Wien: Erfolgreicher Artenschutz im Nationalpark Donau-Auen

Slide background
Foto: PID/VOTAVA
Slide background
Foto: Kracher
15 Sep 20:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Wiens Klimastadtrat Czernohorszky unterstützt das Sumpfschildkrötenprojekt durch Gelegepatenschaft

Der Nationalpark Donau-Auen ist ein Hot Spot für seltene Arten. Auch rund 2.000 Exemplare der bedrohten Europäische Sumpfschildkröte leben hier. Sie werden speziell erforscht und gefördert. Nationalparkdirektorin Edith Klauser und Wiens Forstdirektor-Stellvertreter Herbert Weidinger überreichten Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky am 13. September im Nationalparkhaus wien-lobAU eine Patenschaftsurkunde für ein Schildkrötengelege.

Im Nationalpark Donau-Auen werden gefährdete Arten vor allem durch Schutz und Entwicklung der Lebensräume und ökologischen Prozesse gefördert. Bei besonders gefährdeten Arten von Tieren und Pflanzen werden ergänzende Maßnahmen vorgesehen.

„In der Lobau als Wiens Anteil am Nationalpark finden sich wertvolle Lebensräume wie Auwälder, Wiesen, Schilfzonen und Heißländen“, betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky im Rahmen seines Besuchs im Nationalparkhaus wien-lobAU am 13. September. „Durch umsichtiges Management der Flächen bieten sich hier hervorragende Bedingungen u. a. für diverse Insekten, Vögeln und seltene Pflanzen an.“

Jedes Jahr fliegen junge Seeadler aus dem Horst in der Lobau aus, weil die Brut ungestört verläuft. Eine Fülle an Faltern, Heuschrecken, Wildbienen und Käfern lebt auf den Wiesen. Nicht zuletzt gedeihen rare Orchideen wie die Adriatische Riemenzunge oder die Bienen-Ragwurz, weil die Heißländen durch behutsame Mahd und Entbuschung erhalten bleiben.

Die Artenschutzprojekte im Nationalpark Donau-Auen sind stets als Kombination aus Forschung und Schutzmaßnahmen konzipiert. Hervorzuheben ist ein besonderes Reptil, wie Nationalparkdirektorin Edith Klauser festhält: „Die letzte intakte Population der bedrohten Europäischen Sumpfschildkröte lebt im Nationalpark Donau-Auen. Als einzige heimische Schildkrötenart wird sie hier speziell gefördert. Das Projekt umfasst die Bereiche Nistplatzschutz, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Maßnahmen sind sehr erfolgreich. Mittlerweile leben aufgrund der Schutzbemühungen wieder über 2.000 Individuen aller Altersklassen im Nationalparkgebiet.“

„Die Europäische Sumpfschildkröte ist einer der scheuesten Bewohner des Nationalpark Donau-Auen, wo sich auch ihre letzten Rückzugsräume befinden. Die wechselwarmen Tiere lieben es, sich auf Baumstämmen an den Altarmen zu sonnen. Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien setzt sich auf den stadteigenen Flächen für einen speziellen Schutz der Schildkrötengelege im Nationalpark ein“, so Forstdirektor-Stellvertreter Herbert Weidinger.

Wesentlicher Bestandteil des Schutzprogramms ist der Gelegeschutz. Die Schildkröten legen im Frühsommer ihre Eier in Gelegehöhlen auf Wiesen und am Marchfeldschutzdamm. Diese werden im Zuge des Projektes mit Metallgittern vor Fressfeinden wie Füchsen oder Mardern gesichert, der ungehinderte Schlupf von Jungtieren ist dennoch möglich. Eine direkte Förderung des Projektes kann durch Übernahme eine „Gelegepatenschaft“ erfolgen.

Am 13. September erhielt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky als Förderer seine Patenschaftsurkunde von Nationalparkdirektorin Edith Klauser und Forstdirektor-Stellvertreter Herbert Weidinger. Gemeinsam richten sie einen abschließenden Appell an die Bevölkerung: „Um unsere Population der Europäischen Sumpfschildkröte langfristig zu erhalten, ist eine Vielzahl an Maßnahmen erforderlich. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss von importierten exotischen Schildkröten. Arten wie die Rotwangen- oder die Gelbbauch-Schmuckschildkröte, die in Nationalparkgewässern ausgesetzt wurden und auch in der Lobau zu finden sind, bringen unser heimisches Reptil durch direkte Konkurrenz in Bedrängnis. Setzen Sie niemals Zuchttiere in der Natur aus.“

Hintergrundinformation

Der Nationalpark Donau-Auen bewahrt seit 1996 eine in Mitteleuropa einzigartige Flussauenlandschaft als Naturerbe und Erholungsraum. Zahlreiche Schutzmaßnahmen, von Lebensraumentwicklung bis zur gezielten Förderung bedrohter Arten, werden erfolgreich umgesetzt. Die Stadt Wien hat mit der Lobau sowie Flächen in Mannswörth ca. 25% Anteil am Nationalparkgebiet. Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien betreut bzw. pflegt diesen Teil des Gebiets. Ein vielfältiges Exkursionsprogramm bringt Gästen Wert und Besonderheiten des Schutzgebiets näher. Mit dem schlossORTH Nationalpark-Zentrum und dem Nationalparkhaus wien-lobAU verfügt der Nationalpark über zwei beliebte Besucherzentren, die als Infostelle und Ausflugsziel rege genutzt werden.

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige natürlich vorkommende Schildkrötenart Österreichs. Im Nationalpark Donau-Auen findet sich die letzte intakte Population, diese ist streng geschützt. Die Art ist am dunklen flachen Panzer, den Schwimmhäuten und charakteristischen gelben Punkten zu erkennen. Zum natürlichen Lebensraum zählen langsam fließende Flüsse, stille Altarme, Teiche und Tümpel mit dichtem Pflanzenbewuchs. Die Reptilien verbringen den größten Teil des Tages bei der Nahrungssuche im Wasser. Bei kühleren Temperaturen nehmen sie Sonnenbäder auf liegenden Baumstämmen oder am Ufer. Die kalte Jahreszeit verbringen die Schildkröten in unseren Breiten in Winterruhe am Gewässerboden, im Schlamm vergraben. Die Eiablage erfolgt an Böschungen und auf sandigen Wiesen im Frühsommer, nachdem das Weibchen eine etwa faustgroße Höhle gegraben hat. Die Gelege werden durch Sonnenwärme ausgebrütet, die Jungtiere schlüpfen im Herbst. Sie suchen entweder gleich das nächste Gewässer auf oder überwintern bis zum folgenden Frühjahr ohne Nahrungsaufnahme in der Höhle, um sich dann erst auf den Weg zu machen. Nur etwa jedes 100. Jungtier erreicht das Erwachsenenalter und trägt ab 12-15 Jahren zum Erhalt der Population bei.

Zu den Bedrohungen für die Europäische Sumpfschildkröte zählt neben dem großflächigen Verlust von passenden Lebensräumen, die geeignete Gewässer sowie nahegelegene trockene Nistplätze vereinen, und der Zerstörung der Gelege auch die Konkurrenz durch ausgesetzte gebietsfremde Schildkrötenarten aus Zuchten und Privathaushalten.


Quelle: Stadt Wien



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg