„Kunterbuntes“ Team für psychische Störungen im Kinder- und Jugendalter

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Foto: Kind nein / Symbolbild
06 Okt 13:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

LHStv.in Prettner und GKK-Direktor Lintner: Mit interdisziplinären „Ambulatorium Kunterbunt“ finden mehr als 100 Kinder mit psychischen Problemen eine neue Anlaufstelle in Klagenfurt

Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter – eine Randerscheinung? „Leider nein. Im Gegenteil. Immer mehr Kinder und Jugendliche benötigen psychotherapeutische Hilfe – und zwar Kinder aus allen Gesellschaftsschichten“, weiß Eva Sadila-Plank. Mehr als1.000 kleine Patienten (pro Jahr) finden nun in ihrem „Ambulatorium Kunterbunt“ eine neue Anlaufstelle.

Das Ambulatorium ist das erste interdisziplinäre Institut dieser Art in Klagenfurt. Die Therapien sind kostenlos, sie werden zur Gänze mit der GKK und dem Land Kärnten abgerechnet. „Psychische Probleme früh zu erkennen und sie früh zu behandeln, ist das Um und Auf“, sind Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner und GKK-Direktor Dr. Johann Lintner überzeugt. „Jede Investition in diesen Bereich ist doppelt sinnvoll: Zum einen für die Betroffenen selbst, zum anderen, um teure Folgekosten zu verhindern“, sagt Prettner. Der GKK-Direktor weist darauf hin, dass psychische Erkrankungen lange Zeit entweder tabuisiert oder als Krankheiten zweiter Klasse angesehen wurden. „Tatsächlich ist ein Mensch aber nur dann gesund, wenn er körperlich und organisch, als auch seelisch und geistig fit ist“, so Lintner.

Sadila-Plank – sie ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, für Kinder- und Jugendheilkunde, Ärztin für Neuropädiatrie und für psychotherapeutische Medizin, lädt mit ihrem Team aus Psychotherapeuten, Psychiatern, Logopäden und Ergotherapeuten morgen ab 17 Uhr in ihr Ambulatorium zum „Tag der offenen Tür“. „Tatsächlich ist der Schritt in die Ordination der erste Schritt zur Genesung. In vielen Fällen versucht man ja, sein Leid, seine Probleme, seine Hilfslosigkeit zu verbergen“, weiß Sadila-Plank.

Fakt ist: Egal, welches Lebensalter – die Probleme würden überall zunehmen. Gehe es im Kleinkindalter um Entwicklungsauffälligkeiten der Sprache und der Motorik, häufen sich im Kindergartenalter Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität, Impulsivität oder aggressives Verhalten, später dann Konzentrationsschwierigkeiten. „In der Folge spielen Erlebnisse oder Konflikte innerhalb der Familie eine zunehmende Rolle: Trennung der Eltern, Patchwork, Geschwisterrivalität. Einsamkeit, Stress – die Palette ist groß und vielfältig“, informiert Sadila-Plank.

Besonders auffällig sei die Zunahme psychischer Probleme aufgrund des wachsenden Leistungsdrucks. „Der Druck, ausgelöst durch Reizüberflutung, aber auch durch Überforderung, steigt. Zum Teil haben heute Kindergartenkinder einen Terminplan wie kleine Manager“, warnt die Expertin. Die psychischen Störungen würden sich in vielfältigster Form niederschlagen: Emotionale Probleme wie Ängste, Zwänge, Depressionen, psychosomatische Störungen, Essstörungen, Suchtverhalten.

„Ein nicht zu unterschätzender Bereich ist das Mobbing“, erklärt Sadila-Plank. Oft würden Kinder das sehr lange verschweigen. „Es ist ihnen peinlich, sich jemandem anzuvertrauen. Hier sind Aufklärungsarbeit und vor allem Sensibilisierung nötig“, meint die Fachärztin. Gesundheitsreferentin Prettner appelliert: „Eltern, schulisches Umfeld, Bezugspersonen sollten wachsam und hellhörig sein, so sie Veränderungen beim Kind wahrnehmen. Und sie sollten sich nicht scheuen, Hilfe aufzusuchen.“


Quelle: Land Kärnten



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