Wien: Ludwig/Gaál - Mehr Zeit. Mehr Raum. Mehr Chancen.: Das wünschen sich die Wienerinnen bei der Frauenbefragung „Wien, wie sie will.“

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Wien

25 Okt 20:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

15.500 Teilnehmerinnen und mehr als 77.000 Antworten: Ergebnisse sind Grundlage für konkrete Maßnahmen und Projekte der nächsten Jahre

„Mehr als die Hälfte der Wiener Bevölkerung ist weiblich. Im Rahmen der größten Wiener Frauenbefragung haben uns rund 15.500 Wienerinnen ihre Ideen, Wünsche und Bedürfnisse mitgeteilt. Das Ziel war: Die Lebenssituation von Frauen und Mädchen in Wien etwa zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie zu verstehen Ein wichtiges Thema für die Teilnehmerinnen war etwa Aus- und Weiterbildung. Bildung ist der Schlüssel, um neue Wege zu gehen und die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Chancengleichheit muss das Ziel sein. Schon jetzt gibt es hier ein großes Weiterbildungsangebot über den waff, das nun weiter ausgebaut wird – um mehr Frauen in technische Berufe zu bringen“, so Bürgermeister Michael Ludwig.

„Unter dem Motto ,Wien, wie sie will‘ haben wir die größte Wiener Frauenbefragung durchgeführt. Was mir dabei wichtig war und ist: Wir reden mit und nicht über Frauen. Die Ergebnisse sind so vielfältig wie die Wienerinnen selbst. In vielen Bereichen sind die Wienerinnen grundsätzlich zufrieden. Was sich zeigt: Mehrfachbelastungen für Frauen sind ein großes Thema. Und: Eine Stunde Frau ist nicht gleich eine Stunde Mann – im Gegenteil. Noch immer übernehmen Frauen einen Großteil an Kinderbetreuung und Co. Mit den Ergebnissen der Frauenbefragung fällt jetzt der Startschuss für zahlreiche Maßnahmen, die wir als Stadt Wien in den nächsten Monaten und Jahren setzen werden – um das zu schaffen, was sich die Wienerinnen wünschen: Mehr Zeit. Mehr Raum. Und mehr Chancen!“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.

„Die größte Wiener Frauenbefragung bringt repräsentative Informationen über die Folgen der Pandemie für die Lebenssituation von Frauen sowie die eigene Stimme von Frauen durch die partizipative Befragung zu Themen, die sie beschäftigen, und ihre eigenen Anregungen zusammen. So gelingt eine Verbindung aus Repräsentativität und Partizipation, die Schlussfolgerungen und Maßnahmen für Frauen in der Stadt ermöglichen“ so IFES-Geschäftsführerin Eva Zeglovits und OGM-Prokurist Johannes Klotz. „Wien, wie sie will“: Rund 15.500 Teilnehmerinnen und mehr als 77.000 Antworten bei der größten Wiener Frauenbefragung Bei der größten Wiener Frauenbefragung „Wien, wie sie will“ konnten alle Wienerinnen mitmachen. Die Forschungsinstitute IFES und OGM führten die Frauenbefragung im Auftrag des Frauenservice Wien in zwei Teilen durch. Das Ziel: Mindestens sollten es 5.000 Wienerinnen sein, die zu verschiedenen Schwerpunkten befragt werden. Das Ziel wurde bei weitem übertroffen: 15.500 Frauen – dreimal mehr als die Zielvorgabe – haben mitgemacht. Dabei wurden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, wie etwa junge Frauen, Frauen ab 60 Jahren, Frauen mit Migrationshintergrund, Mütter, Alleinerzieherinnen, erwerbstätige Frauen, Frauen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Frauen mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen.

Die Frauenbefragung wurde in 2 Teilen umgesetzt:

Die quantitative Befragung von mehr als 3.000 Wienerinnen stellt die Repräsentativität sicher und legt den Fokus auf die Herausforderungen durch die Corona-Krise sowie auf die Zufriedenheit mit den Lebensbereichen: Wohnen, Ausbildung, Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung/Schule, unbezahlte Arbeit, Gesundheit, Freizeit und Angebote für Frauen.

Am partizipativen Beteiligungsprozess konnte jedes Mädchen und jede Frau teilnehmen: Dass sich die Wienerinnen eingebracht haben, zeigen mehr als 12.000 Interviews mit rund 77.000 offen formulierte Antworten. Der Fokus liegt auf den Ansichten und Anregungen der Wienerinnen für die Zukunft.

Ergebnisse im Detail: Mehrfachbelastung, Gewaltschutz, Weiterbildung Die Ergebnisse zeigen Herausforderungen und Wünsche der Wienerinnen: Corona verfestigt alte Rollenbilder. Junge Frauen und Mädchen fühlen sich stärker belastet und nehmen verstärkt Spannungen wahr. Insgesamt weisen die Wienerinnen in vielen Bereichen eine hohe Zufriedenheit auf, egal ob es um Wohnen, Gesundheit, den öffentlichen Verkehr oder ihre Ausbildung geht.

Zeit: Ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit

„Freizeit geht nur, wenn man als Frau genug verdient, um sich diese nehmen zu können. Gerade mit Kindern ist das oft nicht der Fall“, sagt eine Teilnehmerin der Frauenbefragung.

Unzufriedenheit besteht bei den Wienerinnen am ehesten mit der verfügbaren Zeit – Zeit für Sozialkontakte, Freizeitaktivitäten oder Zeit für sich selbst. Mit der Zeit für Freizeitaktivitäten sind insgesamt 46 Prozent „zufrieden“ (nur 18 Prozent davon „sehr zufrieden“). Mehr als die Hälfte der Befragten ist hier eher unzufrieden.

Besonders Mütter fühlen sich durch den zusätzlichen Betreuungsaufwand – oft in Verbindung mit Homeschooling – belastet. Alleinerzieherinnen sind noch stärker betroffen. Die Befragung ergibt: Auch in Vollzeit berufstätige Frauen managen die unbezahlte Arbeit, also Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege, zum großen Teil allein. Viele Frauen sind einer Mehrfachbelastung ausgesetzt. „Mehr Bewusstsein bei Männern schaffen, dass Haushalt gerecht aufgeteilt werden sollte“, wünscht sich eine Teilnehmerin.

Beim Thema „Unbezahlte Arbeit“ geben 56 Prozent an, dass sie die Kinderbetreuung „überwiegend selbst“ übernehmen. Nur 35 Prozent geben an, dass diese „von beiden ungefähr zu gleichen Teilen“ übernommen wird, 6 Prozent, dass der Partner/die Partnerin sich überwiegend darum kümmert. Das Schließen der Einkommensschere, die Unterstützung von Mädchen bei der selbstbestimmten Ausbildungswahl und Maßnahmen gegen Altersarmut gehören zu den vielen von den Frauen geäußerten Anliegen. „Frauen sollten bei gleicher Qualifikation den gleichen Lohn erhalten wie Männer. Gehaltstransparenz muss in vielen Sektoren der Arbeit eingeführt werden“, fordert eine Teilnehmerin.

Raum: Schutzräume und Freiraum wichtig

Der überwiegende Teil, nämlich 68 Prozent aller Befragten, sind „zufrieden“ (davon 33 Prozent „sehr zufrieden“) mit den vorhandenen Plätzen und anderen öffentlichen Freiräumen in ihrer Wohnumgebung.

Ältere Frauen haben in der Pandemie mehr Zeit zu Hause verbracht und mussten auf Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum verzichten.

Schutzräume für von Gewalt betroffene Frauen sind den Wienerinnen ein großes Anliegen. „Frauenhäuser finde ich super, da Femizide immer häufiger sind - da kann sich Frau rechtzeitig Hilfe holen und Schutz suchen. Da sollte mehr Geld in die Hand genommen werden“, so eine Teilnehmerin.

Chancen: Aus- und Weiterbildung, Angebote bei der Kinderbetreuung

„Es darf nicht Kinder oder Karriere sein – die Geburt eines Kindes darf beruflich keinen Unterschied machen. Es sollte ganztägige, kostenlose Betreuungsangebote geben“, schreibt eine Teilnehmerin. Bei betrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten und bei Aufstiegsmöglichkeiten wünschen sich die Teilnehmerinnen mehr Chancen. Insgesamt 51 Prozent sind „zufrieden“ (davon 22 Prozent „sehr zufrieden“) mit den betrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten. Damit sieht fast die Hälfte der Teilnehmerinnen einen Verbesserungsbedarf. Bei den Aufstiegsmöglichkeiten sind insgesamt nur 41 Prozent zufrieden (davon 17 Prozent „sehr zufrieden“). „Frauen in der Technik (Förderung von jungen Frauen in technischen Berufen), finanzielle Unterstützung bei technischen (IT) Weiterbildungen“, so eine Teilnehmerin.

Was auffällt: Im partizipativen Beteiligungsprozess sprechen viele Frauen Schwierigkeiten von Gruppen an, ohne selbst betroffen zu sein – etwa von Alleinerzieherinnen – oder sie thematisieren Probleme wie Altersarmut wegen niedriger Pensionen, auch wenn sie selbst noch arbeiten. Das zeigt, dass die Wienerinnen mit Frauen in anderen Lebenssituationen solidarisch sind und über den eigenen Tellerrand blicken.

Zeit. Raum. Chancen.: Erste konkrete Maßnahmen starten Mehr Zeit, mehr Raum und mehr Chancen: Das wünschen sich die Wienerinnen, die an der größten Wiener Frauenbefragung teilgenommen haben. Die ersten Maßnahmen, die auf Basis der Ergebnisse umgesetzt werden: - Neues Mädchenzentrum: Mädchen und junge Frauen bekommen mehr Raum in unserer Stadt. Die „Mädchenzone“ am Hebbelplatz in Favoriten ist ein niederschwelliger Ort ohne Konsumzwang, an dem sich Mädchen in ihrer Freizeit in einem geschützten Rahmen treffen und austauschen können.

- Die Stadt Wien baut ein 5. Frauenhaus: Die Stadt Wien baut bis Jahresende ein 5. Frauenhaus mit 50 zusätzlichen Plätzen für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen. Damit wird es noch heuer fünf Wiener Frauenhäuser mit insgesamt 225 Plätzen geben.

- Neues Projekt „Mädchen feiern Technik“: Die Stadt Wien will so früh wie möglich damit beginnen, Mädchen für technische Bereiche zu begeistern – z.B. mit dem Töchtertag. Nächstes Jahr soll nun das Projekt „Mädchen feiern Technik“ starten. Die Prüf- Inspektions- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien (MA 39) wird einmal im Monat ihre Türen für Schülerinnen öffnen und zeigen, welche spannenden Berufe es zu entdecken gibt – vom Bereich Brandschutz bis zur Wasserqualitätsprüfung. - Die Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen – etwa über waff-Stipendien: Die Stadt Wien finanziert über den waff berufstätigen Frauen Stipendien von 10.000 Euro für ein Bachelor-Studium und 7.500 Euro für ein Master-Studium an Wiener Fachhochschulen. Ergänzend werden bis zum Jahr 2025 300 zusätzliche Studienplätze an den Wiener FHs für berufstätige Frauen finanziert. Der Fokus liegt auf berufsbegleitenden FH-Studiengängen zu Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik in Wien, in denen der Frauenanteil unter 50 Prozent liegt. Für diese Ausbildungsinitiative nimmt die Stadt Wien 23,6 Mio. Euro in die Hand.

Im Lauf der nächsten Monate und Jahre werden weitere konkrete Maßnahmen und Projekte auf Basis der Ergebnisse der Wiener Frauenbefragung folgen. Die Ergebnisse der Frauenbefragung liegen nun in einem ausführlichen Bericht und in einer Zusammenfassung, die nach Themen und Zielgruppen gegliedert ist, vor. Die online verfügbaren Grätzlkarten ergänzen die Antworten der Wienerinnen mit statistischen Daten.

Die Ergebnisse von „Wien, wie sie will.“ der größten Wiener Frauenbefragung finden Sie hier: frauenbefragung.wien.gv.at.

Die interaktiven Grätzlkarten finden Sie hier: www.ogm.at/graetzlkarten-zur-situation-von-wienerinnen / Schluss


Quelle: Stadt Wien



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