Innsbruck: 14. Oktober - Equal Pay Day in Tirol

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VertreterInnen einiger Gemeinderatsfraktionen rund um Frauenstadträtin Elisabeth Mayr (5. v. r.) sowie Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (r.) sowie aus dem Referat Frauen und Generationen um Uschi Klee machten mit einer Taschen-Verteilaktion in der Maria-Theresien-Straße auf den diesjährigen Equal-Pay-Day aufmerksam
Foto: IKM/Giesinger
14 Okt 21:00 2021 von Redaktion International Print This Article

Verteilaktion soll Aufmerksamkeit schaffen

Der Equal Pay Day in Tirol fällt heuer auf den 14. Oktober – dabei handelt es sich um den Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern. Das Datum kennzeichnet rechnerisch den Tag, an dem Männer bereits die Gehaltssumme erreichen, für
die Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen, und verdeutlicht damit die bestehenden Einkommensunterschiede. Die Stadt Innsbruck macht auch in diesem Jahr mit einer Verteilaktion aufmerksam.

„Alljährlich wird beim Equal Pay Day auf die Einkommensunterschiede von Frauen und Männern aufmerksam gemacht. Aktuell hat sich die Schieflage zwischen den Geschlechtern noch weiter verschärft, denn Frauen sind von den zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Krise massiv – und in der Regel viel häufiger als Männer – betroffen. Es sind meist die Frauen in den Familien, die beim Job zurückstecken, um Angehörige zu pflegen, Kinder zu betreuen oder den Großteil der Arbeit im Haushalt übernehmen“, erklärt Frauen- und Bildungsstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr und appelliert weiter: „Diese ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit im Verlauf der Biografie hat drastische Folgen: Frauen haben schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt, verdienen weniger, arbeiten öfter in – häufig auch schlechter bezahlten – Teilzeitjobs und erhalten vielfach Pensionen, von denen sie nicht leben können. Altersarmut bei Frauen zu bekämpfen ist ebenso wichtig, wie Frauen am Arbeitsmarkt und in ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu stärken. Dazu müssen wir auch den Ausbau von Kinderbetreuung und Ganztagsschule mit aller Kraft vorantreiben und dafür sorgen, dass die in Tirol und in Innsbruck sehr hohen Wohnkosten eingedämmt werden. Investitionen in diese Bereiche haben für mich daher auch in finanziell engen Zeiten oberste Priorität.“ Dieser Appell geht besonders an die VertreterInnen der Politik auf Bundes-, Landes- aber auch auf Gemeindeebene.

Ab 14. Oktober arbeiten Frauen in Tirol gratis

Wie aus der Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria zu ersehen ist, verdienen Frauen in Tirol – bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung und Vergleich der Brutto-Jahreseinkommen – durchschnittlich 21,6 Prozent weniger als Männer. Umgelegt auf die Kalendertage heißt das, dass Frauen in Tirol ab dem 14. Oktober statistisch gesehen für den Rest des Jahres 2021 gratis arbeiten. Oder anders ausgedrückt: Frauen verdienen im Jahr 2021 um rund 11.200 Euro weniger als Männer. In der Stadt Innsbruck sieht es ein kleines bisschen weniger trist aus, hier sind es „nur“ 14,6 Prozent oder rund 7.750 Euro weniger, und der Equal Pay Day fällt auf den 8. November. Seit Einführung des Equal Pay Day im Jahr 2009 hat sich die Einkommenssituation der Frauen in Tirol und in Innsbruck schon etwas verbessert, dennoch wird es mit diesem Tempo noch lange dauern, bis Einkommensgerechtigkeit erreicht werden kann.

Krise verschärft Ungleichheit – Leistungsträgerinnen mit Niedriglohn

Wie sich diese Ungleichheit in Zukunft entwickeln wird, ist insbesondere aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie unklar. Die Aufteilung von unbezahlter Arbeit wie Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen hat sich weiter zu Ungunsten der Frauen verschoben. In acht von elf Berufen, die als „systemrelevant“ eingestuft sind, arbeiten überwiegend Frauen. In Summe sind zwei Drittel der LeistungsträgerInnen, die in der Krise das Land am Laufen halten, weiblich. Von elf als „systemrelevant“ eingestuften Berufsgruppen haben ausgerechnet jene fünf Gruppen, in denen der Frauenanteil am höchsten ist, Einkommen unter dem österreichischen Durchschnittslohn.

Lebenslange Folgen

Die ungleiche Bezahlung sowie die ungerechte Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit ist eine enorme Belastung für die Frauen, mit Folgen, die sie ein Leben lang begleiten. Jede Reduzierung oder Unterbrechung der Erwerbstätigkeit wirkt sich empfindlich auf die Höhe der Pension aus; in vielen Fällen droht Altersarmut. Über ein ganzes Erwerbsleben summieren sich diese Einkommensnachteile laut Berechnungen der Arbeiterkammer nämlich auf durchschnittlich 435.000 Euro. Basis für diese Berechnung sind die Daten der letzten EU-weiten Verdienststrukturerhebung, nach der österreichische Frauen durchschnittlich 900 Euro pro Monat weniger bekommen bei durchschnittlich 34,5 Erwerbsjahren.

Bewusstsein schärfen & Chancen aufzeigen

In Kooperation mit dem Österreichischen Städtebund und mit Unterstützung von AK und ÖGB werden auch heuer wieder die „Halbe/Halbe“-Taschen verteilt, die zu einer gerechteren Verteilung der unbezahlten Arbeit aufrufen. Dadurch sollen Frauen wie Männern Impulse gegeben werden, die Zukunft gemeinsam gerechter zu machen.

„Der Equal Pay Day bietet die Chance, öffentlichkeitswirksam einen konstruktiven Dialog rund um das Thema Einkommensgerechtigkeit und Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zu führen“, stellt Frauenstadträtin Mayr fest. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte eigentlich selbstverständlich sein, muss aber weiterhin vehement eingefordert werden. Was die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit betrifft, gilt es noch viel Bewusstseinsbildung bei Männern, aber auch bei Frauen zu leisten! Noch ungleicher ist die Verteilung von Vermögen und Eigentum zwischen den Geschlechtern: Sage und schreibe 95 Prozent des Vermögens gehört Männern, und Vermögen ist in unserer Gesellschaft der wesentliche Faktor für Macht und Einflussnahme.“

Spot des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes

„In guter und in Krisenzeit sorgt Frau für Job, Kind, Hausarbeit“, heißt es im Spot des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes, der auf den Equal Pay Day aufmerksam macht. Der Clip verdeutlicht: „Doch beim Gehalt wird’s ungerecht. Geht’s ums Geld, zählt das Geschlecht.“

Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=zAoDSwtRXOE



Quelle: Stadt Innsbruck



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