Linz: Pilotprojekt Kindergartensozialarbeit wird gut angenommen

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Linz

27 Nov 19:14 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Alle Beteiligten profitieren von innovativer städtischer Dienstleistung

Unbefristete Weiterführung durch Stadt Linz

Sozialarbeit vor Ort kann einen wichtigen Beitrag zur Integration von Kindern und deren Familien in die Gesellschaft und das Sozial- und Bildungssystem leisten. Linz bietet dieses familienunterstützende Angebot dank eines städtischen Pilotprojekts seit November 2017 an.

Konkret gibt es diese Dienstleistung mehrere Kindergärten in den Stadtteilen Auwiesen, Grüne Mitte, Franckviertel, Ebelsberg, Kleinmünchen sowie im Neustadtviertel. Im Pilotjahr 2017/18 wurden die Kosten überwiegend durch das Land Oberösterreich abgedeckt. Die Erfahrungen nach dem ersten Jahr sind sehr positiv. In den betreuten Kindergärten erreichte die Kindergartensozialarbeit (KiSA) zirka 800 Kinder. Davon wurden im Kindergartenjahr 2017/2018 164 Familien durch die Kindergartensozialarbeiterinnen und Kindergartensozialarbeiter betreut.

„Eltern und Kinder haben dank des Einsatzes von Sozialarbeit in ihren Kindergärten eine zusätzliche Ansprechperson. Die Erfahrungen aus der Schulsozialarbeit zeigen die Wichtigkeit und Richtigkeit von derartigen Angeboten. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass diese wichtige Unterstützung auch in den Linzer Kindergärten zur Verfügung steht. Schwierigkeiten und Probleme können frühzeitig erkannt und professionell bearbeitet werden. Die Kindergärten werden so zu einem Teil des sozialen Frühwarnsystems“, betonen Familienreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing und die für die städtischen Kindergärten zuständige Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Trotz der Einstellung des Kostenersatzes für eine Personaleinheit seitens des Landes Oberösterreich soll die Sozialarbeit in den Kindergärten weitergeführt werden. Der entsprechende Antrag wurde im Sozialausschuss am 26. November 2018 einstimmig angenommen und wird im Dezember-Gemeinderat zur Beschlussfassung eingebracht.

Vorteile für alle Beteiligten

Viele Faktoren sprechen für einen Einsatz von Sozialarbeit in Kindergärten. Kinder, Eltern und Erziehungsberechtigte erhalten eine kompetente Ansprechperson in sozialen Angelegenheiten vor Ort. In Beratungsgesprächen werden Familien gestärkt. Bei Bedarf verweist KiSA an spezialisierte soziale oder medizinische Einrichtungen. Außerdem erhalten Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen Unterstützung bei der Einschätzung sozialer Fragen sowie bei schwierigen Elterngesprächen.

Die Gründe für den Einsatz von Sozialarbeit an Bildungseinrichtungen sind vielfältig, beispielsweise:

Erziehungsfragen oder -überforderung Scheidung, Trennung oder Obsorgestreitigkeiten Ungünstige wirtschaftliche Verhältnisse Verhaltensauffälligkeit Fehlende Impulskontrolle des Kindes Unregelmäßiger Kindergartenbesuch Vernachlässigung des Kindes Gewalt in der Familie Todesfall oder schwere Erkrankung Psychische Erkrankung einer Erziehungsperson Alkohol- oder Suchtmittelmissbrauch einer Erziehungsperson

Durch den Einsatz von Sozialarbeit in den Kindergärten werden die Betreuungseinrichtungen selbst Teil eines sozialen Frühwarnsystems. Die Kindergartensozialarbeit orientiert sich an der bereits bestehenden Schulsozialarbeit. Durch die frühzeitige Begleitung/Betreuung von Familien im Kindergarten kann der Einstieg in die Schule gut vorbereitet werden.

Ziele der Kindergartensozialarbeit

Vorrangiges Ziel der Kindergartensozialarbeit ist die Förderung einer positiven Gestaltung der familiären Rahmenbedingungen zur Sicherung einer gedeihlichen Kindesentwicklung. Dabei sind Beziehung und Vertrauen zwischen allen Beteiligten (Familien, Pädagoginnen und Pädagogen, KiSA) wichtige Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit.

Ebenso wird die Vernetzung mit den bestehenden Beratungs- und Unterstützungsangeboten im psychosozialen, pädagogischen und gesundheitlichen Bereich angestrebt. Auch die Förderung von sozialen Kontakten im Sinne einer am Gemeinwesen orientierten Sozialarbeit ist ein Ziel der Kindergartensozialarbeit. Die Entwicklung und Einführung neuer innovativer Ansätze zur Förderung der Kindesentwicklung sowie die Unterstützung des pädagogischen Alltags im Kindergarten sollen in diesem Zusammenhang angeführt werden.

In einem ersten Abklärungsgespräch wird versucht, die Sorge konkret zu benennen und gemeinsam mit der Kindergartenpädagogin oder dem Kindergartenpädagogen erste Handlungsoptionen zu entwickeln. Häufig geht es um Erziehungsberatung und Vermittlung zu Unterstützungsangeboten im sozialen Feld. Ängste und Unsicherheiten rund um die Kontakte zur Kinder- und Jugendhilfe werden angesprochen.

Der Umgang mit sozialen Schwierigkeiten aller Art, die im Gruppenalltag oder in der Kooperation mit den Eltern zu Problemen führen, kann auch Thema der Beratung sein. Erfreulich ist zu beobachten, dass durch die Intervention im Erstgespräch oftmals bereits ein Prozess ausgelöst wird, der die Situation etwas entspannt und für die Betroffenen Veränderungen spürbar werden lässt.

Sollte sich eine Situation im Erstgespräch nicht lösen lassen, werden weitere Beratungsgespräche mit den Pädagoginnen und Pädagogen sowie den Eltern geführt. In diesen – auf Wunsch vertraulichen – Einzelgesprächen haben Eltern die Möglichkeit, ihre Anliegen und Sorgen zu besprechen und gemeinsam mit der Sozialarbeit im Kindergarten Lösungen für ihre individuellen Herausforderungen zu erarbeiten. Um die Beobachtungen der PädagogInnen besser verstehen zu können, ist es hilfreich auch das Verhalten des Kindes in der Gruppe kennenzulernen.

Kindergartensozialarbeit kommt 800 Kindern zu Gute

In den betreuten Kindergärten erreicht die Kindergartensozialarbeit zirka 800 Kinder. Davon wurden im Kindergartenjahr 2017/2018 164 Familien durch die Kindergartensozialarbeiterinnen und Kindergartensozialarbeiter betreut.

In diesem Zeitraum zeigen sich folgende Kontakte:

Sozialarbeit im Kindergarten war ein bisher unbekanntes Angebot für die Kindergärten und Familien, daher gab es vor allem in den ersten Monaten viele Gespräche mit den Pädagoginnen und Pädagoginnen. Der erste Kontakt mit der Sozialarbeit vor Ort erfolgt meist über die Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen.

Problemlagen der Kindergartensozialarbeit

Folgende Problemlagen im Kindergartenjahr 2017/18 bearbeitet:

Weitere Problemfelder sind Todesfall oder schwere Erkrankung der Eltern, Alkohol/Suchtmittelmissbrauch der Eltern, Psychosomatik, Verweigerung des Kindergartenbesuches.

Einige Praxisbeispiele zu den bearbeiteten Themen sind:

Einer Mutter fällt es schwer konsequent zu sein und nein zu sagen, besonders beim Thema Essen und Fernsehen. Das Kind hat bereits im Kindergarten deutliches Übergewicht und sitzt mehrere Stunden pro Tag vor dem Fernseher.

Ein Vater hat Schwierigkeiten in der „Bringsituation“ sein Kind loszulassen, die Verabschiedung dauert sehr lange. Das ist für Vater und Kind eine Belastung, die sich auch in der Gruppe bemerkbar macht. Dem Kind fällt es schwer sich zu integrieren und es ist oft bis Mittag traurig.

Eine Mutter erzählt im Kindergarten, dass sie von ihrem Lebensgefährten körperlich misshandelt wird. Sie hat Angst und hofft auf Hilfe im Kindergarten.

Die Eltern sind erschöpft. Es gibt Belastungen im familiären Bereich, die sich auch auf das Verhalten des Kindes auswirken (Paarkonflikte, Trennung, angespannte finanzielle Situation, Trauer…).

Die Sozialarbeit nimmt in allen Fällen Kontakt zu den Beteiligten auf, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Sie erkennt und bespricht Situationen, wo eine ungünstige Entwicklung zu erkennen ist und bietet einerseits selbst Unterstützung an oder vermittelt und begleitet bei Bedarf zu passenden Einrichtungen. Die angesprochenen Sorgen werden ernst genommen. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter stärken die Betroffenen in ihrer eigenen Handlungskompetenz.

Vorläufiges Resümee

Das Angebot der Sozialarbeit im Kindergarten wurde in den städtischen Kindergärten sehr offen aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit den Pädagoginnen und Pädagogen ist weitgehend gelungen. Es hat sich schon jetzt eine vertrauensvolle und sehr gute Arbeitsbasis entwickelt. Auch immer mehr Eltern wenden sich an die Sozialarbeit im Kindergarten. Die Rückmeldungen seitens der betreuten Kindergärten sind sehr positiv.

Rückmeldungen der Kindergärten Kindergartensozialarbeit wird als ein Teil des Kindergarten-Teams empfunden und ist doch außenstehend – dies bringt eine Außensicht und gleichzeitig eine Vertraulichkeit In der Arbeit mit den Kindern/Familien entsteht durch den Austausch mit Kindergartensozialarbeit ein anderer Blickwinkel Die Eltern wissen, dass jemand da ist – das Angebot vor Ort wird als sehr praktisch gesehen Kindergartensozialarbeit wird als unkompliziert erlebt Kindergartensozialarbeit lenkt den Fokus auf das Positive Kindergartensozialarbeit entschleunigt und bringt Ruhe in den Kindergarten-Alltag Es ist jemand da, der sich um schwierige Situationen/Krisen kümmert Beteiligte können sich rückversichern, absprechen Besserer Austausch mit der Sprengelsozialarbeit der Kinder- und Jugendhilfe; Kindergartensozialarbeit wird als Verbindung gesehen.

„Kindergartensozialarbeit ist eine neue, zusätzliche Dienstleistung der Stadt Linz, die einmal mehr Familien unterstützend zur Seite steht. Die große Summe an Maßnahmen und Einrichtungen zeigt, dass die Familienstadt Linz ein dicht ausgebautes Netz für die jüngsten Linzerinnen und Linzer sowie deren Eltern zu bieten hat“, betonen Vizebürgermeisterin Hörzing und Stadträtin Schobesberger unisono.

Unbefristete Weiterführung

Die Pilotphase im Kindergartenjahr 2017/18 wurde überwiegend vom Land Oberösterreich finanziert. Trotz der angekündigten ersatzlosen Streichung der Unterstützung in der Höhe einer Personaleinheit seitens des Landes soll die Sozialarbeit in den Kindergärten weitergeführt werden. Ein entsprechender Antrag wurde am 26. November 2018 im Sozialausschuss einstimmig beschlossen und wird dem Gemeinderat im Dezember 2018 zur Beschlussfassung vorgelegt.

„Die durchwegs positiven Rückmeldungen aller Beteiligten zeigen, wie wichtig Kindergartensozialarbeit ist. Es ist daher unumgänglich, dass die Stadt Linz – im konkreten der Geschäftsbereich Soziales, Jugend und Familie – das Projekt künftig in den laufenden Betrieb übernimmt und dafür die personellen Ressourcen zur Verfügung stellt“, merkt Vizebürgermeisterin Hörzing abschließend an.



Quelle: Stadt Linz



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