Wie Jod, Cäsium und Plutonium wirken

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15 Mär 08:45 2011 von Oswald Schwarzl Print This Article

Über Atmung, Haut und Nahrung

JAPAN. In einem der beschädigten Reaktoren des japanischen Atomkraftwerks Fukushima I ist es am Dienstag zu einer massiven Freisetzung von radioaktiven Substanzen gekommen. Gefährlich sind in einem solchen Fall vor allem Jod, Cäsium, Strontium und Plutonium.



 


Das radioaktive Isotop Jod 131 wird vor allem von der Schilddrüse aufgenommen. Diese braucht für ihre Hormonbildung enorm viel Jod, „wird radioaktives Jod angereichert, strahlt es lokal im Schilddrüsengewebe einige Millimeter oder Zentimeter, und es kann sich strahleninduzierter Schilddrüsenkrebs bilden“, so Kainberger.


 


Das soll durch Kaliumjodidtabletten verhindert werden, die unbedingt eingenommen werden müssen, bevor das radioaktive Jod in den Körper gelangt. Nur so kann das ungefährliche Jod die Schilddrüsenspeicher füllen, womit dort kein Platz mehr für das schädliche Isotop ist.



 


Auch Cäsium 137 lagert sich vorwiegend in der Schilddrüse ein - mit ähnlichen Folgen wie bei Jod. „Das sind die Haupteffekte, natürlich können sich radioaktive Isotope auch woanders im Körper ablagern“, so Kainberger. Strontium 90 kann sich in Knochengewebe einlagern, weil es dort mit Kalzium verwechselt wird. Passiert das, kann es zu Knochenmarksschäden und Knochentumoren kommen.


 



Bei den Behandlungsmöglichkeiten müsse man die gesamten Strahlenwirkungen abarbeiten, sagte der Experte und nannte die Tumorentstehung, Erbgutschädigung, Begleitwirkungen der Strahlung wie Angst, Panik und Sorge sowie das akute Strahlensyndrom.


 


Karzinome würden wie jeder andere Tumor auch behandelt, etwa durch Chemo- und Strahlentherapie. „Das zeigt, dass Strahlung, die bei einem AKW-Unglück frei wird, nichts zu tun hat mit der Strahlung, die zur Tumortherapie oder Diagnostik eingesetzt wird“, so Kainberger. Die Erbgutschädigung sei „ein von der Dosis vorhersehbarer Effekt“, wo man viel durch Beratung tun könne. Zudem bedürfe es für eine Erbgutschädigung „einer Schwellendosis. Diese bekommt man zum Beispiel durch radioaktiven Regen nicht so schnell zusammen.“



 



Der entscheidende Punkt zur Verhinderung von Angst und Sorge ist für Kainberger hochwertige und offensive Informationspolitik. „Solange die Leute durch die Medien wissen, worum es geht, können sie leichter mit all diesen Problemen fertig werden“, betonte der Experte. Je offensiver informiert werde, desto besser sei es.


 


Vom akuten Strahlensyndrom seien praktisch nur Rettungskräfte und Kraftwerksmitarbeiter betroffen. Da gebe es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. „Wenn rechtzeitig begonnen und korrekt behandelt wird, kann man viele dieser akuten Strahlensymptome heute bis zu einem Grenzwert von sieben Sievert gut behandeln.“ Ein wesentlicher Punkt ist hier laut Kainberger die Schutzkleidung und richtiges Verhalten, „und da handelt Japan im Vergleich zu Tschernobyl sicher vorbildlich“.




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Oswald Schwarzl

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