Österreich: Hilfswerk zum Aktionstag der Tagesmütter und -väter am 7. Oktober: Beliebtes Modell der Kinderbetreuung ist in Gefahr

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Hilfswerk zum Aktionstag der Tagesmütter und -väter am 7. Oktober: Beliebtes Modell der Kinderbetreuung ist in Gefahr!
Foto: Hilfswerk Österreich Johannes Puch
06 Okt 11:37 2023 von OTS Print This Article

Österreich braucht dringend nachhaltige Fördermodelle sowie bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für Tageseltern, um die für viele Kinder und Eltern ideale Betreuungsform abzusichern.

Die Arbeit von Tagesmüttern und -vätern ist seit vielen Jahren eine wesentliche Bereicherung in der Angebotslandschaft der Kinderbetreuung. In einer familienähnlichen Struktur betreuen Tageseltern Kinder vom Wickelalter bis zur Volksschule. Für Kinder, die sich in größeren Gruppen nicht wohl fühlen oder noch nicht so gut zurechtfinden, ist diese Betreuungsform ideal. Für berufstätige Eltern bieten Tagesmütter und -väter äußerst flexible Lösungen an und decken auch Betreuungszeiten ab, in denen es aufgrund von Schließperioden (z. B. an Nachmittagen bzw. Tagesrändern sowie während der Ferien) keine institutionellen Betreuungsmöglichkeiten gibt. „Tageseltern können dank des Kleingruppen-Settings gezielt und individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes eingehen. Auch Eltern entwickeln eine intensive Beziehung zu Tagesmüttern und -vätern, da es sich stets um ein und dieselbe Bezugsperson handelt, die ihr Kind betreut. Zudem bieten Tageseltern größtmögliche zeitliche Flexibilität in der Betreuung. Kurz: für viele das ideale Modell“, sagt Rebecca Janker, Fachreferentin für Kinder, Jugend, Familie und Psychosoziale Dienste im Hilfswerk Österreich.

Tageseltern: blinder Fleck in der Förderlandschaft für Kinderbetreuung

Das Hilfswerk kritisiert jedoch, dass Kinderbetreuung durch Tagesmütter und -väter in vielen Bundesländern nur sehr unzureichend gefördert werde. „Warum vernachlässigt man ein zeitgemäßes Modell der Kinderbetreuung, das Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht und speziell für junge Kinder, aber auch für Schulkinder mit höherem Unterstützungsbedarf bestens geeignet ist?“ fragt Rebecca Janker und fährt fort: „Eltern, die sich gerne für diese Option entscheiden würden, verzweifeln an den anfallenden Kosten. In vielen Bundesländern werden die Aufwände für Kinderbetreuung in Einrichtungen zur Gänze übernommen, jene für Tageseltern jedoch nur zu einem geringen Teil.“

Tageseltern können auch Inklusionsplätze für Kinder mit Behinderungen anbieten. Dafür müssen sie aber über bestimmte sonderpädagogische Zusatzqualifikationen verfügen. Sind Tageseltern bei Trägerorganisationen wie dem Hilfswerk angestellt, so ist rechtlich vorgesehen, diese Zusatzqualifikationen auch höher zu vergüten. Hier kommt es in vielen Fällen jedoch zu keiner Rückvergütung dieser Mehrkosten durch die Bundesländer, wodurch die Trägerorganisationen diese kollektivvertraglich festgelegten Kosten allein tragen müssen, weil sie diese im Sinne der Gleichbehandlung nicht auf die Eltern überwälzen wollen.

Bürokratische Spießrutenläufe und ausgebremste Unternehmen

Ein weiteres großes Problem stellen die bürokratischen Hürden dar. Wer Tagesmutter oder -vater werden will, muss sich auf ein Bewilligungsverfahren mit vielen Stationen gefasst machen. Verfahrensdauer: bis zu sechs Monate. Auch aufgrund der fehlenden Einnahmen während dieser arbeits- und zeitintensiven Vorbereitungsphase schrecken viele interessierte Personen davor zurück, überhaupt in diesem Bereich tätig zu werden.

Das ist in mehrfacher Hinsicht ärgerlich. Denn mittlerweile wächst auch die Zahl der Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern maßgeschneiderte Kinderbetreuung am Betriebsstandort anbieten möchten – durch Tageseltern. In manchen Bundesländern ist dies rechtlich jedoch gar nicht möglich, da Tageseltern nur in der eigenen Wohnung tätig sein dürfen. „Die Bundesländer legen innovativen Unternehmen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern wollen, große Steine in den Weg. Von der immer wieder geforderten Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung und von einer Entlastung berufstätiger Eltern, vor allem berufstätiger Mütter, sind wir hier meilenweit entfernt“, beklagt Rebecca Janker.

Hilfswerk-Tageseltern erfüllen hohe Qualitätsansprüche

Der Bundesverband der Tagesmütter und -väter Österreich, dem auch das Hilfswerk angehört, bietet hochwertige Fortbildungen zu unterschiedlichen Themen an, fördert den Austausch innerhalb der Berufsgruppe und stärkt deren pädagogische Kenntnisse. 2023 etwa liegt der Fokus auf dem Thema Kinderschutz. Auch die Landesverbände des Hilfswerks offerieren ihren Tageseltern diverse Weiterbildungsmaßnahmen. Sie befähigen Tagesmütter und -väter, adäquat mit fordernden Situationen umzugehen und den Kindern die bestmögliche Betreuung zu bieten. https://www.ots.at/redirect/hilfswerk23

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Quelle: OTS



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