Salzburger Festspiele 2017 eröffnet

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01 Aug 11:02 2017 von Redaktion Wien Print This Article

Reden von Rabl-Stadler, Haslauer, Drozda, Festspielredner Schirach und Van der Bellen bei der Festveranstaltung in der Felsenreitschule

(LK) Die 97. Salzburger Festspiele wurden heute, Donnerstag, 27. Juli, mit einer Festveranstaltung in der Felsenreitschule offiziell eröffnet. Nach der Begrüßung durch Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler folgten Ansprachen von Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Bundesminister Thomas Drozda, die Festrede des Rechtsanwalts und Schriftstellers Ferdinand von Schirach sowie die Eröffnungsrede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. An der Eröffnung nahmen zahlreiche Ehrengäste aus dem In- und Ausland teil (siehe dazu die Landeskorrespondenz-Meldung "Politische Prominenz bei der Festspieleröffnung"). Den musikalischen Teil der Veranstaltung gestaltete das Mozarteumorchester Salzburg unter seinem neuen Chefdirigenten Riccardo Minasi. Bei den heurigen Salzburger Festspielen werden an 41 Tagen 195 Aufführungen an 15 Spielstätten geboten.

Rabl-Stadler: Von der Kraft der Träume

"Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen, wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen." Die Geschichte der Salzburger Festspiele liefere wohl die schönsten Beweise für die Richtigkeit dieses Diktums von Henry David Thoreau. Denn die Festspiele verdankten dem Träumer Max Reinhardt, dessen unerschütterlichem Glauben an die Kraft des Theaters ihre Existenz. Er habe sich von seinen Träumen leiten lassen und der Erfolg habe alle seine Erwartungen übertroffen, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in ihrer Begrüßungsansprache.

Genau vor 100 Jahren, im April 1917, formulierte Reinhardt seine Idee von einem "Festspielhaus in Salzburg als eines der ersten Friedensprojekte" und schickte sein Ansuchen an den Kaiser. Am 1. August 1917 trafen einander Wiener und Salzburger Befürworter der Festspielidee im Musikvereinsgebäude in Wien zur Gründung des Vereins "Salzburger Festspielhausgemeinde". Drei Jahre später, am 22. August 1920, fand mit dem Jedermann auf dem Domplatz die erste Aufführung statt. "Die Festspielidee war trotz vieler Rückschläge nicht mehr aus der Welt zu schaffen", so Rabl-Stadler.

Haslauer: Die Festspiele als Plädoyer für die Schönheit

Im Zentrum der Rede von Landeshauptmann Wilfried Haslauer stand ein "Plädoyer für die Schönheit". Trotz Krieg, Armut, Hunger, Vertreibung, Flucht und Elend in der Welt könne man zu Recht über Schönheit reden. "Die Schönheit macht uns aus. Sie stiftet Sinn, sie wurzelt tief in uns und will sich äußern. Sie ist die pure Lust, wenn wir sie zulassen oder aufnehmen. Sie bewusst zu erkennen, ihr Stellenwert im Leben zu geben, sie zu sehen und wahrzunehmen, macht uns menschlich und erhebt uns über andere Lebewesen, macht uns aber gleichzeitig auch verletzlich und angreifbar."

Die Gesellschaft aber habe die Schönheit kommerzialisiert. Durch die penetrante Dauerberieselung, durch permanente Reizüberflutung und Schönheits-Zwangsbeglückung verkomme die Schönheit zur Trivialität, so Haslauer weiter. "Wir müssen die Schönheit wieder bewusst suchen. Und solange diese Suche andauert, ist die Schönheit nicht verloren. Die Salzburger Festspiele werden auch dieses Jahr ihren Beitrag zu dieser Suche leisten."

Drozda: Kunst als Wegweiser im digitalen Zeitalter

Er sei überzeugt, "dass wir in einem Zeitalter wirklich großer Veränderung leben. Eine vierte industrielle Revolution, die Digitalisierung, wirft ihre Schatten längst in die Gegenwart voraus. Die Macht zwischen Mensch und Maschine verschiebt sich zunehmend Richtung Letztgenannter", stellte Bundesminister Thomas Drozda fest. "Am Weg dahin gilt es jedoch, zu überlegen, wie wir den Menschen im digitalen Zeitalter stärken. Ein Leuchtturm, ein Wegweiser dabei wird die Kunst sein. Die analogen Welten des Theaters, der Oper, des Konzertes und der Ausstellungen sind Orte der Herzensbildung."

Kunst könne erfreuen, begeistern, berühren und beschämen. Vor allem aber könne und werde sie zum Nachdenken anregen, so Drozda, für den Spitzenkunst nur mit einer breiten künstlerischen Basis möglich ist. "Kunst ist daher eine Schlüsseldisziplin des digitalen Zeitalters. Sie verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft und nimmt das Verhältnis von Mensch und Technologie kritisch in den Blick. Ich bin davon überzeugt, dass Kunst- und Kulturschaffende einen wesentlichen Beitrag zu den gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit liefern können", sagte der Minister.

Schirach: Das Recht gegen die Macht stellen

Festspielredner Ferdinand von Schirach setzte sich kritisch mit Demokratie, Macht und politischer Ethik auseinander: "Die Bürger sind nicht mehr nur Empfänger von Nachrichten, sie wurden zu sehr mächtigen Sendern. Nie zuvor haben Menschen so mühelos ihre Stimme erheben können, nie zuvor wurden sie so deutlich gehört. Die Bürger glauben, sie könnten es besser als ihre gewählten Politiker", stellte von Schirach in den Raum und fragte: "Wann soll eine Sachentscheidung über eine Mehrheitsentscheidung gestellt werden? Wann muss sie es? Oder zählt Ethik nichts gegen den Bürgerwillen?" Kein Mensch, auch nicht der Wähler, sei im Besitz der Wahrheit, "unsere Zukunft ist niemals alternativlos – im Gegenteil, sie ist offen." Tyrannei entstehe, so der Jurist und Autor, durch die Aufhebung der Gewaltenteilung. Er forderte: "Gerade in diesen aufgeregten Zeiten müssen wir also das Recht gegen die Macht stellen."

Van der Bellen: Aufrecht in die unmittelbare Umwelt blicken

Die Eröffnungsrede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen enthielt einen Aufruf zu mehr Mitgefühl und Solidarität: Es bestehe die Gefahr, dass wir uns in eine Art digitales Biedermeier bewegen. Die neuen Facebook-Freunde ersetzen dann den alten Biedermeier-Salon. Der Einzelne richte sich in seiner Echokammer ein, und das jeweils Andere erreiche ihn dort nur mehr als fernes Bild, das man genauso gut ignorieren könne. "Ich glaube schon, dass es sich lohnt, auch ab und zu den Blick vom Display zu heben und aufrecht um sich und in die unmittelbare Umwelt zu blicken", so das Staatsoberhaupt.

"Dabei kann man sich durchaus - denken Sie an die Festrede - an der Haltung Voltaires orientieren. Denn Voltaire hätte das Unrecht still hinnehmen und sich zurückziehen können. Hat er aber nicht! Und daran erinnert sich die Nachwelt mit Respekt und Dankbarkeit", so Van der Bellen.

Van der Bellen und Haslauer treffen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister

Unmittelbar nach der Festspieleröffnung folgt ein Mittagessen in der Salzburger Residenz, das von Land und Stadt zu Ehren des Bundespräsidenten und seiner Gattin gegeben wird und bei dem Van der Bellen und Haslauer auch mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Gemeinden des Landes zu einem Gespräch zusammentreffen werden.


Quelle: Land Salzburg



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