10. Osteuropaforum in der Raiffeisenlandesbank OÖ

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09 Okt 19:09 2012 von Elfriede Leibetseder Print This Article

Osteuropa wird auch in Zukunft ein starker Wachstumstreiber sein

LINZ. Osteuropa birgt auch künftig höhere Wachstumschancen als Westeuropa. Darüber waren sich die Experten am Dienstagabend beim 10. Osteuropaforum in der Raiffeisenlandesbank OÖ einig. Über die Chancen und Perspektiven Osteuropas diskutierten vor rund 500 Gästen OMV-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Roiss, IHS-Direktor Dr. Christian Keuschnigg und Dr. Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ.

Weg nach Osteuropa wäre ohne EU so nicht möglich gewesen
Die OMV wagte den Markteintritt in Osteuropa bereits im Jahr 1990. „In unserer Branche müssen wir sehr langfristig planen – zehn Jahre oder länger. Für unsere strategische Planung ist nicht nur das allgemeine Wirtschaftswachstum ein wichtiger Faktor, sondern vor allem auch das Wachstum der Mobilität und Motorisierung. Und in diesem Bereich besteht in Osteuropa bis heute ein enormer Aufholbedarf. Zum Vergleich: In Österreich kommen auf 1.000 Einwohner 650 Autos. In Osteuropa sind es zurzeit 150 bis 300 Autos“, so OMV-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Roiss. Das Entscheidende für die erste Phase des Markteintritts in Osteuropa war die Strategie des moderaten Investments. „Die ersten Jahre waren unsere Lernphase. Erst im Jahr 2000 haben wir die Strategie verändert und uns zum Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren unseren Umsatz und vor allem auch unsere Profitabilität zu verdoppeln“, so Roiss. Für den OMV-Vorstandsvorsitzenden ist die Rechtssicherheit einer der wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Engagement im Ausland: „Der Einstieg in Rumänien war schwierig genug und wäre ohne die Rechtssicherheit durch die EU so nicht möglich gewesen.“

Zukunft liegt jenseits des Bosporus
Roiss sieht eine der größten Ressourcen in Osteuropa vor allem bei den Menschen selbst: „In Osteuropa wächst eine Generation heran, die wissbegierig und leistungswillig ist. Diese Menschen wollen Karriere machen und auch Verantwortung übernehmen. Das ist eine große Ressource für die gesamte Wirtschaftsentwicklung in Europa.“ Als große Wachstumsmärkte sieht Roiss Länder wie Aserbaidschan, Kasachstan und vor allem die Türkei. „Baku ist heute aufgrund des Öl- und Gasvorkommens eine Boomtown und mit Dubai vor rund 15 Jahren zu vergleichen. Kasachstan wird heuer um sechs Prozent wachsen. Und vor allem die Türkei ist ein großes, ungeheuer dynamisches Land. Bei 70 Millionen Einwohnern gibt es jährlich eine Million Geburten. Wer bei den zukünftigen Boommärkten dabei sein will, der muss den Weg über den Bosporus gehen.“

Keuschnigg: Osterweiterung war günstigstes Ereignis für Österreich
„Die Osterweiterung der EU und die Integration Osteuropas war und bleibt das günstigste Ereignis für die österreichische Wirtschaftspolitik und -entwicklung“, betonte IHS-Direktor Dr. Christian Keuschnigg in seinem Referat. Die hohe Bedeutung Osteuropas für Österreich zeige sich unter anderem an der Verdoppelung der österreichischen Exporte in den vergangenen 20 Jahren und den hohe Direktinvestitionen in diese Region sowie am starken Engagement der heimischen Banken in Osteuropa.

Aus der Krise zu nachhaltigem Wachstum
Keuschnigg prophezeit Osteuropa eine Erholung nach der Krise: „Die osteuropäischen Länder haben nach der Krise starke Reformen - unterstützt durch internationale Institutionen - eingeleitet, die zu einem nachhaltigen und selbsttragenden Wachstum führen werden.“ Entscheidend für diese Entwicklung sei jedoch, dass die Länder in Osteuropa ihre Defizite im öffentlichen Sektor und in den Leistungsbilanzen sowie ihre Auslandsverschuldung abbauen, mehr Direktinvestitionen sowie exportgetragenes Wachstum generieren und auf Bildung, Innovation und Standortattraktivität setzen.

Osteuropäische Länder wachsen um 1,2 Prozent
„Osteuropa wird auch in Zukunft ein starker Treiber sein und stärker wachsen als Westeuropa“, zeigte sich Keuschnigg überzeugt. „Während sich der Euro-Raum 2012 mit minus 0,4 Prozent in einer leichten Rezession befindet, legen die osteuropäischen Länder durchschnittlich um 1,2 Prozent zu.“ Grund für diese Entwicklung sind das Aufholpotenzial der Regionen, gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine international starke Wettbewerbsfähigkeit der Länder und Direktinvestitionen, von denen insbesondere auch Österreich profitiert.

Schaller: Unternehmen haben Chancen im Osten
Auch Dr. Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ, ortet in Osteuropa höhere Wachstumschancen als in Westeuropa. Unternehmern rät Schaller: „Die Wachstumschancen sind in Osteuropa nach wie vor vorhanden. Wenn man für sein eigenes Produkt Chancen im Osten sieht, kann man nicht rechtzeitig genug mit den Vorbereitungen beginnen. Die Raiffeisenlandesbank OÖ kann den Unternehmen beim Schritt ins Ausland behilflich sein, zum Beispiel mit Informationen über Fördermöglichkeiten sowie über die allgemeine Situation in Osteuropa.“

Osteuropa nicht in einen Topf werfen
Das von der internationalen Gemeinschaft dargestellte hohe Risiko in dieser Region sieht Schaller nicht: „Ich verstehe das nicht. Viele Staaten in Osteuropa haben eine niedrigere Staatsverschuldung sowie ein geringeres Budgetdefizit als manche westeuropäische Staaten.“
Laut Schaller dürfe man nicht ganz Osteuropa in einen Topf werfen: „Genau wie in Westeuropa haben sich dort die Staaten unterschiedlich entwickelt. Manche Länder sind von der Entwicklung noch nicht dort, wo wir in Westeuropa angelangt sind.“ Dies aufzuholen, sei jedoch nur eine Frage der Zeit.
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Elfriede Leibetseder, Pressekonsulentin

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