Tirol: Erfolgsstory Schulsozialarbeit

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Die Türen der SchulsozialarbeiterInnen stehen den SchülerInnen immer offen. Am Bild v. li.: Karin Hüttemann (Geschäftsführerin Tiroler Kinder und Jugend GmbH), Philipp Bechter (Fachbereichsleiter SCHUSO/Tiroler Kinder und Jugend GmbH), LRin Beate Palfrader und LRin Christine Baur.
Foto: © Land Tirol/Pidner
04 Feb 06:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

„SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol“: offen, freiwillig und vertraulich

Was 2008 in Imst als Pilotprojekt begann, ist seit 2010 als fixe Institution eingeführt und seither auf Erfolgskurs in ganz Tirol: die Schulsozialarbeit, die inzwischen mit dreißig MitarbeiterInnen an insgesamt 17 Standorten vertreten ist, darunter an der zuletzt im September des Vorjahres hinzugekommenen NMS Telfs. An der Volksschule Neu-Rum – übrigens die einzige Volksschule in Tirol, in der die SCHUSO eingeführt wurde - erfolgte eine wissenschaftliche Evaluierung, die eine Wirksamkeit im Sinne einer positiven Resonanz auf SchülerInnen, Eltern und Lehrpersonen bestätigt.

„Neben der Familie ist die Schule eine zentrale Lebenswelt für Kinder und Jugendliche. Dort manifestieren sich auch die Auswirkungen familiärer und sozialer Probleme, die mit in die Schulklassen und Schulhöfe getragen werden und aufgegriffen werden müssen und können “, weiß Bildungslandesrätin Beate Palfrader. Die Schule ist dabei weit mehr als ein Ort, in dem Wissen erworben wird. Es ist ein Ort, in dem gelernt und gelebt wird und in der – unter anderem unterstützt durch Helfersysteme wie die Schulsozialarbeit – die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen gefördert wird.

„Schulsozialarbeit stellt eine Drehscheibe zwischen Schülerinnen und Schülern, dem Lehrpersonal und den Erziehungsberechtigten dar. Dank eines sehr niederschwelligen Zuganges ist die Hemmschwelle für die Kinder und Jugendlichen niedrig, sich an die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter zu wenden. Gleichzeitig kann bei auftauchenden Krisen rasch interveniert werden“, betont Landesrätin Christine Baur, zuständig für die Kinder- und Jugendhilfe. So könne in der Schule gelernt werden, wie Konflikte gewaltfrei beigelegt und schwierige Situationen bewältigt werden.

Individuelle Beratungsgespräche sowie Präventions- und Informationsarbeit in den Klassen

Ganz nach dem Leitsatz „SCHUSO – offen, freiwillig & vertraulich“ sind die Bürotüren an der Schule von Montag bis Freitag für freiwillige vertrauliche Gespräche offen. SchulsozialarbeiterInnen führen nicht nur individuelle Beratungsgespräche mit SchülerInnen oder Personen aus ihrem Umfeld, sondern kommen auch in Klassen, um im Klassenverband ein Problem zu bearbeiten oder dort Präventions- und Informationsarbeit zu Themen wie Mobbing, Sexualität oder Social Media zu leisten. Gleichzeitig arbeiten die SchulsozialarbeiterInnen auch mit anderen Helfersystemen wie dem schulärztlichen Dienst, den pädagogischen Beratungszentren, den BeratungslehrerInnen und der Schulpsychologie zusammen.

„Wir legen besonderen Wert darauf, dass der hohe Qualitätsstandard der Schulsozialarbeit in Tirol erhalten bleibt. Dafür wurde auch eine eigene Fachbereichsleitung in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH für die Agenden der SCHUSO eingerichtet. Bei uns sind ausschließlich Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tätig, die in Vollzeit derzeit 200 bis 300 SchülerInnen betreuen und auch deren Umfeld zur Seite stehen. Ein professionelles und sicheres Dokumentationssystem entspricht dem neuen Datenschutzgesetz“, berichtet Philipp Bechter, Schulsozialarbeiter der ersten Stunde und Fachbereichsleiter SCHUSO in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH aus der Praxis.

„Im Schuljahr 2016/2017 wurden tirolweit 7.336 Beratungen durchgeführt. Davon 6.265 mit Schülerinnen und Schülern sowie 728 mit Erziehungsberechtigten. Darüber hinaus war die SCHUSO in 1.111 Unterrichtseinheiten zu Präventionszwecken oder intervenierend in Klassen tätig“, berichtet Karin Hüttemann, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Die Beratungsthemen reichten von Konflikten im Klassenverband oder in der jeweiligen Peergroup, Mobbing, schulischen und familiären Problemen bis hin zu selbstverletzendem Verhalten, häuslicher sowie sexueller Gewalt. Oft kamen die SchülerInnen auch bezüglich einer Rechtsauskunft oder Fragen zum Thema Sexualität auf die SchulsozialarbeiterInnen zu. „Häufige Themen in den Beratungen mit Eltern bzw. Erziehungsberechtigten waren Fragen zur Erziehung, Schul- und/oder Berufslaufbahn“, informiert Hüttemann. Die Präventionseinheiten in den Klassen widmeten sich den Themen Kinderrechte, Umgang mit neuen Medien, Jugendschutz, Konsum, Gewalt sowie Sexualität und aus gegebenem Anlass auch dem Thema Flucht. Bei den Interventionen ging es meistens um die Verbesserung des Klassenklimas und Mobbing.

Reges Interesse der Schulverbände

Das Interesse an Schulsozialarbeit wächst zunehmend: Schulerhalter und Schulstandorte nehmen Kontakt mit der Steuerungsgruppe „Schulsozialarbeit“ auf. Diese berät über Anfragen sowie über den weiteren Ausbau der Schulsozialarbeit und gibt eine entsprechende Empfehlung ab. Größeren Schulstandorten wird der Vorrang gegeben. Die Kosten für die Schulsozialarbeit an den Pflichtschulen teilen sich das Land Tirol (65 Prozent) und der jeweilige Schulerhalter (35 Prozent).

Hohe Auszeichnung für gemeinsames Projekt von Studierenden und SCHUSO

Das Engagement der Tiroler SchulsozialarbeiterInnen wurde inzwischen auch ausgezeichnet: Ursprünglich als Studierendenprojekt unter Anleitung der „Ur-SCHUSO“ Christina Steixner-Buisson angelegt, die schon das Grundkonzept für die SCHUSO in Imst mitverfasste, wurde „StopMobbing.at – Der Workshop gegen Mobbing“ in der Schulsozialarbeit in Tirol umgesetzt, weiterentwickelt und mit dem „MyKi“ gewürdigt. Dieser österreichische Kinderschutzpreis wird an Personen und Einrichtungen vergeben, die sich aktiv und kreativ für den Schutz von Kindern und für die Verbesserung deren Lebenssituation in Österreich einsetzen.

„Bei ‚StopMobbing.at‘ geht es darum, Bewusstsein für Mobbingdynamiken und die verschiedenen Rollen der Beteiligten zu schaffen. So können beispielsweise Zeuginnen und Zeugen zu Helferinnen und Helfern werden. Zudem wird dadurch klar, dass unter Mobbing alle Beteiligten leiden“, erläutert Preisträger Patrick Haase, Absolvent des Bachelorstudiums „Soziale Arbeit“ am MCI und inzwischen SCHUSO–Schulsozialarbeiter in Jenbach. Neben dem Workshop, bei dem in den Klassen Sensibilisierungsarbeit zum Thema Mobbing geleistet wird, ist auch die Internetseite www.stop-mobbing.at Teil des Projekts, auf der in kind- und jugendgerechter Sprache unter anderem Rollenbilder, mögliche Konsequenzen für TäterInnen und Unterstützungsmöglichkeiten für Mobbingbetroffene aufgezeigt werden.



Quelle: Land Tirol



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