Modewelt: - Plus-Size - bleibt heißes Thema

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06 Mai 13:51 2016 von Oswald Schwarzl Print This Article

Es tut sich was in Sachen westliches Schönheitsideal: Immerhin hatte es Ashley Graham als derzeit wohl bekanntestes Plus-Size-Model sogar auf das Cover der amerikanischen Sports Illustrated geschafft

ÖSTERREICH. Das ist tatsächlich etwas Neues. Doch was "Plus-Size" überhaupt ist – bei dieser Frage scheiden sich die Geister.

Während Statistiken zeigen, dass sich hinter diesem Begriff eigentlich weniger Über- als viel mehr Standardgrößen verbergen, gibt es – neben dem Erfolg von Ashley Graham und einigen ihrer Kolleginnen – inzwischen noch weitere positive Signale für mehr Akzeptanz von individueller Schönheit.


"Plus-Size" ist eigentlich Durchschnittsgröße


Hoffnung für einen Wandel des Schönheitsideals macht zuallererst die Tatsache, dass Topmodel Ashley Graham gefragt ist wie selten ein Model der vermeintlichen Plus-Size-Zunft vor ihr: Nachdem sie auf dem Cover der Bademodenausgabe der Sports Illustrated zu sehen war, bringt sie jetzt auch noch ihre eigene Modekollektion heraus. Dazu kommen TV-Spots und ein Covershoot für die Maxim. Graham trägt übrigens Kleidergröße 44 – und liegt damit eigentlich nur minimal über dem Durchschnitt: Die häufigste Konfektionsgröße österreichischer Frauen (45 Prozent) ist eine 40 – in Deutschland gilt gar eine 42 als Durchschnittsgröße.

Wirklich "Plus" ist Grahams Konfektionsgröße also nur in Hinblick auf die Laufstege der Modewelt, wo bereits eine 38 Seltenheitswert hat und alles darüber sogar als Übergröße betrachtet wird. Noch dazu tragen laut einem Artikel in Die Welt gerade einmal zwei Prozent der Frauen in Modemagazinen bisher diese (mehr oder weniger) Plus-Size-Größen. 36 und kleiner sind auch hier die vorherrschenden Größen. Ein Missstand, der immer noch falsche Signale sendet und dazu führt, dass Frauen von der Fashionwelt, den Modenschauen und Zeitschriften ein künstliches Schönheitsideal präsentiert bekommen: Wie dieser Artikel berichtet, sorgt das selbst bei sechsjährigen Mädchen in den USA für zunehmenden Druck: 40 Prozent von ihnen sagen schon in diesem Alter, sie wollten "dünn" sein. Auch in Österreich gaben im Rahmen einer Umfrage 30 Prozent der Frauen an, mit ihrem Körper "ein bisschen unzufrieden" zu sein. 5,6 Prozent sind gar "sehr unzufrieden".


Positive Zeichen für mehr Akzeptanz


Dass Ashley Graham oder auch ihre Kollegin Tara Lynn derzeit so gefragt sind, ist deshalb dennoch ein positives Zeichen, das gegen den früheren "Magerwahn" in der Fashionwelt wirkt. Auch die Tatsache, dass immer mehr spezialisierte Anbieter reagieren und Mode in Größen anbieten, die auch getragen werden, ist von Bedeutung und vielleicht auch schon eine Folge des Umdenkens: Onlineshops wie Emilia Lay zeigen beispielsweise, dass es einen echten Markt für stilvolle Mode ab Größe 40 gibt. Und das ist ja auch logisch, denn sie spricht nunmal Frauen mit den am weitesten verbreiteten Konfektionsgrößen an. In Österreich findet das Umdenken für mehr Akzeptanz größerer Größen auch ganz deutlich statt: Die erste "Miss Plus-Size" in Österreich stammt aus Tirol und will jetzt auch anderen Frauen Mut machen, zu ihren Körpern und ihren Reizen zu stehen: "Sie möchte ein Vorbild sein", sagte sie der Tiroler Tageszeitung.

Weniger der Erfolg ihrer großen Kolleginnen aus den USA sei ihr Ziel, vielmehr wolle sie Mädchen und Frauen vermitteln, dass diese sich "nicht verstecken müssen". Das ist eine wichtige Botschaft: Gerade jetzt, wo diese Entwicklung in der Modewelt noch relativ am Anfang steht und bei jeder Gelegenheit vorangetrieben werden sollte.

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Oswald Schwarzl

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