Die Csárdásfürstin am Linzer Musiktheater

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15 Dez 05:21 2014 von Redaktion Kultur Print This Article

Partnersuche à la Emmerich Kálmán

LINZ. „Tanzen möcht' ich, jauchzen möcht' ich“ oder „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ und „Habt euch lieb“ – diese und andere Ohrwürmer offerierte das Musiktheater Linz am Samstagabend ihren Gästen nach 18 Jahren wieder auf der Bühne. Wiener Walzerseligkeit und feurige  Csárdás-Tänze gepaart mit Gesellschaftskonflikten zwischen Aristokraten-Dasein in Wien und Chansonette-Leben in Budapest. Zwei Lebenswelten prallen aufeinander. Temperamentvoll und leidenschaftlich zeigt sich Kálmáns Operettentraum, aber auch lebensbedrohlich.


 


Der Frankfurter Bühnen- und Kostümbildner Roy Spahn gab in seiner Inszenierung dem Niedergang des Adels und dem drohenden Ersten Weltkrieg ansehnlich Vorrang gegenüber den beschwingten Tänzen und humorvollen Sentimentalitätsausbrüchen der Protagonisten. Als Nebendarstellung im 2. Akt eine debile, adelige Herrschaft zu präsentieren (und damit einhergehend auch die Geringschätzung des Alters), erschien zunehmend als geschmacklos.


 


Maskulin, knackig und im knappen „Kostüm“ die „Mädis vom Chantant“. Ein Symbol gelebter Freiheit in der Theaterwelt. In einer Seilbahn-Gondelfahrt über „den großen Teich“ entflieht die umschwärmte Chansonette Silvia Varescu – nur kurzfristig – dem Fürstensohn Edwin, um am Ende im goldenen Käfig der Ehe zu landen und in die einsamen Höhen des Operetten-Himmels zu entschweben.


 


Voller Körpereinsatz von Dirigent Daniel Linton-France. Die herrlichen Lieder der Operette spielte das Bruckner Orchester Linz äußerst präzise und teils auch der Operette entsprechend spritzig. Bea Robein ist die Csárdásfürstin. Im burschikosen Outfit, ohne Glanz einer Diva, agierte sie als umschwärmte Chansonette „Sylva Varescu“ im Budapester „Orpheum“. Die Mezzosopranistin überzeugte in ihrer Interpretation der Hin-und-Her-Gerissenen, der Liebenden, der selbstbewussten Künstlerin. Jedoch loderte das Feuer der Leidenschaft zu Edwin (Jacques le Roux stimmlich überzeugend) auf Sparflamme. Temperamentvoll und erfrischend hingegen Sven Hjörleifsson als Graf Boni und Elisabeth Breuer als Komtesse Stasi. Hjörleifsson stimmlich wie schauspielerisch erstklassig. Cheryl Lichter und Günter Rainer als fürstliches Elternpaar Weylersheim eine Idealbesetzung. Franz Binder ein kundiger Feri Bácsi und ein gut einstudierter Chor von Georg Leopold. Höflicher Schlussapplaus!



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