Barocke Polarlichter und ein Komponisten-Familienclan

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15 Mär 20:25 2015 von Redaktion Kultur Print This Article

Festival Barock- und Passionsmusik im Brucknerhaus Linz (7. März - 2. April 2015)

LINZ. Was haben das „Finnish Baroque Orchestra“  und die „Akamus Akademie für Alte Musik Berlin“ gemeinsam? Auf den ersten Blick: Beide Orchester widmen sich der Aufführung barocker Musik. Auf den zweiten Blick: Das Festival Barock- und Passionsmusik im Brucknerhaus Linz. Wann bietet sich schon die Gelegenheit, innerhalb weniger Tage, Einblick in das prachtvolle barocke Musikrepertoire zu erhalten? Alte Musik zu hören, zu vergleichen? Nur das Festival macht`s möglich!  


 


„Moramoramor“ ein finnischer Feuerzauber am Sternenhimmel


Am Donnerstagabend präsentierte das „Finnish Baroque Orchestra“ Musik aus dem französischen Operngenre des 17./18. Jahrhunderts mit Werken von Jean-Philippe Rameau sowie Jean-Baptiste Lully. Im Gegensatz dazu, dennoch verbindend, moderne Musik für Barockinstrumente von Jukka Tiensuu (67). „Mora“, Tiensuus erstes finnisches Werk für ein barockes Orchester, vereint barocke Ästhetik mit der menschlichen Stimme. Der hochkonzentrierte, fabelhafte Tenor Topi Lehtipuu imitierte mit seinen Lauten auf eindrucksvolle und spielerische Weise Instrumente, animierte und forderte diese durch Lachen, Seufzen, Gurren und Schreien zur musikalischen Zwiesprache auf. Einfach grandios!


 


Die brillant wie imponierend spielenden Barockgeiger Francois Fernades und Antti Tikkanen entfachten gemeinsam mit dem Orchester finnischen Barockmusik-Zauber. „Moramoramor“:  spektakulär, extraordinär, überraschend, aber auch geheimnisvoll.


 


Erinnert die Musik der „französischen Barockmeister“ Rameau und Lully an die pompösen Feste und Tänze am Hofe des Sonnengottes Ludwig des XIV. im Schloss Versailles, so findet die „finnische Barockmusik“ ihre einzigartige Ausdruckskraft des Weiteren auch im Mystischen. So als würden sich die Schönheiten der finnischen Natur in ihrem Jahreskreis im Musikalischen wiederspiegeln und entladen. Ist es nicht verwunderlich? Etwas anziehend Seelenvolles liegt nach dem Konzert in der Luft. Langanhaltender, begeisterter Applaus für diesen kostbaren sowie spannenden Musikabend!


 


Der Duft der Bach’schen Musik


Kostbare Juwelen der Barockmusik von J. S. Bach und seinen Söhnen waren am Samstag von der „Akademie für Alte Musik Berlin“  im Brucknerhaus zu hören. Die Tonkünstler eröffneten den Reigen der musikalischen Bach-Barock-Perlen mit der „Sinfonie F-Dur BWV 1046a“ von Bach-Vater Johann Sebastian (1685-1750). Diese Sinfonia geht auf Frühformen des 1. Brandenburgischen Konzertes (um 1714 in Weimar entstanden) zurück. Darauf folgte das, mit Enthusiasmus von Raphael Alpermann gespielte,  leidenschaftliche Cembalokonzert „Concerto für Cembalo, Streicher und Basso continuo f-Moll“ von Bachs ältesten Sohn, Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784). Danach die „b-Moll Sinfonie Nr. 5 für Streicher und Bass continuo (Wq 182)“ von Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788). Dieses klassische Sturm-und-Drang-Stück vermittelte herzzerreißende Melancholie gepaart mit auftrumpfend übermütigen sowie avantgardistischen Ecksätzen.


 


Nach der Pause nochmals ein Werk von Carl Philipp Emanuel Bach. Dieser zweitälteste Sohn Johann Sebastian Bachs, stand, wie übrigens alle anderen komponierenden Bach-Söhne, im Schatten des Vaters. Carl Philipp Emanuels „Concerto für Oboe, Streicher und Basso continuo Es-Dur Wq 165“ gab der exzellent spielenden Oboistin Xenia Löffler Gelegenheit, die melodischen wie virtuosen Fähigkeiten vorzustellen. Sie präsentierte eine klangschöne und feinsinnige Interpretation des Werkes. Zum Abschluss die „g-Moll-Sinfonie Nr. 6 für Streicher, zwei Oboen, zwei Hörner und Basso continuo“ mit schmetternden Hörnern und tremolierenden Geigen. Ein Werk von Johann Christian (1735-1782) - J. S. Bachs jüngsten Sohn. Nicht nur mit diesem Werk zeigte die „Akademie für Alte Musik Berlin“ wie unsagbar präzise, beschwingt, meisterhaft, duftig und farbenprächtig ihre Werkausführungen sind. Musik von Bach-Vater und seinen Söhnen an einem Abend … Musik, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Beifallsjubel für die prächtig musizierten Werke.


Zwei ausdrucksstarke Konzerte im Rahmen des Festival Barock- und Passionsmusik. Noch bis zum 2. April zu hören: Ars Antiqua Austria (15.3.), Rolf Lislevand Ensemble: Diminuito (16.3.), Kunstuniversität Graz Endre Stankowsky – MeiterinterpretInnen von morgen (17.3.), Haydn Sinfonietta Wien  mit J. Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ auf historischen Instrumenten (2.4.).



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