MAK zeigt "SAMMELN IM FOKUS 10: Textile Objekte aus dem Besitz von Berta und Bernard Rudofsky"

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MAK zeigt SAMMELN IM FOKUS 10:
Foto: © MAK/Branislav Djordjevic
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MAK zeigt SAMMELN IM FOKUS 10:
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08 Sep 16:57 2023 von OTS Print This Article

Der gemeinsame Lebensweg der Wienerin Berta Rudofsky (geb. Doctor, 1910–2006) und des aus Mähren stammenden Architekten, Designers und Kulturtheoretikers Bernard Rudofsky (1905–1988) hinterließ auch Spuren in Bernard Rudofskys Œuvre, in dem er sich in vielfältiger Weise von Berta Rudofsky inspirieren ließ. Unter dem Titel „Textile Objekte aus dem Besitz von Berta und Bernard Rudofsky“ zeichnet die Präsentation ab 4.10.2023 im MAK Forum Parallelen und Differenzen zwischen Bertas persönlicher Garderobe und Bernards Entwürfen und Theorien nach.

Im Rahmen der Reihe SAMMELN IM FOKUS zeigt das MAK eine Auswahl an Textilien, die THE BERNARD RUDOFSKY ESTATE VIENNA dem MAK aus dem Nachlass von Berta Rudofsky als Schenkung überließ, sowie Stücke, die das MAK in den 1990er Jahren erwarb.

Während Bernard Rudofsky zeit seines Lebens in der Öffentlichkeit stand und als Ausstellungsmacher und -gestalter, Kultur- bzw. Modetheoretiker sowie als Textil-, Sandalen- und Modedesigner erfolgreich war, agierte Berta im Hintergrund für ihren Mann – etwa als Lektorin, Übersetzerin und Managerin sowie als Modell. Zudem setzte sie textile Ideen von Bernard in die Realität um und war für die Produktion der sogenannten „Bernardo Sandals“ verantwortlich, die in den 1960er Jahren in der US-amerikanischen „VOGUE“ publiziert und u. a. von Jackie Kennedy getragen wurden. Diese Sandalen sollten den Fuß regelrecht „befreien“ und wurden im Anschluss an die 1944 von Bernard Rudofsky kuratierte legendäre erste Modeausstellung des New Yorker MoMA, „Are Clothes Modern?“, produziert.

In den 1930er Jahren arbeitete Bernard u. a. für das vom Mailänder Architekten und Designer Gio Ponti gegründete Magazin „DOMUS“. Gemeinsam mit Ponti entwarf Bernard ein (unrealisiertes) Hotelprojekt für Capri sowie darauf abgestimmte Kleidung für die Gäste. Ein Textilmuster von Gio Ponti mit dem Titel Alla Scala“ (um 1950) illustriert in der MAK Ausstellung die Freundschaft der Rudofskys mit den Pontis. Berta und Bernard Rudofsky lernten einander 1934 auf Capri kennen und lebten großteils in Italien, bis sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ihren Lebensmittelpunkt nach Südamerika verlegten. Eine kleine Auswahl an Textilien, darunter ein Kostüm (um 1940) von Berta sowie eine Serie von in São Paulo gefertigten Häkel- und Knüpfmustern (um 1940), die als Dekor für Interieurs gedacht waren, sind Beispiele aus der Zeit in Brasilien.

Zwei für Berta in Wien gefertigte Kleidungsstücke aus den 1930er Jahren sind Beispiele für Bernard Rudofskys erste Modekreationen; er verwendete dafür Stoffe, die Josef Frank für das Einrichtungshaus „Haus & Garten“ entworfen hatte. Eine spätere Gruppe nach Rudofskys Ideen gefertigter Damenmode sind die „Separates“, die Anfang der 1950er Jahre entstanden. Sie basierten nicht auf komplizierten Schnitten, sondern auf einfachen Formen wie der des Rechtecks. Etwa zur selben Zeit designte Rudofsky für die US-amerikanische Firma Schiffer Prints die Stoffmuster „si & nosowie „FRACTIONS", beide entstanden an der Schreibmaschine. Mit einem Beispiel der sogenannten „Bareskinswird gezeigt, wie sich Rudofsky – ein Anhänger der Freikörperkultur – gegen die Konvention des Bedeckens des menschlichen Körpers aus Gründen der Sittsamkeit richtete: Für die Ausstellung wurde ein Strickanzug rekonstruiert, der das Cover des Katalogs zur MAK Ausstellung „Sparta/Sybaris“ (1987) zierte. Die Schau bot einen Überblick über Bernard Rudofskys Theorien und war seine letzte Präsentation zu Lebzeiten.

1941 zogen Berta und Bernard Rudofsky in die USA und unterrichteten 1944 am Black Mountain College in North Carolina. Während Bernard 1944 im MoMA aus einzelnen Stoffbahnen und ohne komplizierte Schnitttechniken gefertigte zeitlose Kleidung propagierte, war die Garderobe seiner Frau den wechselnden Silhouetten der Dekaden verpflichtet. Einzelne Kleidungsstücke, wie beispielweise eine Bluse aus Chantilly-Spitze (späte 1930er Jahre, ohne Etikett) aus dem Nachlass Bertas, demonstrieren ihre persönliche Vorliebe für hochwertige und teils aufwendig händisch gefertigte Kleidung.

Ein Kleid (späte 1940er Jahre) aus dem New Yorker Department Store Lord & Taylor und zwei Kleider von Marimekko aus den 1960er Jahren stehen für die Zeit in New York, wo das Ehepaar bis ins hohe Alter lebte. An diesen Kleidern ist eine Liebe für Streifen ablesbar, die sich durch Bertas Garderobe zieht, und die sie mit Bernard teilte. Eine Spiegelstickerei aus dem indischen Bundesstaat Gujarat, die wahrscheinlich 1985 erworben wurde, verweist gemeinsam mit Stücken aus Japan auf den kosmopolitischen Lebensweg der Rudofskys.



Ausstellungsort
MAK Forum
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

Ausstellungsdauer
4.10.–26.11.2023

Öffnungszeiten
Di 10–21 Uhr, Mi bis So 10–18 Uhr

Kuratorin
Lara Steinhäußer, Kustodin MAK Sammlung Textilien und Teppiche

MAK Eintritt
€ 15, ermäßigt € 12, jeden Dienstag 18–21 Uhr: Eintritt € 7
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19


Quelle: OTS



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