Kärnten: Europatag 9. Mai - Kärnten feierte mit online übertragenem EU-Talk

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Amt d. Kärntner Landesregierung - Symbolbild
© LPD Kärnten
11 Mai 11:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

LH Kaiser appellierte für gemeinsame europäische Sozialpolitik und aktive europäische Außenpolitik – Mit Heimat identifizieren und gesamteuropäische Identität haben

Klagenfurt (LPD). Am 9. Mai ist Europatag – man erinnert sich an den sogenannten Schuman-Plan zur Zusammenlegung der deutschen und französischen Kohle- und Stahlproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg. In Kärnten wurde heute, Montag, im Spiegelsaal der Landesregierung mit einem online übertragenen EU-Talk gefeiert. Im Mittelpunkt standen dabei ausgezeichnete Projekte und Engagements von Jugendlichen. Landeshauptmann und EU-Referent Peter Kaiser betonte, dass er sich den 9. Mai sehr gut als Feiertag vorstellen könne. „Am 9. Mai 1950 sind nämlich wichtige Entscheidungen bekanntgegeben worden, die auch unsere Generationen prägen“, so Kaiser. Weiters appellierte er für eine gemeinsame europäische Sozialpolitik, wobei er sich eine Beschleunigung durch die Erfahrungen in der Corona-Pandemie erhoffe.

In seinen Eröffnungs- und Dankesworten hob der Landeshauptmann insbesondere die Bedeutung der Jugend, die bereits in die EU hineingeboren worden sei, für Europa hervor: „Man sagt oft, dass die Jugend die Zukunft Europas sei, aber ihr seid auch die Gegenwart. Bereits gegenwärtig ist alles zu tun, um den großartigen europäischen Gedanken zu leben und weiterzuentwickeln.“ Als nächstes sprach sich Kaiser für eine aktive, gemeinsame europäische Außenpolitik aus: „Die Menschen brauchen konkrete Visionen und Utopien. Meine ist ein Europa, das noch mehr zusammenwächst, in dem man sich mit seiner Heimat, seinen Wurzeln identifiziert und eine gesamteuropäische Identität, ein Zusammengehörigkeitsgefühl hat.“

Beim EU-Talk hatten auch Schülerinnen und Schüler aus Kärnten die Möglichkeit, online Fragen zu stellen. Bei einigen davon ging es um die Corona-Krise. Kaiser merkte dazu an, dass die ersten Reaktionen in der Pandemie nationalstaatliche waren. Es seien nur wenige gewesen, die von Anfang an appelliert hätten, der Pandemie weltweit oder europäisch zu begegnen. In diesem Sinne bezeichnete der Landeshauptmann auch das gemeinsame Vorgehen der EU bei der Impfstoffbeschaffung als richtig und wichtig. „Wir müssen uns aber wieder alle mehr der Stärke des Gemeinsamen, des Kollektiven über die Grenzen hinaus bewusst werden“, so Kaiser weiter. Er erinnerte an die Solidarität und gegenseitige Rücksichtnahme zu Beginn der Pandemie. Dieses Gemeinschaftsgefühl sei später leider vielfach durch Gruppenegoismen ersetzt worden.

Kaiser meinte außerdem, dass es ein gefährliches Argument sei, wenn man meine, dass „positive Diktaturen“ in einer Krisensituation vieles schneller erreichen könnten. „Ja, eine liberale Demokratie mutet hierbei anstrengender an. Aber die Demokratie ist für den einzelnen Menschen und für die Gesamtheit der Menschen, für die Menschenrechte unersetzbar. Daher gilt es, sie tagtäglich aufs Neue zu erkämpfen“, betonte Kaiser. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch Enkelverantwortung, Klimaschutz, Nachhaltigkeit statt Gewinnmaximierung. Kärnten beispielsweise fasse seine Budgetbeschlüsse auf Basis der EU-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung.

Was die Sozialpolitik und die Bekämpfung von Armut angehe, betonte Kaiser, dass hierbei neue Denkwege zu beschreiten seien. „Die Krise zeigt, wie wichtig ein funktionierender Sozialstaat ist. Doch es stellt sich auch die Frage: Wie bezahlen wir das?“ Ab 2025 werde erstmals über die Hälfte an Werten von Maschinen und Computern und nur noch 48 Prozent von Menschen geschaffen werden. Man müsse sich im Hinblick darauf neue Besteuerungsformen überlegen. Zudem müssten neben dem Faktor Arbeit auch sozialstaatliche Leistungen zählen. „Wir müssen auch den Mut haben zu einer Form des Grundeinkommens. Und wir müssen das Netz an Unterstützungen ausweiten. Das wird über die Qualität unserer unmittelbaren Zukunft entscheiden“, so Kaiser.

Vor den Vorhang geholt wurde beim EU-Talk die HTL Wolfsberg, die im November 2020 als beste europäische berufsbildende höhere Schule ausgezeichnet wurde. Vertreten wurde sie von Direktor Jürgen Jantschgi und Schulsprecherin Nikita Rusch. Von der HAK Villach kamen die drei ehemaligen Maturanten Niklas Wallin, Nico Bachmann und Sandra Kobald. Für ihre Diplomarbeit „Du & die EU“ sind sie im Herbst 2020 mit dem „Wir sind Europa“-Preis für vorwissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet worden. Beim Wettbewerb EU-Mythbusters 2020 war Vinzenz Puchberger erfolgreich. Über ihre Erfahrungen als in Kärnten als Freiwillige im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps Tätige berichteten Olga Utan aus Moldawien und Rovena Sina aus Albanien.

Die Ziele und Aufgaben des Europahauses Klagenfurt legte dessen Präsident Valentin Petritsch dar. So wolle es als Bildungseinrichtung Europa sichtbarer und erkennbarer machen, damit sich die Menschen als EU-Bürger fühlen. „Es ist den Menschen zu wenig bewusst, dass wir Europa sind“, so Petritsch. Gerade in der Corona-Krise seien die Ziele der EU wichtiger denn je. Die Kraft der EU in sich sei besonders zu stärken, der Zusammenhalt der Staaten neu zu definieren.

Über das Europäische Solidaritätskorps sprach Gerhard Moßhammer von der Nationalagentur Erasmus+. Dieses Programm ermögliche jungen Menschen zwischen 18 und 30, auch Europäerinnen und Europäern außerhalb der EU, ein Jahr der Freiwilligenarbeit. „Es geht hier nicht nur um die Solidarität untereinander, sondern auch um Solidarität zu Europa“, so Moßhammer, der die vielen Vorteile durch gemachte Erfahrungen, verbesserte Fremdsprachenkenntnisse und geknüpfte Kontakte hervorhob.




Quelle: Land Kärnten



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