Wien: Checkit!: 2020 brachte nur bei knapp über der Hälfte der getesteten psychchoaktiven Substanzen erwartetes Ergebnis

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Wien

16 Dez 18:40 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Beinahe 1.000 vermeintlich psychoaktive Substanzen analysiert.

Im Jahr 2020 untersuchte und analysierte checkit! 982 Substanzen. Dabei enthielten 56 Prozent der Fälle tatsächlich ausschließlich den psychoaktiven Wirkstoff, der beim Kauf erwartet werden konnte. Diese sind als „erwartetes Ergebnis“ ausgegeben worden. In 31 Prozent der untersuchten Substanzen war zumindest zusätzlich ein unerwarteter oder ausschließlich unerwarteter Wirkstoff enthalten. In 13 Prozent musste auf Grund der gesundheitlich bedenklichen Zusammensetzung des Pulvers, der Tablette oder des Trips oder auch auf Grund des extrem hohen Wirkstoffgehalts eine Warnung ausgegeben werden. Das zeigt der Jahresbericht 2020 zum Thema drug checking von checkit!, der Info- und Beratungsstelle zum Thema Freizeitdrogen, deren Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken.

Besonders häufig kam es bei Speed zu unerwarteten Ergebnissen, also zu Vermischungen mit Streckstoffen. Der häufigste Streckstoff dabei war Koffein, der in 123 von 203, also in 61 Prozent der analysierten Proben, in unterschiedlich hohen Dosierungen enthalten war. „In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass das Aussehen oder der Geruch nichts über die tatsächlichen Inhaltsstoffe aussagt“, betont Bettina Hölblinger, Leiterin von checkit!. Bei Ecstasy wiederum war in beinahe 95 Prozent der untersuchten Tabletten tatsächlich ausschließlich der Wirkstoff MDMA enthalten. „Damit hat sich die Zusammensetzung der Tabletten in den vergangenen 15 Jahren deutlich verändert. Damals enthielten diese kaum MDMA und teilweise gesundheitlich besonders bedenkliche Substanzgemische. Heute ist es in Bezug auf Ecstasy besonders wichtig zu wissen, dass der MDMA Gehalt pro Tablette in den letzten Jahren stark gestiegen ist und es dadurch leichter zu Überdosierungen kommen kann, wenn eine ganze Tablette eingenommen wird“, analysiert Hölblinger. Kokain verzeichnete ebenfalls einen starken Anstieg des tatsächlichen Kokain Gehalts in den Jahren zwischen 2012 und 2016 und hat sich seitdem auf diesem hohen Niveau eingependelt. Dennoch enthielten immer noch 36 Prozent der analysierten Proben Streckstoffe, besonders häufig Levamisol. „Bei Levamisol handelt es sich um ein Arzneimittel, bei dem als Nebenwirkungen von allergischen Reaktionen, wie Schwierigkeiten beim Atmen oder Anschwellen des Gesichts aber auch Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems, wie Verwirrungszustände oder Bewusstlosigkeit berichtet wird“, so Hölblinger.

„Mit checkit! bietet die Stadt Wien die Möglichkeit, aktuelle Konsumtrends und Veränderungen am Markt der Freizeitdrogen zu erforschen. Gleichzeitig bietet man Konsumierenden durch das drug checking mehr Sicherheit, in dem Substanzen untersucht und analysiert werden. Dass diese Vorgehensweise und die erfolgreiche Arbeit nicht unbeachtet bleibt, zeigt nicht zuletzt der Umstand, dass drug checking nun auch als Vorhaben in den deutschen Koalitionsvertrag aufgenommen wurde“, betont Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Drogen- und Suchtfragen der Stadt Wien.

Über Checkit!

checkit!, die Info- und Beratungsstelle zum Thema Freizeitdrogen, deren Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken, ist eine Einrichtung der Suchthilfe Wien GmbH und betreibt in Zusammenarbeit mit dem Klinischen Institut für Labormedizin der Medizinische Universität Wien ein Projekt zur Erforschung aktueller Konsumtrends und Veränderungen am Markt. Im Rahmen dieser Koorperation bietet checkit! Konsumierenden von so genannten Freizeitdrogen die Möglichkeit, psychoaktive Substanzen analysieren zu lassen. Die Substanzen können bei Events, beim stationären Drug Checking in der homebase von checkit! oder bei kooperierenden Apotheken zur Analyse abgegeben werden. Die Ergebnisse werden durch psychosoziales Personal kommuniziert. Darüber hinaus bietet checkit! auch Informationen und psychosoziale Beratung an.


Quelle: Stadt Wien



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