Mehr Fairplay im heimischen Fußball

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Mit der "Grünen Karte" soll der Fairplay-Gedanken im heimischen Fußball wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt werden. Dieses einzigartige Pilotprojekt nimmt in Linz seinen Ausgang. V.l.n.r.:  DI Dietmar Krczal, Obmann Schiedsrichtergruppe Linz,Vizebürgermeisterin Karin Hörzing, Manuel Schüttengruber, FIFA-Referee,  Dr. Thomas Prammer, Vorsitzender der OÖ Schiedsrichterkommission, Lino Heiduck, Schiedsrichtergruppe Linz. 
Foto: Stadt Linz
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Vizebürgermeisterin Karin Hörzing und Fifa-Schiedsrichter Manuel Schüttengruber. 
Foto: Stadt Linz
30 Jän 20:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Pilotprojekt startet im Frühjahr in Linzer Nachwuchsliga

Belohnung statt Bestrafung verheißt die neue Schiedsrichter-Karte im heimischen Fußball. Als Ergänzung zur blauen, gelben und roten Karte wird mit Beginn der Frühjahrsmeisterschaft die „Grüne Karte“ als Pilotprojekt in einer Linzer Nachwuchsliga eingeführt. Die Fairplay fördernde Initiative der Stadt Linz und der Schiedsrichtergruppe Linz setzt als Novum in Österreich damit dem Prinzip der Bestrafung etwas entgegen.

Die eigens geschulten Verbandsschiedsrichter können die „Grüne Karte“ künftig an besonders faire Spielerinnen und Spieler vergeben. Selbst Vereine können die „Grüne“ ab Start der Frühjahrssaison im April erhalten. Belohnt wird damit besonders faires Verhalten, etwa wenn ein Spieler ein Tor erzielt, dem Schiedsrichter aber gesteht, dass er sich im Abseits befand. Auch ein zehn Punkte umfassender Kriterienkatalog, der das Verhalten des Trainers oder der Trainerin ebenso wie der Fans umfasst, wird zur Bewertung des Vereins herangezogen. Der fairste Verein wird am Ende der Saison mit attraktiven Preisen belohnt.

„In Zeiten, in denen bis in die untersten Ligen falscher Ehrgeiz der Erwachsenen auf die Kinder projiziert wird und oftmals nur mehr Punkte und Siege zählen, muss der Fairplay-Gedanke und ein respektvoller Umgang miteinander wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt werden. Im Fußball kann man als Teil eines Teams unheimlich viel für das Leben lernen. Respekt, Toleranz und der Umgang mit Sieg und Niederlage gehören zu den Beispielen, die der Fußball als Lebensschule vermitteln kann. Die ‚Grüne Karte‘ ist daher neben der sportlichen Wertung ein wichtiges Signal für mehr Fairplay auf und abseits des Fußballplatzes“, zeigt sich Sportreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing über die Einführung der „Grünen Karte“ erfreut.

Revolution im heimischen Fußball: Linz folgt Italiens zweiter Liga

Der italienische Fußballprofi Cristian Galano aus der Serie B schaffte es 2016 nicht durch ein besonders spektakuläres Tor oder gar ein rüdes Foul in die Gazetten unseres südlichen Nachbarlandes. Auch eine lautstarke Auseinandersetzung mit dem Unparteiischen war nicht der Grund, warum der 27-jährige Stürmer von Vicenza in die Fußball-Geschichtsbücher einging. Im Gegenteil, der heute bei Foggia unter Vertrag stehende Kicker war der erste seiner Zunft, der vom Schiedsrichter mit einer grünen Karte bedacht wurde. Was war an jenem 4. Oktober im Match zwischen Vitrus Entella und Vicenza Calcio Innovatives geschehen, das die Fußballwelt nach Italien blicken ließ? Nach einer fairen Aussage von Galano korrigierte Schiedsrichter Marco Mainardi seine Entscheidung von Eckball auf Abstoß und zückte zur Überraschung des Spielers und des Publikums die erste grüne Karte im Fußball.

„Solche Aktionen könnten künftig auch in Österreich mit der grünen Karte belohnt werden. Es ließe sich durchaus von einer kleinen Fußball-Revolution sprechen, die vorerst in Linz im Nachwuchsbereich ihren Ausgang nimmt“, berichtet Sportreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.

Grün als schönes Gegenstück zu Blau, Gelb und Rot

Was in Italiens zweiter Liga seit 2016 Usus ist, soll nach Beschluss des OÖ Fußballverbandes mit Beginn der Frühjahrsmeisterschaft 2019 als Pilotprojekt in Linz gestartet werden: die „Grüne Karte“ als Ergänzung zur blauen, gelben und roten Karte. Faire Spielerinnen und Spieler aber auch Trainerinnen und Trainer werden ab April mit dem grünen Karton belohnt. Selbst Vereine können künftig die „Grüne“ erhalten.

„Diese Karte ist sozusagen das schöne Gegenstück zu den im Fußball-Regelwerk vorgesehenen und vom Schiedsrichter anzuwendenden blauen, gelben und roten Karten. Die ‚Grüne Karte‘ soll Fairplay-Leistungen gut sichtbar symbolisieren“, erklärt DI Dietmar Krczal, Obmann der Schiedsrichtergruppe Linz.

Auch der OÖ Fußballverband steht dem Projekt überaus positiv gegenüber: „Korrektes Verhalten am Fußballplatz sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Darüber hinaus sehen wir es aber als zielführende Maßnahme an, einen Anreiz für besonders faire Teams zu setzen. Man hört leider meist nur von den wenigen schwarzen Schafen, während jene Vereine, die ein ganzes Jahr vorbildhaft auftreten, unter der Wahrnehmungsgrenze ein Schattendasein fristen. Durch das Projekt ‚Grüne Karte‘ im Fußball in OÖ werden nicht normale, sondern beispielhafte Verhaltensweisen belohnt. Dieses Fairplay im heimischen Fußball dreht das Prinzip um - keine Bestrafung für ein Foul, sondern eine Belohnung für eine faires Verhalten“, so Heinz Oberauer, der als Vorsitzender der Kommission Sport des OÖ Fußballverbandes für den Nachwuchsfußball in Oberösterreich verantwortlich zeichnet.

Anpfiff für das Pilotprojekt wird mit Start in die Frühjahrs-Saison in einer U14-Nachwuchsliga sein. „Die Stadt Linz unterstützt dieses Projekt für mehr Fairplay. Gerade die vergangenen, unerfreulichen Vorfälle mit übereifrigen Eltern in den heimischen Nachwuchs-Ligen machen Maßnahmen und neue Ideen erforderlich“, so die Linzer Sportreferentin Karin Hörzing.

Spezielle Schulung für Unparteiische

Bis zum Anstoß im Frühjahr und der offiziellen Einführung der zusätzlichen Karte bildet die Linzer Schiedsrichtergruppe 15 Unparteiische für das neue Regulativ speziell aus. Die Vergabe der grünen Karten wird in den beiden Kategorien „außergewöhnliche Entscheidungen“ und „allgemeine Entscheidungen“ definiert.

„Unter außergewöhnlichen Entscheidungen ist alles zu verstehen, was Sinn und Geist des Fairplays entspricht und für Disziplin und Ordnung sorgt. Typische Beispiele dafür sind unter anderen, wenn ein Spieler ein Tor erzielt, dem Schiedsrichter aber gesteht, dass er sich im Abseits befand, beziehungsweise dass er bei einem Elferpfiff zugibt, nicht gefoult worden zu sein“, nennt DI Dietmar Krczal Spielsituationen, die künftig mit einer grünen Karte belohnt werden können.

Unter „allgemeinen Entscheidungen“ werden Verhaltensweisen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, herangezogen und nach einem speziellen Verfahren bewertet. Nach dem Spiel entscheidet die Schiedsrichterin beziehungsweise der Schiedsrichter anhand eines Bewertungskatalogs, ob die Heim- oder Auswärtsmannschaft sich eine „Grüne Karte“ verdient hat. Auch beide Teams können belohnt werden.

Die zehn herangezogenen Bewertungskriterien:

Pünktlichkeit Spielvorbereitung (geordnete Spielerpässe, Aufstellungen im System etc.) Ordentliche Verabschiedung Keine roten Karten Maximal eine blaue Karte Keine absichtlichen Zeitverzögerungen in der Schlussphase des Spiels Respektvoller Umgang untereinander während des Spieles Geeigneter Assistent Verhalten der Trainerinnen und Trainer beziehungsweise des Publikums Auftreten und Gesamteindruck So erfolgt die Berechnung des „Grüne Punkte – Systems“

Eine „außergewöhnliche Entscheidung“ (Einzelfallentscheidung) wird im Fairplay-System mit 3 Punkten belohnt.

Für eine positive Bewertung in der Kategorie „allgemeine Entscheidung“ müssen 10 von 10 Anforderungen (2 Punkte) oder mindestens 8 von 10 Anforderungen (1 Punkt) erfüllt sein.

Ein Beispiel: Erhalten die Spieler eines Vereins in einem Spiel zwei „Grüne Karten“ für eine außergewöhnliche Entscheidung und der Verein erfüllt überdies 8 von 10 Anforderungen in der Kategorie allgemeine Entscheidungen, so werden insgesamt sieben Punkte gutgeschrieben: 2 x 3 1 = 7

Bei Punktegleichstand entscheiden die Kriterien in nachstehender Reihenfolge:

Anzahl der außergewöhnlichen Entscheidungen Anzahl an „perfekten“ allgemeinen Entscheidungen (10/10 Zielen erreicht) Verein mit meisten „Grünen“ gewinnt

Das Team mit den meisten grünen Karten bekommt die Chance, bei einem Heimspiel einen Profischiedsrichter aus der Bundesliga zugewiesen zu bekommen. Die Stadt Linz prämiert das fairste Team überdies mit attraktiven Sachpreisen.



Quelle: Stadt Linz



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