Ein Blick auf Österreichs Fußballlandschaft

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Fußball - Symbolbid
© jarmoluk, pixabay.com
25 Apr 14:31 2024 von Redaktion International Print This Article

Kaffeehauskultur, Mozartkugeln – und Fußball. Mit mehr als 2240 Vereinen gibt es in Österreich kaum einen Ort, am den nicht voller Begeisterung gekickt und gebolzt wird.

Obwohl die Alpenrepublik international vor allem durch den Wintersport bekannt geworden ist, schlägt das Herz der Österreicher seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts für den Fußballsport. Die erste Meisterschaft datiert von 1911, obwohl es damals noch eine reine Wiener Angelegenheit war. Erst nach einigen Jahren gab es einen gesamtösterreichischen Wettbewerb.

Die moderne Bundesliga hatte ihre Geburtsstunde am 21. April 1974. Mit der neuen Saison wurde die Zahl der Erstligavereine von 17 auf 10 reduziert. Über den Abstieg entschieden außer den 3 regulären Abstiegsplätzen die Ergebnisse in einer 5-Jahres-Wertung. Ein eigenständiger Verband ist die österreichische Bundesliga seit dem 17. November 1991.

Die Neuregelungen haben noch heute ihre Folgen, wenn es um die Bestimmung des Rekordmeisters geht. Wird die gesamte Geschichte des österreichischen Fußballs seit 1911/1912 einberechnet, geht die Krone unangefochten an den Hauptstadtclub SK Rapid Wien mit 32 Meistertiteln. An zweiter Stelle folgt der FK Austria Wien mit 24 Titeln.

Wird hingegen nur auf die reine Bundesliga seit ihrer Gründung geblickt, ist RB Salzburg mit weitem Abstand Rekordmeister. Insgesamt hat sich der Club seit 1974/1975 bis heute 17-mal zum Titel gekickt.

Allerdings gilt auch dieser Rekord mit Einschränkungen. Die ersten 3 Titel holten die Salzburger noch als 1933 gegründeter SV Austria Salzburg. Den Namen RB Salzburg trägt der Verein erst seit dem Einstieg von Red Bull als Hauptsponsor im Jahr 2005. Werden nur die seither erreichten 14 Titel gezählt, liegt der Verein in der Bundesliga wiederum gleichauf mit Austria Wien. Ändern wird sich das womöglich in den kommenden Wochen. RB Salzburg und SK Sturm Graz sind die Hauptfavoriten um die Meisterschaft 2023/2024.

Unbestritten ist die Popularität des Sports auch bei den Sportwetten. Noch lieber als auf ihre eigene Bundesliga setzen die Österreicher dabei auf die sehr viel größere benachbarte deutsche Bundesliga.

Österreichische Spieler haben in Deutschland dabei beachtliche Spuren hinterlassen. Unvergessen ist Hans Krankl. Der legendäre Wiener Kicker hat sich zwar von den deutschen Clubs nicht verführen lassen, sondern ist mit Ausnahme eines dreijährigen Abstechers zum FC Barcelona seiner Heimat treu geblieben. Aber mit 2 Treffern trug er bei der Weltmeisterschaft 1978 den größten Anteil am Wunder von Cordoba. Mit einem 3:2 schickte die österreichische Nationalmannschaft den amtierenden Weltmeister Deutschland bereits in der Gruppenrunde in Argentinien blamiert vom Feld. Das war nach 47 Jahren die erste Niederlage, die Österreich dem großen Nachbarn verpasst hatte.

Als derzeit bester österreichischer Fußballer gilt der gebürtige Wiener und Nationalspieler David Alaba. Der Innenverteidiger, der bereits als 10-Jähriger bei der Austria Jugend kickte, wechselte 2008 mit 16 Jahren zur Jugendabteilung des FC Bayern München. Mit dem deutschen Rekordmeister holte er 10 deutsche Meistertitel, 2 Siege in der Champions League, 2 UEFA-Supercups, 2 FIFA-Clubmeisterschaften sowie jeweils 6 deutsche Pokale und Superpokale.

2021 wechselte Alaba zu Real Madrid, wo er nahtlos an seine bisherigen Erfolge anknüpfte. In Österreich wurde er seit 2011 insgesamt 10-mal zum Spieler des Jahres gekürt.

Vor Alaba hatte Andreas Herzog in der deutschen Bundesliga bewiesen, was für Talente in den österreichischen Clubs zu entdecken waren. Der gebürtige Wiener wechselte 1992 von Rapid Wien zunächst zu Werder Bremen, wo er prompt den Meistertitel holte. Drei Jahre später unterschrieb er beim FC Bayern München, ehe er zurück nach Bremen ging. Als ein Höhepunkt im österreichischen Fußball ist sein Tor im WM-Qualifikationsspiel 1997 gegen Schweden in die Fußballgeschichte eingegangen. Herzogs Treffer sicherte Österreich den Einzug in die Weltmeisterschaft in Frankreich 1978.

Kein anderer österreichischer Fußballer hat als Trainer so große Spuren hinterlassen wie Ernst Happel. 1993 wurde ihm zu Ehren das Wiener Praterstadion in Ernst-Happel-Stadion umbenannt. Obwohl seine Karriere als aktiver Kicker beachtlich war – 1954 kam er mit der österreichischen Nationalelf bei der WM in der Schweiz auf den dritten Platz -, unvergesslich in vielen Ländern wurden seine Erfolge als Coach.

Sechs Jahre lang trainierte er den HSV. Der Hamburger Verein wurde unter seiner Führung 2-mal deutscher Meister. Rund 30 Jahre war Happel als Trainer aktiv, wobei er unter anderem sowohl die niederländische wie auch die österreichische Nationalmannschaft trainierte.

Ein echtes Multitalent war und ist Toni Polster. Er ist als einer von wenigen Kickern auch jenseits des Fußballsports bekannt geworden. Der österreichische Rekordtorschütze, der zudem mit 120 Treffern den Titel als bester Austria-Torschütze aller Zeiten trägt, hat sich unter anderem nach Stationen in Wien, Turin, Sevilla, Gladbach und Köln 2001 vom aktiven Fußball verabschiedet. Doch schon vorher machte er als Sänger von sich reden. Von „Toni, lass es polstern“ bis zu „Da Summer in Wien“ hat er den Schlagerfans so manches musikalische Schmankerl aufgetischt.

Ein wiederkehrendes Thema in seinen Liedern? Der Fußball. Schließlich gehört der zu Österreich wie Kaffeehauskultur und Mozartkugeln.



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