es ist richtig und wichtig, dass diese Kooperation jetzt auf eine höhere Ebene gehoben und ausgeweitet wird. Wir Betriebe in der Kunststoff- und Kreislaufbranche können in Österreich nicht mehr wachsen, wir müssen hinausgehen – und das funktioniert umso besser, je breiter man vernetzt ist. Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern treten miteinander am internationalen Markt auf. Ich bin überzeugt, dass die vertiefte Kooperation uns dabei erfolgreich unterstützen wird“, sagte Kruschitz, der auch Fachvertretungsvorsitzender in der Wirtschaftskammer und Mitglied der Bundesinnung der Kunststoffverarbeiter ist.

„Schon vor Abschluss dieses Kooperationsvertrages wurden einige erfolgversprechende Projekte gestartet. Die Intensivierung der Zusammenarbeit des oö. Kunststoffclusters mit den Unternehmen der Kunststoffbranche in Kärnten verschafft allen Partnern die Möglichkeit zur Mitwirkung u.a. an der Realisierung von Circular Economy, die dadurch zusätzlichen Drive erfährt“, sieht OÖ. Kunststoffcluster-Beiratssprecher Manfred Hackl, CEO der EREMA Group, viel Potenzial in der Zusammenarbeit.

„Wir freuen uns sehr über diese Zusammenarbeit von Business Upper Austria und dem KWF, weil Unternehmen in beiden Bundesländern davon profitieren. Am Beispiel des Kunststoff-Clusters zeigt sich, wie durch gemeinsame Projekte die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden kann“, betonte Werner Pamminger, Geschäftsführer Business Upper Austria.Im Rahmen der Innovationskooperation Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft
»INNOKO K²« wird über eine Laufzeit von drei Jahren mit dem KWF und einer Steuergruppe aus Kärntner Leitbetrieben ein Maßnahmenbündel zu einer Innovations-Roadmap aufgebaut. Das bereits in Oberösterreich erfolgreich umgesetzte Instrument wird die Kooperation stärken und den Aufbau neuer Wertschöpfungsketten fördern. Erklärtes Ziel ist dabei, neue und innovative Kooperationsprojekte zu initiieren und zu begleiten. Basis der Roadmap ist die Erhebung der Technologie- und Forschungsangebote und des Bedarfs der Unternehmen und ansässigen F&E Einrichtungen.
Die Cluster und Netzwerke bzw. der KWF betreuen gemeinsam die Beantragung von Förderungen von Unternehmen, begleiten die Oberösterreichischen und Kärntner Projektpartner bei der Klärung von organisatorischen Fragen etc. und unterstützen sie – falls erforderlich - beim Projektabschluss.

„Für Wirtschaft und Forschung bedeutet das eine Unterstützung durch zwei schlagkräftige Organisationen. Der KWF wird bei Kooperationsprojekten der OÖ Cluster mit Kärntner Unternehmen und Business Upper Austria bei Kooperationsprojekten des KWF mit oberösterreichischen Unternehmen bereits in der Initiierungsphase herangezogen. Die Synergien ermöglichen schlanke Kostenstrukturen und Effizienz bei der Umsetzung“, erklärt Landesrat Achleitner.
„Die Bereiche Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft bieten angesichts des europäischen Green Deal enorme Wachstumschancen. Im Bereich der grünen Technologien kooperieren wir bereits mit dem steirischen Green Tech Cluster. Nun gehen wir die nächste bundesländerübergreifende Kooperation ein. Damit steht das Know-how oberösterreichischer Cluster-Initiativen im Bereich der Kunststoff und Kunststoffkreislaufwirtschaft auch Kärntner Unternehmen offen“, so LHStv.in Schaunig.
Oberösterreichs Kunststoffbranche hat sich in den vergangenen 70 Jahren stark entwickelt, zahlreiche Unternehmen wurden zu Weltmarktführern: Agru, Borealis, Engel, Erema, FACC, Greiner, Haidlmair, Internorm, SML, Starlim Sterner, Poloplast, Praher, Teufelberger sind einige Beispiele. Der Kunststoffstandort Oberösterreich umfasst rund 220 Kunststoffunternehmen mit über 38.000 Beschäftigten. Diese erwirtschaften mehr als 11,5 Millarden Euro Umsatz und damit die Hälfte des österreichweiten Umsatzes der gesamten Branche.

Rund 80 Prozent der oö. Kunststoff-Unternehmen sind in Kunststoff-Cluster Mitglied.
Bereits drei Mal wurde der KC mit dem „European Cluster Excellence Gold Label“, dem höchsten europäischen Gütezeichen für vorbildliches Clustermanagement ausgezeichnet.

Kooperationsprojekte OÖ-Kärnten im Rahmen des Kunststoffclusters:
Circumat
Ziel des Projektes Circumat ist es Kunststoffabfallströme wieder zu hochwertigen Rezyklaten aufzubereiten und daraus wiederum neue, ebenso hochwertige Produkte herzustellen. Um zu zeigen, dass Kreislaufwirtschaft auch in der Kunststoffbranche erfolgreich umgesetzt werden kann, bringen Vertreter aller Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette ihre Expertise in einem Projektteam ein, das an der Umsetzung dieser Zielsetzung arbeitet. Beteiligt sind Borealis als Neuwarehersteller, Greiner Packaging als Konverter/Verpackungshersteller, LAVU als Abfallsammler und Logistiker, Lindner als Hersteller von Zerkleinerungs- und Waschtechnologie, Erema als Recyclingmaschinenhersteller und Innplast als Recycler. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Institut für Polymerextrusion und Compounding der Johannes Kepler Universität Linz bei den Kunststoffverarbeitungsthemen und dem TCKT GmbH, welches verschiedene Analysen und Charakterisierungen durchführt.

Bin_up.AT
Bin-up.AT nennt sich ein Projekt im Kunststoff-Cluster, das aus Mülltonnen echte Wertstofftonnen machen will. Die Behälter sollen zu 100 Prozent aus Post-Consumer Kunststoffrezyklat hergestellt werden, das regional gesammelt und rezykliert wird. Die Wertstofftonne hat deshalb einen minimalen ökologischen Fußabdruck und schafft außerdem noch mehr Anreiz zur Mülltrennung. Die Umsetzung erfordert viel praktisches Know-how über die Wertstofftonnen, Recycling-Kreisläufe, Upcycling-Methoden und eine effiziente Abfall-Sammel-Logistik. Entsprechend setzt sich auch das Team der Projektpartner unter der Leitung von M2 Consulting GmbH zusammen: Fa. Europlast Kunststoffbehälterindustrie GmbH (Spritzgießer von Wertstofftonnen), Fa. Walter Kunststoffe GmbH (Recycling/Upcycling) und Fa. LAVU GmbH (Abfall-Verwertung und -Logistik). Am Ende soll das erarbeitete Konzept in andere Regionen übertragbar sein und ermöglichen, auch anderswo regionale Kreisläufe zu schließen.

rePETitio
Im Projekt rePETitio werden PET-Post-Consumer-Abfälle (Blister, Trays - keine Flaschen) in einem Pilotversuch durch die Umweltprofis OÖ (Landesabfallverband) und der ARA gesammelt, danach durch die Fa. Kruschitz Recycling aufbereitet und mittels LSP-Recyclingverfahren der Next Generation Recyclingmaschinen GmbH wieder zu neuen Produkten prozessiert. Ziel ist, Food-Grade-Rezyklate für die Greiner Packaging GmbH als auch Non-Food-Grade Rezyklate für die Teufelberger AG herzustellen und damit einen zusätzlichen Stoffstrom für rPET zu erschließen. Besonders herausfordernd dabei ist die sortenreine Sammlung sowie der Nachweis des Lebensmitteleinsatzes der gesammelten Trays.

LIT Factory
Im Rahmen einer Kooperation der Kärntner Firma Lindner-Recyclingtech mit der Johannes Kepler Universität Linz wird ein Lindner-Shredder zur Zerkleinerung von Kunststoffen in die Aufbereitungslinie der LIT-Factory Linz integriert. Die LIT Factory des Linz Institute of Technology (LIT) an der Johannes Kepler Universität (JKU) ist eine vernetzte Lehr-, Lern- und Forschungsfabrik für Smart Polymer Processing und Digitalisierung und unterstützt die fachliche Einbettung der Kunststofftechnik zwischen Polymerchemie, Mechatronik und Informatik mit Schwerpunkten im Bereich Machine Learning und Cyber Physical Systems.

Business Upper Austria
Business Upper Austria ist die Standortagentur des Landes Oberösterreich und fungiert als Innovationstreiber und erster Ansprechpartner für in- und ausländische Unternehmen. Die Unternehmen erhalten maßgeschneiderte Lösungen für ihre Investitions- und Innovationsprojekte. Business Upper Austria hat langjährige Erfahrung mit der Durchführung von Clusterprojekten und der Innovationsförderberatung von KMU.

Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds KWF
Der KWF ist die Einrichtung des Landes Kärnten zur Wirtschaftsförderung. Er entscheidet unabhängig und weisungsfrei. Seit 1993 präsentiert sich der Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds als verlässlicher und berechenbarer Partner für die Kärntner Unternehmen im Bereich der Wirtschaftsförderung. Er sichert eine ausgewogene, regionale, ökologisch verträgliche Entwicklung in Kärnten, die das Land wettbewerbsfähig macht, Wachstum fördert und Arbeit schafft. Mit Know-how, Beratung und Finanzhilfen unterstützt der KWF vorwiegend kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit qualifizierten Ganzjahresarbeitsplätzen. Er begleitet und fördert Wachstum, Innovation und Projektentwicklung in zielorientierter Kooperation mit allen bestehenden Förderungsstellen des Bundes und der EU. In 27 Jahren wurden über 22.000 Projekte genehmigt und dadurch konnten über 37.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. www.kwf.at


Quelle: Land Kärnten



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