Salzburg Stadt: Es gibt Wege aus der Gewalt!

Slide background
Foto: Stadt Salzburg / Doris Wild
04 Dez 21:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Drei Anti-Gewalt-Spots im Auftrag des Frauenbüros der Stadt kommen in Kinos

Jedes Jahr nutzen engagierte Menschen zwischen 25. November und 10. Dezember die „16 Tage gegen Gewalt“, um Ausmaß und Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen zu thematisieren.

Vor diesem Hintergrund hat die Salzburger Regisseurin Petra Hinterberger im Auftrag der Stadt Salzburg (Frauenbüro, Integrationsbüro und Büro für Menschen mit Behinderung) Film-Spots gedreht.

Sie laufen ab Donnerstag in den nächsten Wochen im Filmkulturzentrum Das Kino und in den Cineplexx-Kinos. In ihnen sprechen betroffene Frauen über ihre Auswege aus der Gewalt.

„Wir wollen Frauen mit ihren Erfolgsgeschichten zeigen, wie sie der Gewalt entkommen sind und dass es mit entsprechender Unterstützung ein gutes Leben nach zum Teil unvorstellbaren Erfahrungen gibt“, sagt Anja Hagenauer, Bürgermeister-Stellvertreterin und ressortzuständig für Frauen. „Betroffene sollen den Mut finden, ihren eigenen Weg aus der Gewalt zu finden, Täter sollen die leidvollen Erfahrungen betroffener Frauen direkt zu sehen und zu hören bekommen“, so Hagenauer weiter.

Die Darstellung von Gewalt in den Medien ist alltäglich geworden. In TV-Formaten wie Nachrichten, Krimis, Actionfilmen und Doku-Soaps werden Terroristen, Mörder, Verbrecher, Vergewaltiger, Kriegstreiber und all ihre Gewalttaten thematisiert. Oft bekommt man den Eindruck, die Welt wäre ein einziger Ort von Wut, Hass und Gewalt. Dazu kommt, dass die Anzahl der Formate, die die Abgründe der Täter detailgetreu schildern, zugenommen hat.

TV-Produktionen setzen auf die Faszination des Bösen als Garant für gute Quoten. Die Opfer interessieren dabei wenige. Sie und ihre Geschichten bleiben oft ungehört im Dunklen zurück. Wagt es dennoch ein Opfer (wie Natascha Kampusch) selbstbewusst ins Rampenlicht, folgen mitunter Missgunst und Verleumdungen - so wurde Kampusch jahrelang ohne jeden Hinweis verdächtigt, sie habe während ihrer Gefangenschaft ein Kind bekommen und es getötet.

Jeder der drei Kinospots thematisiert die Geschichte eines realen Gewaltopfers, das selbstbewusst vor die Kamera tritt. Opfer haben ein Gesicht, eine Persönlichkeit, der man Empathie entgegenbringen muss, eine Geschichte, die gehört werden will. Aus dem Objekt der Gewaltausübung oder der Willkür Anderer entwickelt sich ein Subjekt, das sein Leben selbstbestimmt gestaltet. Aus dem Opfer wird ein selbstbewusster Mensch. Am Schluss des Spots sieht die Protagonistin noch einmal in die Kamera. Zuschauende werden ihrer beobachtenden Rolle entrissen, der voyeuristische Blick soll einer Unsicherheit weichen, in der jede Person sich selbst beobachtet oder angesprochen fühlt.

„Eine traurige Erfahrung, die ich im Umgang mit dem Thema Gewalt und Missbrauch an Frauen gemacht habe, ist, dass sich die Frauen für die Misshandlungen, die Ihnen angetan wurden, schämen, sich schuldig fühlen, während den Tätern jedes Schuld- und Schamgefühl fehlt“, sagt die Regisseurin Petra Hinterberger. „Deshalb war es mir wichtig, drei reale Frauen zu finden, die den Opferstatus überwunden haben und sich nicht mehr schämen für die Taten, die ihnen angetan wurden. Sie sollen als Vorbild für andere Frauen dienen, andere Frauen ermutigen, sich ihnen anzuschließen“, so Hinterberger.

Die Protagonistinnen

SUSANNE
„Mein Vater hat mich in meiner Kindheit sexuell missbraucht. Immer wenn meine Mama außer Haus war, kam er ins Zimmer. Ich fühlte mich ihm ausgeliefert und hatte große Angst vor ihm. Als Jugendliche hab' ich mich oft selbst verletzt. Es hat mich wütend gemacht, dass er mir immer noch wehtat. Mit Hilfe meiner Sachwalterin ist es mir gelungen gegen ihn auszusagen. Er hat zehn Jahre Gefängnis bekommen, und ich konnte mich endlich sicher fühlen.“

PETRA
„Mein Stiefvater hat mich als Kind sexuell missbraucht. Niemand hat es bemerkt oder mir geholfen. Im Gegenteil - ich galt als schwer erziehbar und er als vorbildlicher Familienvater. Um meinen Schmerz zu verdrängen, habe ich jahrelang Heroin konsumiert. Irgendwann kam der Tag, an dem ich zwischen leben oder sterben wählen musste. Ich hab mich fürs Leben entschieden und bin in eine Therapie gegangen. Heute lebe ich mein Leben ohne Drogen und bin dankbar, dass ich als Kind überlebt habe.“

ROSALIE
„Aufgewachsen bin ich in ärmlichen Verhältnissen in der Provinz Bohol auf den Philippinen. Schon als Mädchen habe ich viel Gewalt erfahren. Um den Misshandlungen meines Stiefvaters zu entkommen, bin ich mit sieben Jahren von zu Hause weggegangen. Ich habe als Hausmädchen bei verschiedenen Familien gearbeitet und meine Schulausbildung selbst finanziert. Mit 21 Jahren bin ich ins Ausland gegangen um bei einer arabischen Familie zu arbeiten. Dort wurde ich wieder misshandelt. Sie haben mich wie eine Sklavin eingesperrt, bewacht, körperlich und verbal erniedrigt. Bei einem Urlaub der Familie in Salzburg ist mir schließlich die Flucht gelungen. Heute arbeite ich als Altenpflegerin und genieße die Freiheit.“

Beratung, Information und Hilfe

In der Stadt Salzburg gibt es mit dem Frauennotruf, dem Frauenhaus Salzburg und dem Gewaltschutzzentrum drei spezialisierte Beratungs- und Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen. Auch Frauentreffpunkt, Frauengesundheitszentrum und der Verein VIELE beraten und informieren. Die Beratungsstelle Männerwelten und das Männerbüro der katholischen Aktion sind Anlaufstellen für Männer, die ihre Gewalttätigkeit beenden wollen. „Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben frei von Gewalt“, sagt Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg. „Ich möchte Betroffenen sagen: Sucht Hilfe, sprecht über eure Situation, ihr seid nicht allein damit. Das Opfer trägt nie die Schuld. Die Spots sollen Frauen stärken und ihnen neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen“, so Schmidt.

Die Spots laufen ab heute Abend am YouTube-Channel von Regisseurin Petra Hinterberger:
https://www.youtube.com/user/TheVideoorchideeab


Quelle: Stadt Salzburg



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Vorarlberg

Redaktion Vorarlberg

Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg