Coronavirus - Mehr Personal im Gesundheitsamt

Slide background
Foto: Arzt / Stethoskop / Symbolbild
03 Apr 19:00 2020 von Redaktion International Print This Article

Und plötzlich ist alles ganz anders. Dass nichts mehr ist, wie es war, ist überall deutlich, im Grazer Magistrat ganz besonders im Gesundheitsamt, das besonders gefordert ist.Denn dort ist bereits seit Wochen von Normalbetrieb keine Rede mehr. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind direkt im Amt im Dauereinsatz, weitere 25 erledigen im Homeoffice ihr Möglichstes. Und auch aus dem ganzen Magistrat kommen sie, um zu unterstützen: Kolleginnen und Kollegen aus den Stadtbibliotheken, der Stadtvermessung, den Schulärzten, Ordnungswache, dem Jugendamt, dem Rechnungshof und vielen anderen Abteilungen mehr. Sie helfen mit, packen dort an, wo es nötig ist.

20 Mal mehr Arbeit als sonst

Gesundheitsamtsleiterin, Dr. Eva Winter, die ja selbst mit dem Virus infiziert ist und von der häuslichen Quarantäne aus, dennoch online und telefonisch arbeitet, beschreibt die Situation: „Im Bereich öffentliche Gesundheit beläuft sich das Arbeitsaufkommen derzeit auf ein Vielfaches des Normalbetriebes. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus diesem Bereich und auch aus den meisten anderen Aufgabenbereichen des Gesundheitsamtes sind nur für die Bewältigung der Coronakrise zusammengezogen. Dem Bereich Epidemiologie und Seuchenhygiene sind normalerweise zwei Dienstposten zugeordnet. Der jetzige Arbeitsaufwand entspricht mehr als dem Zwanzigfachen. Vor allem, da an Wochenenden durchgearbeitet werden muss."

Tausende Bescheide

Zum besseren Verständnis erklärt Rechnungshofdirektor Mag. Hans-Georg Windhaber, der vom behördlichen Krisenstab mit der Einsatzführung im Gesundheitsamt betraut ist und sich um Organisatorisches kümmert: „Das Gesundheitsamt fertigt jene Bescheide an, die sowohl an positiv als auch negativ Getestete sowie deren Kontaktpersonen verschickt werden. Darin wird erklärt, welche Maßnahmen sie setzen müssen, wie lange sie keinen Kontakt zur Außenwelt haben dürfen, worauf sie achten müssen. Sprich: Das, was den Personen vorgegeben wird, ist amtlich, daran müssen sie sich halten. Allein in den letzten zwei Wochen gingen 1800 Bescheide hinaus. Jede Person in Graz, die getestet wurde, muss nämlich einen Bescheid erhalten. Egal, ob sich diese infiziert hat, oder nicht. Das sind derzeit die bundesweiten Vorgaben. Wir rechnen aber damit, dass diese Zahl täglich auf 800 bis 1000 ansteigen wird, weil es ja zu mehr Tests kommen soll. Dass es dafür sowohl juristische Unterstützung, massive technische Aufrüstung, völlig neue Digitalisierungstools, Hilfe bei der Schreibarbeit und vieles mehr benötigt, liegt auf der Hand. Es wurde und wird gerade Unglaubliches auf die Beine gestellt, wobei natürlich nicht alles auf Knopfdruck und wie am Schnürchen läuft. Viele Personen aus den unterschiedlichsten Abteilungen und Referaten leisten jedenfalls Großartiges, damit diese Mammutaufgaben erledigt werden können."

Ärztinnen und Ärzte informieren Betroffene

Die Bescheide sind das eine, der Umgang mit Verdachtsfällen beziehungsweise was ein positiver Test, eine Erkrankung auch im Hintergrund auslösen, das andere. Denn bevor Bescheide mit den einzelnen Auflagen für Betroffene rausgehen, muss vorher massiv recherchiert werden. Mögliche Kontaktpersonen müssen eruiert werden, man versucht, telefonisch mit ihnen in Kontakt zu treten. Und jede/r einzelne hat natürlich Fragen und Befürchtungen.

Und das ist noch nicht alles: Denn derzeit drei Amtsärztinnen (neben Winter sind noch zwei weitere mit dem Virus infiziert) werden nun noch zwölf weitere Epidemieärzte dort besonders gebraucht, wo es um den Kontakt mit Infizierten beziehungsweise Kranken geht. Sie sind es auch, die mit PatientInnen und Kontaktpersonen telefonieren, die Befunde erklären und fachliche Tipps geben können.

Weitere Arbeiten und solche, die warten müssen

„Normale" Aufgaben wie, die Kontrolle bei der Substitutionsverschreibung, vorzeitigem Mutterschutz, Tierschutzangelegenheiten, Kontrolle der Fleischbeschau und der Tiertransporte, Leichentransporte, Totenbeschau, Lebensmittelaufsicht, Bauernmärkte, Tuberkulosefürsorge sind noch gar nicht mitgezählt. Auch sie werden von den Leuten im Gesundheitsamt weiterhin erledigt. Warten ist hingegen beim Impfwesen, bei den Untersuchungen für JägerInnen, Zivildiener, MitarbeiterInnen, Prostituiertenuntersuchungen, Röntgen, Urnenausfolgung und einigem mehr angesagt.

Einsatzwille und Zusammenhalt

Die Stimmung im Amt ist jedenfalls eine ganz besondere, „Zwar ist der Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern herausfordend und geht an die Substanz, es gibt aber unglaublichen Einsatzwillen und Zusammenhalt", beschreibt Dr. Winter und Mag. Windhaber ergänzt: „Alle arbeiten äußerst konzentriert. Und ich habe noch niemanden mit einem grantigen Gesicht gesehen. Trotz der hohen Belastung sind sehr viele Menschen hier unglaublich freundlich und positiv". Eine Bitte an die Grazer Bevölkerung hätte er aber noch, um ein bisschen Druck rauszunehmen, da es immer noch sehr viele allgemeine Telefonanfragen gibt. „In unserem Fall gilt: Rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie an!"


Quelle: Stadt Graz



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien: