Mit der Wärme kommt der Borkenkäfer

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Foto: Landwirtschaftskammer Oberösterreich
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23 Apr 11:33 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Landwirtschaftskammer OÖ empfiehlt: agieren statt reagieren

Die nächsten Wochen werden für die heimischen Waldbesitzer spannend. Denn wenn die Temperaturen steigen, beginnt der Borkenkäfer zu schwärmen. 2017 konnte sich vielerorts eine dritte überwinterungsfähige Käfergeneration entwickeln. Auch die tiefen Temperaturen im Februar konnten den Borkenkäfern nichts anhaben. Die Gefahr eines Borkenkäferbefalls ist daher auch im heurigen Jahr besonders hoch.

„Obwohl nur wenige Millimeter groß, können Fichtenborkenkäfer ganze Löcher in den Wald fressen. Fichtenbestände im Auge zu behalten und rechtzeitiges Entfernen befallener Bäume sind das Um und Auf. Unterstützung für die Waldbesitzer kommt von der Landwirtschaftskammer OÖ“, betont Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Riesige Schadholzmengen in den letzten Jahren

Die Schadholzmengen durch den Borkenkäfer umfassen über ein Drittel des insgesamt geernteten Nadelholzes in Oberösterreichs Wäldern – und das schon seit mehreren Jahren.

Schuld an der Massenvermehrung des Käfers im vergangenen Jahr war die langanhaltende heiße und trockene Witterungsperiode über die Sommermonate. Besonders stark betroffen waren 2017 das Alpenvorland und die trockenen Lagen des Mühlviertels.

Ein Weibchen: bis zu 100.000 Nachkommen

Die wichtigsten und gefährlichsten heimischen Borkenkäferarten sind die beiden Fichtenborkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher. Diese schwärmen ab Mitte April aus. Die Entwicklung vom Ei zum Käfer dauert bei Temperaturen um 24°C nur 35 Tage. Da in einem Jahr mehrere Käfergenerationen entstehen und auch Geschwisterbruten angelegt werden, kann ein Borkenkäferweibchen bis zu 100.000 Nachkommen haben.

Regelmäßige Kontrollen sind unerlässlich

Den Waldbesitzern wird empfohlen, Kontrollgänge ab Mitte April mindestens einmal wöchentlich durchzuführen. Vor allem im Mai und im Hochsommer ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Die regelmäßige Kontrolle hilft, einen Neubefall schnell zu erkennen.

„Wird ein Käferbefall entdeckt, gilt es rasch zu Handeln. Die befallenen Bäume müssen gefällt und umgehend aus dem Wald entfernt werden. Nur so kann einem weiteren Befall vorgebeugt werden“, erläutert Reisecker.

Befalls-Monitoring unter borkenkaefer.at

Unter borkenkaefer.at, einer Webseite des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), sind die aktuellen Fangzahlen eines Borkenkäfer-Beobachtungs-Systems veröffentlicht. Das österreichische Borkenkäfer-Monitoring ist ein Service des BFW, das gemeinsam mit den Landesforstbehörden und den Forstberatern der Landwirtschaftskammern 2005 ins Leben gerufen wurde, um Waldbesitzer über die aktuelle Flugsituation der wichtigsten Borkenkäferarten zu informieren. Die Daten werden wöchentlich erhoben. Das System bietet somit eine Orientierungshilfe, wann die Käfergefahr besonders hoch ist. 2018 wurden in Oberösterreich zwei zusätzliche Fallenstandorte im unteren Mühlviertel eingerichtet, auf denen ab sofort jeweils die Fangzahlen von Buchdrucker und Kupferstecher erhoben werden.

Energieholzhaufen nicht in Waldnähe lagern

Zahlreiche Waldbesitzer lagern verbleibendes Restholz wie Stammstücke, Ast- und Kronenmaterial aus Schlägerungen oder Pflegemaßnahmen zur Trocknung im Wald oder in Waldnähe. Bei warmen Temperaturen kommt der Borkenkäfer auch in diesen Fichtenholzstößen ins Schwärmen. „Die Lagerung soll möglichst weit weg vom Wald erfolgen. Die Entfernung soll mindestens 300 Meter betragen – besser noch mehr“, empfiehlt Reisecker.

Befallene Restholzhaufen im Nahbereich von Waldbeständen sind umgehend zu verhacken. Um den angespannten Energieholzmarkt nicht zusätzlich zu belasten, sind Bäume vollständig zu entasten. Blochholz und Astmaterial sollen anschließend separat gelagert werden. Hackgut gemischt mit Reisig ist im Wesentlichen unverkäuflich und fungiert nur als Brutmaterial für den Käfer.

„Es nutzt leider nichts, bestehende Restholzhaufen mit einem Vlies oder einer Folie abzudecken. Nur wenn die Folien einen vollständigen Luftabschluss gewährleisten, können sie der Vorbeugung dienen. Nachdem das in der Praxis meist nicht der Fall ist, scheidet diese Variante aus“, betont Reisecker.

Borkenkäferbekämpfung bei im Wald gelagertem Holz

Derzeit befindet sich viel Sägerundholz am Markt und die Abfuhr aus dem Wald kann nur Zug um Zug erfolgen. Sollte eine rechtzeitige Abfuhr innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen nicht möglich sein, besteht die Gefahr, dass von diesem Holz neuerlich Borkenkäfer ausfliegen. In diesem Fall ist das Holz zuvor bekämpfungstechnisch zu behandeln. Das kann durch Entrinden oder mit Pflanzenschutzmitteln erfolgen. Das wirksamste und daher empfohlene Verfahren, den Borkenkäfer unschädlich zu machen, ist das Verhacken von Ast- und Kronenmaterial, um damit auch wichtige Nährstoffe im Wald zu belassen.

Zahlreiche Waldbesitzer wurden geschult

In den vergangenen Wochen und Monaten haben die Forstberater der Landwirtschaftskammer OÖ teilweise in Zusammenarbeit mit den Bezirksforstinspektionen Informationsveranstaltungen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Borkenkäfern abgehalten. Neben Fragen der Borkenkäferbekämpfung standen auch Empfehlungen zur Wiederaufforstung im Mittelpunkt.

Unter www.ooe.lko.at ist ein Merkblatt der Landwirtschaftskammer zum Borkenkäfer und eine Sammlung mit häufig gestellten Fragen zum Käfer verfügbar. Zudem steht eine Broschüre zur Vorbeugung und Bekämpfung des Borkenkäfers zum Download bereit.


Quelle: Landwirtschaftskammer Oberösterreich



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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