Kärnten: Kärnten präsentiert Studie zum Pflege- und MTD-Personalbedarf

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Amt d. Kärntner Landesregierung - Symbolbild
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01 Jul 18:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

LHStv.in Prettner, GÖG-Geschäftsführer Ostermann, KGF-Geschäftsführer Cernic: Weniger Jugendliche, mehr Pflegebedürftige, Pensionierungswelle, neue medizinische Trends – Bis 2030 steigt Personalbedarf – Kärnten hält mit Ausbildungsoffensive dagegen – Bund ist gefordert, BHS für Pflegeberufe zu öffnen

Klagenfurt (LPD). „Seit Jahren wird über einen Personalmangel im Pflegebereich und im Bereich der medizinisch-technischen Berufe geredet. Seit ebenso vielen Jahren setzt das Land Kärnten konkrete Maßnahmen, um diesem prognostizierten Personalmangel vorzubauen. In der Zwischenzeit tauchten in Diskussionen die unterschiedlichsten Zahlen auf. In Kärnten wollten wir es genau wissen - und haben im Vorjahr die Gesundheit Österreich GesmbH mit einer Personalbedarfs-Studie beauftragt: Von wie vielen zusätzlich benötigten Mitarbeitern sprechen wir bis zum Jahr 2030 konkret? Das Ergebnis liegt nun vor“, berichtete heute, Mittwoch, Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Herwig Ostermann, und dem Geschäftsführer des Kärntner Gesundheitsfonds (KGF), Karl Cernic.

Laut Prettner würde viele Bereiche Fachkräfte suchen – sei es in der IT-Branche, sei es im Tourismus, sei es im Baugewerbe. „Wir, im Gesundheits- und Pflegebereich, setzen laufend ganz konkrete und vielfältige Schritte, um Pflegepersonal in ausreichender Zahl sicherstellen zu können. Mit der Studie wissen wir nun auch genau, wie viele zusätzliche Fachkräfte wir in den kommenden Jahren benötigen werden: Unter Einrechnung aller Parameter werden das von 2020 - von diesem Jahr ist die Studie ausgegangen - bis 2030 zusätzlich 4.700 Pflegemitarbeiter sein, davon 4.315 Fachkräfte und 385 Heimhilfen. „Wir sprechen demnach von jährlich 392 Fachabsolventen“, so Prettner.

Die gute Nachricht lieferte sie gleich mit: „Aktuell bilden wir in Kärnten 354 Fachkräfte aus. Noch nicht inkludiert sind jene Absolventen, die dank dreier neuer Ausbildungsschienen dazukommen werden“, so Prettner. Die drei neuen Maßnahmen sind: „Bereits gestartet haben wir heuer eine zusätzliche Ausbildungsschiene zur Pflegeassistenz. Diese wird vom Bfi in Kooperation mit dem AMS durchgeführt. Es geht hier um jährlich 115 Plätze an den Standorten Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, St. Veit und Spittal“, erklärte die Gesundheitsreferentin. „Zudem geht im Herbst eine neue Implacementstiftung an den Start. Wir beginnen heuer mit 25 Plätzen, ab 2022 werden es 50 sein.“ Und: Nach der Diakonie im Vorjahr werde mit Start des neuen Schuljahres auch die Caritasschule in Kooperation mit dem Land die Ausbildungsschiene zur PFA mit Matura in Angriff nehmen. „Wir gehen hier von bis zu 25 zusätzlichen Ausbildungsplätzen pro Jahr aus“, informierte Prettner.

Zugleich nahm sie den Bund in die Pflicht: „Es ist genau diese Ausbildungsschiene, die wir dringend auch an öffentlichen Schulen anbieten müssen. Bis dato aber blockiert das Bildungsministerium. Das ist unverantwortlich und unverständlich“, kritisierte Prettner. „Wenn es der Bundesregierung wirklich ernst ist mit ihrer bereits vor zwei Jahren angekündigten Ausbildungsoffensive, dann frage ich mich, warum sie diesen Ausbildungsschwerpunkt bislang verbietet. Uns allen muss bewusst sein: Eine Ausbildungsoffensive ist der Dreh- und Angelpunkt jeder Pflegereform.“

GÖG-Geschäftsführer Herwig Ostermann stellte die Studie im Detail vor: Demnach übten Ende 2019 rund 10.640 Personen in Kärnten einen Pflege- und Betreuungsberuf aus – „davon rund 9.900 in Krankenanstalten bzw. im Langzeitbereich. „Für die Prognose relevant sind die Bedarfe, die durch Pensionierungen, das sind Ersatzbedarfe, und durch demografische Einflüsse, das sind Zusatzbedarfe, entstehen. Der Ersatzbedarf liegt in Kärnten bis 2030 bei knapp 3.075 Personen. Beim Zusatzbedarf sprechen wir bis 2030 von rund 1.360 Personen. Daraus ergibt sich ein Mehrbedarf von 4.435 Mitarbeitern“, erklärte Ostermann. Eine weitere Herausforderung ergebe sich aufgrund der Arbeitszeitreduktion. Unter Einberechnung dieses Parameters erhöhe sich der Zusatzbedarf auf bis zu 1.625 Personen. „Wir sprechen dann von in Summe bis zu 4.700 Personen, die bis 2030 als Fachkräfte auszubilden sind“, so Ostermann. Dividiert man diesen Bedarf durch elf (die Jahre 2020 bis 2030), so komme man auf eine jährliche Absolventenzahl von besagten 390.

Was der GÖG-Leiter als „sehr gut“ bewertete, ist die Tatsache, dass in Österreich das neue Ausbildungsgesetz viele Möglichkeiten auch für Quereinsteiger und Umsteiger eröffnen würde. In diesem Zusammenhang appellierte Prettner, die Bildungskarenz von derzeit einem Jahr auf zwei zu erhöhen und zudem höhere Förderungen für die berufliche Weiterbildung zu sichern. „Damit eröffnen wir Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, wirklich die Möglichkeit auf einen Umstieg“, so die Gesundheitsreferentin.

Den Bereich der MTD-Berufe hob KGF-Geschäftsführer Karl Cernic hervor. „Aktuell finanziert das Land sieben MTD-Studiengänge auf den Kärntner Fachhochschulen. Das sind: Biomedizinische Analytik, Ergotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege, Hebammen, Logopädie, Physiotherapie und Radiologietechnologie“, betonte Cernic. „Gerade in den MTD-Bereichen ist die Prognose sehr stark von den technischen Weiterentwicklungen, von medizinischen Trends abhängig. Eine Vorausschau enthält daher viele Variablen.“ Ende 2019 waren rund 1.950 Angehörige der MTD in Kärnten zur Ausübung des Berufs zugelassen. „Das Studienergebnis sieht den Mehrbedarf bis 2030 bei 850 Personen, davon knapp 550 aufgrund von Pensionierungen und weitere 300 aufgrund der demografischen Entwicklung“, erläuterte Cernic. Unter Einkalkulierung sämtlicher Alternativszenarien (technischen Entwicklungen etc.) könnte dieser Mehrbedarf auf bis zu 1.300 steigen. Vor allem für die Physiotherapie und Radiologietechnologie würde das eine notwendige Anpassung der Ausbildungsplätze bedeuten.

Hinweis: Die GÖG wird die vollständige Studie auf ihrer Homepage https://goeg.at/ veröffentlichen.




Quelle: Land Kärnten



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