Salzburg-Stat: Pflegende Angehörige: Stadt steht mit Rat und Tat zur Seite

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Foto: Stadt Salzburg / K. Schupfer
10 Jul 03:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Vbgm. Hagenauer: Entlastung dringend nötig – Schwerpunkt Altersdemenz

„Pflegende Angehörige können auf die Stadt zählen. Wir stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Und nehmen allein für die drei Tageszentren Aigen, Gnigl und Rauchgründe in den Jahren 2018 und 2019 jeweils mehr als 1,5 Millionen € in die Hand. Doch auch hier fehlen, genauso wie in den Seniorenwohnhäusern und zunehmend für die Hilfe daheim, immer mehr Arbeitskräfte. Und speziell das Thema Altersdemenz braucht unsere besondere Aufmerksamkeit“, sagt Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer bei einem Medientermin am Montag, 9. Juli 2018.

Gemeinsam mit Hausleiterin Andrea Sigl und Manfred Fischer vom Verein „Alzheimer Angehörige Salzburg“ präsentierte sie im demenzgerechten Café „Ceconi“ des Seniorenwohnhauses Hellbrunn die „Checkliste Demenz“ und den „Informationsbogen Demenz“, die die Aufnahme dementer Personen im Krankenhaus erleichtern. Salzburg gehöre damit österreichweit zu den ersten Städten, die so etwas anbieten, sagt die Vizebürgermeisterin.

Hagenauer: „Als Stadt tun wir auf freiwilliger Basis schon viel für pflegende Angehörige. Die generelle Grundhaltung der Politik ist aber immer noch: Samma froh, dass die Leute daheim versorgt werden. Es gibt hier einfach zu wenig weitergehende Überlegungen. Deshalb haben wir unter anderem die Initiative ‚Demenzfreundliche Stadt‘ mit vielen Partnern gestartet. Denn bis zu 70 % der zu Hause Gepflegten sind mit dieser Krankheit konfrontiert.“ Insgesamt seien in der Stadt Salzburg schon über 3.000 Personen an Demenz erkrankt, Tendenz stark steigend.

Manfred Fischers Frau ist eine der Betroffenen. Er erzählt: „Ich bin von Beruf Analytiker. Meine Frau hat beim Memory-Spielen ständig verloren. Das war der erste Hinweis auf eine leichte kognitive Einschränkung. Ich habe dann begonnen, mich zu informieren. Und bin immer tiefer ins Thema eingestiegen. Man kann Kranke gut unterstützten, muss aber genau wissen, wie man das macht.“

Insbesondere ein Krankenhausaufenthalt sei bei der Sekundärdiagnose Demenz „eine schwierige und beängstigende Situation, da Zeitgefühl, Orientierung und Kurzzeitgedächtnis verloren ist“, so Fischer, der gemeinsam mit Andrea Sigl die Demenz-Checklisten der Stadt erarbeitet hat. Sie sollen maximal sensibilisieren, um Belastungen zu verringern.

Die Ziele dabei sind:

• Leichtere Pflege
• Vermeidung eines Delirs
• Verringerung von Dehydrierung und Mangelernährung
• Reduktion von Verständigungsschwierigkeiten
• Erhöhung der Sicherheit
• Weniger Komplikationen wegen des originellen Verhaltens
• Bessere psychische Gesundheit

Fischer: „Dazu muss man wissen: Wir kommunizieren logisch mit Begründungen. Nicht so demente Personen. Auch gewohntes soziales Verhalten fällt bei ihnen oft weg. Man muss ihnen deshalb durch Einfühlung begegnen. Auch ihre Sprache vereinsamt, Kranke finden einfach die richtigen Worte nicht mehr.“

Andrea Sigl, Leiterin des Seniorenwohnhauses Hellbrunn, ergänzt: „Wir sind sehr häufig mit Demenz konfrontiert. Da braucht man die wichtigsten Informationen zum betroffenen Menschen wie einen Bissen Brot.“ Alles auf einen Blick zu haben, helfe ungemein, etwa bei der Kurzzeitpflege. Diese wird derzeit in Hellbrunn und Itzling angeboten und kommt im neuen SWH Nonntal wieder. „Wie der Name schon sagt, können wir für kurze Zeit (maximal sechs Wochen) Einzelpersonen aufnehmen. Wichtig ist: Wir sind kein Krankenhaus und auch keine Rehabilitationsklinik. Was meiner Meinung nach nötig wäre, sind Formen der ‚Übergangspflege‘ zum Beispiel nach Operationen, wo Menschen schon aus dem Spital entlassen, aber für eine Hauskrankenpflege noch nicht fit genug sind. Für die gibt es derzeit kein passendes Angebot.“

Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer: „Unsere Seniorenbetreuung ‚zerspragelt‘ sich seit Jahren förmlich dabei, besten Service zu bieten. Egal wer anruft, ob Betroffener, Angehörige‚ oder Institution, beim ‚Case & Care-Management‘ kommen die Mitarbeiter*innen vor Ort, ermitteln den Bedarf und schneidern ein passendes Angebot. Das geht von Essen auf Rädern über Pflege daheim bis zum Platz im Seniorenwohnhaus. Mit dem Einbruch beim Personal letztes Jahr ist aber auch dieser hervorragende Service sehr schwierig geworden. Wir wollen helfen, doch es gibt immer weniger Angebote. Nicht selten werden Menschen dann von den Angehörigen kurzerhand zur ‚Aufbewahrung‘ ins Krankenhaus geschickt. Das ist unwürdig. Das müssen wir ändern. Die immer drängendere Personalnot muss rasch und umfassend bekämpft werden. Da sind Land und Bund gefragt!“, so Hagenauer.

Hinweis: Die Checklisten Demenz gibt’s auf www.konfetti-im-kopf.at zum Download bzw. in der Seniorenbetreuung, dem Bürgerservice und den Bewohnerservice-Stellen zum Abholen


Quelle: Stadt Salzburg



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