Salzburg. Neues Versorgungs- und Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen

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Foto: Land Salzburg/Sabine Bauer
06 Dez 15:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Land Salzburg und Sozialversicherung schließen Lücke in der Versorgung

Land Salzburg und Salzburger Gebietskrankenkasse eröffnen mit Dezember das psychosoziale Versorgungs- und Beratungszentrum für Kinder und Jugendliche, kurz PVBZ, in der Landeshauptstadt. Ein multidisziplinäres Team aus Psychotherapeuten, Sozialarbeitern, Psychologen und Fachärzten bietet den betroffenen Kindern und Familien unter der Leitung der Universitätsprofessorin für Kinder- und Jugendpsychiatrie Kanita Dervic Unterstützung bei komplexeren Problemlagen. Ergänzend zu diesem neuen Angebot im Zentralraum Salzburg wird für die südlichen Bezirke des Landes die Kinderseelenhilfe die psychosoziale Betreuung von Minderjährigen übernehmen. "Mit diesen neuen Angeboten haben wir einen Meilenstein zur Verbesserung der psychosozialen Betreuung unserer Salzburger Kinder gesetzt", sind sich Gesundheits- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl, Sozialreferent Landesrat Heinrich Schellhorn und SGKK-Direktor Harald Seiss einig.

Seit 1. Dezember werden Kinder und Jugendliche aus dem Zentralraum in den Räumlichkeiten des PVBZ auf dem Gelände des Landeszentrums für Hör- und Sehbildung, Gailenbachweg 3, betreut. Das Angebot reicht von Diagnostik, ärztlicher oder psychologischer Behandlung, Psychotherapie, Beratung bis hin zu intensiver Betreuung.

Die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulrike Altendorfer-Kling leitet ein Team aus Psychotherapeuten, Psychologen und Ergotherapeuten, das dezentral im Pinzgau, Pongau und Lungau ab Jänner 2018 zur Verfügung steht.

Integrierte Angebote

Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen brauchen nicht nur fachärztliche Behandlung, sondern auch eine psychosoziale Betreuung. Neben Psychotherapie und psychologischen Angeboten benötigen sie häufig eine Fülle von sozialpädagogischen oder sozialen Fördermaßnahmen, um in ihrer Entwicklung optimal unterstützt zu werden. In der Behandlung von Kindern und Jugendlichen müssen immer die soziale Komponente und ein möglicher Betreuungsbedarf der gesamten Familie mit berücksichtigt werden. Integrierte Angebote sind notwendig, da der einzelne Arzt oder Therapeut alleine nicht alle Bereiche abdecken kann. Aus diesen Überlegungen ist es auch in Salzburg sinnvoll, eine integrierte psychosoziale Versorgung für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zu schaffen.

Versorgungsangebot für alle Kinder in Salzburg

Das Land Salzburg und die Salzburger Sozialversicherungsträger haben gemeinsam ein solches Konzept für eine optimale Betreuung für junge Patientinnen und Patienten bis zum 18. Lebensjahr entwickelt. Das neue Angebot umfasst Unterstützung durch Ärzte, Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter sowie die Einbindung weiterer notwendiger Therapien. Die jährlich notwendige Summe von 800.000 Euro wird je zur Hälfte vom Land Salzburg und von der Sozialversicherung aufgebracht. Das Versorgungsangebot steht allen Kindern in Salzburg zur Verfügung.

Wichtige Ergänzung zum bestehenden Angebot

"Mit dem neuen Beratungs- und Versorgungszentrum wird eine Lücke in der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen geschlossen. Es ist eine wichtige Ergänzung zur Behandlung im niedergelassenen und stationären Bereich sowie zu den bereits bestehenden psychosozialen Angeboten in Salzburg. Ergänzend zu diesem neuen Angebot im Zentralraum Salzburg wird auch in den südlichen Bezirken des Landes die psychosoziale Betreuung von Minderjährigen ausgebaut", betont Christian Stöckl.

Große Entlastung für Familien

"Ziel des PVBZ ist es, junge Patientinnen und Patienten frühzeitig und langfristig behandeln zu können. Nur wenn psychische Erkrankungen bei Kindern rechtzeitig erkannt und behandelt werden, können wir verhindern, dass diese chronisch werden und den weiteren Lebensverlauf der Kinder und Jugendlichen belasten. Das neue Zentrum ist außerdem eine große Entlastung für Familien. Eltern müssen nicht mehr mehrere Einrichtungen aufsuchen, um kostenlos Hilfe für ihre Kinder und Familien zu bekommen. Denn erstmalig sind alle Hilfs- und Behandlungsmaßnahmen unter einem Dach", so Heinrich Schellhorn.

Umfassende Betreuung, die auch das soziale Umfeld miteinbezieht

"Rund 2.500 Kinder mit psychischen Problemen bekommen bereits therapeutische oder ärztliche Unterstützung außerhalb der Kliniken, finanziert durch die Krankenversicherung. Viele dieser Kinder brauchen aber mehr als nur eine Einzelleistung. Sie brauchen eine umfassende Betreuung, die auch ihr soziales Umfeld miteinbezieht. Das psychosoziale Versorgungs- und Beratungszentrum wird diese Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche sein. Wir freuen uns über diese Verbesserung der Versorgung, die die Sozialversicherung gemeinsam mit dem Land Salzburg zur Verfügung stellt", erklärt Harald Seiss.

Multiprofessionelles Team

"Unser multiprofessionelles Team befasst sich mit einem breiten Spektrum an psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Wir arbeiten vernetzt, evidenzbasiert und nach modernen Behandlungskonzepten. Im Zentrum bieten wir klinisch-psychologische Diagnostik, Beratung, Psychotherapie, Sozialberatung und Case Management, fachärztliche kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik und Behandlung und Psychoedukation an. Darüber hinaus haben wir zwei spezielle Angebote: Gruppenpsychotherapie für Kinder und Jugendliche (verhaltenstherapeutische und systemische ressourcenorientierte Gruppen sowie Psychodrama) und nachgehende Arbeit durch ein multidisziplinäres Team (Sozialarbeiter, Psychologe oder Psychotherapeut und Facharzt)", erklärt die ärztliche Leiterin Kanita Dervic.

Versorgung in den südlichen Landesteilen

"Ich freue mich sehr, dass wir nun vom Land Salzburg und der Sozialversicherung den Auftrag und die Gelder bekommen, ab Jänner kommenden Jahres 500 Kinder und Jugendliche und deren Familien im Pinzgau, Pongau und Lungau zu behandeln. Bisher bieten wir Versorgung durch unser engagiertes Team bestehend aus Psychotherapeuten, Ergotherapeuten und Psychologen an vier Standorten an.
Die Therapeuten haben die Möglichkeit, direkt in den Kindergärten, Schulen oder in den Familien zu arbeiten. Dieses Angebot wird seit Jahren von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Als Fachärztin biete ich die nötige Diagnostik und medizinische Versorgung an", so Ulrike-Altendorfer-Kling von der Kinderseelenhilfe.

Wohnortnahe Versorgung

Die Kinderseelenhilfe wurde 2003 vom früheren Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Buchleitner und Leonhard Thun Hohenstein, dem Vorstand der Kinder und Jugendpsychiatrie an der Christian Doppler Universitätsklinik Salzburg, unter dem Dach der Pro Mente Salzburg gegründet. Die Kinderseelenhilfe hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen und Erkrankungen zu unterstützen und ihnen die notwendige Hilfe zur Gesundung bereit zu stellen. Als dringendstes Anliegen wurde die flächendeckende Schaffung wohnortnaher Versorgung gesehen, da es in den Gebieten außerhalb des Einzugsgebietes der Stadt Salzburg wenig bis gar keine Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche mit psychischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen gab. Eine gute Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Dienstleistern und Institutionen war immer schon ein weiteres wichtiges Anliegen. Der erste Standort entstand 2004 in Tamsweg für den Lungau, dann folgte 2005 der Standort in Zell am See für den Pinzgau und 2006 der Standort in St. Johann im Pongau.

"Es ist sicher ein großer Fortschritt, dass nun die Behandlung der psychisch kranken Kinder im Süden unseres Bundeslandes aus öffentlichen Geldern finanziert wird. Die bisherige Praxis, den größten Teil dafür aus Spenden aufzubringen, wäre auf Dauer nicht mehr haltbar gewesen", sagt Gerhard Buchleitner.


Quelle: Land Salzburg



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