Marianne.von.Willemer Literaturpreis 2017

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06 Nov 20:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Marlene Gölz gewinnt mit „Hungry Swayze Eyes“

Der Frauen.Literatur.Preis wird heuer zum neunten Mal vergeben. Die Autorin Marlene Gölz überzeugte die Jury mit ihrem Text „Hungry Swayze Eyes“. Der Marianne.von.Willemer.Preis ist im österreichischen Literaturbetrieb fix verankert. Mit der etablierten Würdigung sollen literarisch aktive Frauen ermutigt, gefördert und ihrem künstlerischen Schaffen eine attraktive Präsentationsplattform geboten werden. Die Stadt Linz vergibt jährlich den mit 3.600 Euro dotierten Preis alternierend in den Sparten digitale Medien und Literatur.

„Ich freue mich sehr über die diesjährige Wahl der Jury und hoffe, dass wir mit dieser Auszeichnung die Preisträgerin Marlene Gölz auf ihrem Weg unterstützen können, sich in der heimischen Literaturszene zu etablieren.“, sagt Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

82 Einreichungen

Insgesamt 82 Einreichungen langten für den Literaturpreis 2017 beim Frauenbüro ein. Davon wurden durch die Fachjurorinnen Dr.in Petra-Maria Dallinger (Direktorin Adalbert-Stifter-Institut), Dr.in Martina Schmidt (Verlagsleiterin und Geschäftsführerin Deuticke Verlag, Juryvorsitzende) und Sabine Weißensteiner (Geschäftsführerin Buchhandlung Fürstelberger) in einer ersten Durchsicht sechs Arbeiten in die nähere Auswahl genommen. Nach eingehender Erörterung entschied sich die Jury einstimmig für die Einreichung von Marlene Gölz mit dem Titel „Hungry Swayze Eyes“.

Hungry Swayze Eyes – Der prämierte Text

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Marlene Gölz gelingt es in ihrem sehr dichten Text, auf nur wenigen Seiten ein Leben als junge Frau Ende der 80er Jahre zu beschreiben. Als LeserIn ist man sofort mitten drin, und am Ende wünscht man sich nur eins: weiterlesen zu können. In diesem Text stimmt jeder Satz. Er wirkt ganz locker hingesetzt und leicht – und das gehört zum Schwierigsten in der Literatur.“

Statement der Preisträgerin Marlene Gölz

„Die Erzählung handelt von zwei Frauen, die Mitte/Ende 30 sind. Anhand von Rückblenden in ihre Jugendzeit wird das Leben der beiden aufgerollt. Während die eine mittlerweile ein scheinbar erfolgreiches und konformes Leben in der Großstadt führt, lebt die andere immer noch auf dem Dorf und hängt Sehnsüchten ihrer Jugend nach. Inbegriff dieser Sehnsucht ist der 80er-Jahre Schwarm Patrick Swayze. Wie er kommen Männer im Text zwar zahlreich vor, doch sind sie als Partner allesamt nicht zu brauchen: Sie sind entweder unerreichbar weil zu berühmt bzw. zu alt, schon gestorben, impotent oder homosexuell - und letztlich Nebenfiguren. Getragen wird die Geschichte über die beiden Frauen, die sehr unterschiedlich sind, von dem sie verbindenden Lebensgefühl ihrer Jugend, die mit dem Kultfilm Dirty Dancing begonnen und mit dem Selbstmord von Nirvana-Sänger Kurt Cobain ihren Ausklang gefunden hat.

Zentral in meinen Erzählungen sind Beziehungen zwischen Menschen. Die ProtagonistInnen sind häufig Jugendliche oder Mitte/Ende 30. Beide Lebensalter finde ich besonders interessant, weil hier sowohl Weichen für das zukünftige Leben gestellt werden, als auch auf eine gewisse Lebenserfahrung zurückgeblickt werden kann.

Mich interessieren Erwartungshaltungen, Spannungen, Unausgesprochenes, nur am Rande Wahrgenommenes, Vermutungen, Vorurteile und Verdachtsmomente, auch die unterschiedliche Wahrnehmung von Realität. (So real z. B. für die eine Frau ihre jugendliche Liebe zu Patrick Swayze ist, so belächelt wird sie von der anderen.)

Außerdem will ich - je nach Thema - ein bestimmtes Lebensgefühl transportieren, häufig wird auf Musik verwiesen. Die Stimmung meiner Texte hat manchmal einen „leicht unguten“ Beigeschmack und ist etwas gebrochen.

Da ich zu inhaltlichen Übertreibungen neige, amüsiere ich mich zwar beim Schreiben, muss mich aber immer auch zügeln. Es ist eine Gratwanderung,z. B. über Dirty Dancing zu schreiben, das kann schnell peinlich werden. Umso wichtiger ist eine klare, reduzierte Sprache. Ich denke, meine Texte leben von klaren Beobachtungen. Klischees versuche ich zu vermeiden, ich will in das hinterste Hinterstübchen meiner Figuren und ergründen, was sie antreibt und beschäftigt. Das lässt einen Blick auf die Welt von allen Seiten zu. Meine Figuren will ich, bei allen ironischen Anklängen, ernst nehmen und nicht ins Lächerliche ziehen. Die Umstände können es aber sein, lächerlich. Das macht alles etwas leichter.

Politische Themen wie aktuell Migration, Rechtspopulismus, prekäre soziale Verhältnisse usw. bilden, je nach Zeit, in der die Handlung spielt, häufig die Hintergrundfolie meiner Erzählungen und sind Erklärungsmodell für Situationen, in denen sich Figuren befinden. Diese Umstände versuche ich, über Stimmungen einzufangen, weniger über konkretes Benennen. Missstände schwelen vor sich hin, werden über Verdacht und Ahnung transportiert, bis es zu Spitzen kommt, in denen Situationen eskalieren können - aber nicht müssen.

Vielleicht geht es in all meinen Texten letztlich um Schwebezustände, Uneindeutigkeiten, Ahnungen, Orientierungslosigkeit.“

Preisverleihung am 15. November

Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 15. November 2017, um 19 Uhr im Gemeinderatssaal des Alten Rathauses statt. Die Preisträgerin Marlene Gölz präsentiert ihr prämiertes Werk „Hungry Swayze Eyes“. Die Laudatio wird von der Vorsitzenden der Jury Dr.in Martina Schmidt gehalten. Anschließend folgt ein Interview mit der Preisträgerin. Die offizielle Preisverleihung wird Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger durchführen. Für die musikalische Umrahmung sorgen an diesem Abend victhamin und DJane Selectress Koko.

Mag.a Stephanie Gunesch übersetzt die barrierefreie Veranstaltung in Gebärdensprache. Der Eintritt zur Preisverleihung ist frei. Anmeldungen nimmt bis 10. November das Frauenbüro der Stadt Linz entgegen: E-Mail: [email protected], Tel. 43 732 7070 1191.

Die ausgezeichnete Künstlerin

Marlene Gölz wurde 1978 in Linz geboren und ist in Waizenkirchen aufgewachsen. Nach dem Kunstgeschichte-Diplom und vielen Jahren in Linz, Wien und Berlin kehrte sie 2012 mit ihrer Familie in den Heimatort zurück. Sie arbeitet unter anderem als Korrektorin und Lektorin für die OÖ Nachrichten und den Veritas Verlag in Linz.

Seit 2014 ist Marlene Gölz vermehrt literarisch tätig, nahm 2016/17 an der Leondinger Literaturakademie teil, die sie im Juni mit einer Lesung in der Leondinger Stadtbibliothek abschloss. Sie erhielt 2017 eine Förderung des Landeskulturreferats OÖ für Literatur sowie für Sommer 2018 ein Aufenthaltsstipendium im Atelier des Landes OÖ in der Villa Stonborough-Wittgenstein in Gmunden und arbeitet aktuell am ersten Roman.

Berufliche Tätigkeit als Autorin/Lektorin
  • 2005–2007 Redakteurin der Kunstzeitschrift Frame/Wien
  • Seit 2008 Freie Autorin im Kunst- und Kulturbereich (u. a. EIKON)
  • 2008–2012 Freie Autorin der Wiener Straßenzeitung Augustin, anschließend Kulturredakteurin
  • 2008–2010 Pressearbeit für die Galerie Konzett/Wien
  • Seit 2015 Korrektorin bei den OÖ Nachrichten/Linz
  • Seit 2016 Lektorin der BOKU-Alumni-Zeitung/Wien
  • Seit 2017 Lektorin des VERITAS Verlags/Linz
Publikationen
  • Zahlreiche Beiträge in den Kunstzeitschriften Frame, Untitled, Vernissage, EIKON und der Wiener Straßenzeitung Augustin
  • PR-Texte für die Galerie Konzett/Wien; Texte für Websites von KünstlerInnen
  • Katalogpublikation: Franz Scharinger (Hg. Kulturformen Hartheim, Bibliothek der Provinz 2014)
  • Literarischer Textbeitrag für das Kunstbuch „Texte zur Kunst“ der Künstlerin Anna Reisenbichler (Wien 2016)
  • Publikationen von Lyrik und einer Erzählung in den Literaturzeitschriften mosaik (2017) und kolik (2017)
Marianne von Willemer – Die Namenspatronin

Marianne von Willemer wurde 1784 in Linz geboren. Als 14-Jährige kam sie mit ihrer Mutter nach Frankfurt am Main, wo sie Johann Wolfgang von Goethe kennenlernte. 1819 erscheint Goethes „Westöstlicher Diwan“ und erst neun Jahre nach Marianne von Willemers Tod wird bekannt, dass mehrere der schönsten Gedichte daraus eigentlich aus ihrer Feder stammten. Die Leistungen der Autorin blieben im Schatten und wurden von der Fachwelt kaum bis gar nicht beachtet.


Quelle: Stadt Linz



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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