Leo Windtner zieht sich vom Vorstand der Energie AG zuzrück

Slide background
Energie AG
25 Feb 08:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Das Ende einer Ära: Nach 22 Jahren an der Spitze von OKA und Energie AG zieht sich Leo Windtner nach 8156 Tagen vom Vorstandsvorsitz zurück

Der Wandel vom Landesenergieversorger OKA mit Stromabnehmern und Tarifvorschreibungen zum kundenorientierten Versorgungs- und Dienstleistungsunternehmen Energie AG Oberösterreich ist untrennbar mit dem Namen von Leo Windtner verbunden. Windtner ist seit 38 Jahren im Unternehmen tätig, in den letzten 22 davon gab er als Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor die Richtung der Entwicklung vor. Er hat die Oberösterreichische Kraftwerke AG zur Energie AG Oberösterreich gemacht und einen nachhaltigen Erfolgsweg für den Konzern eingeleitet. Am 28. Februar 2017 hat er nach 8.156 Tagen seinen letzten Arbeitstag in der Energie AG.

Wie sehr sich das Unternehmen verändert hat, lässt sich am bloßen Blick auf die Kennzahlen der vergangenen 22 Jahre erkennen:


Entwicklung Umsatz, EBIT, Personal

Umsatz
  • Ende Geschäftsjahr 1994: 534,8 Mio. Euro
  • Höchststand 2011: 2.219,9 Mio. Euro
  • Tiefststand 1997: 404,4 Mio. Euro
  • Aktueller Stand Ende Geschäftsjahr 2016: 1.534,9Mio. Euro

EBIT
  • Ende Geschäftsjahr 1994: 15,9 Mio. Euro
  • Höchststand 2008: 163,7 Mio. Euro
  • Tiefststand 2000: -132,6 Mio. Euro
  • Aktueller Stand Ende Geschäftsjahr 2016: 135,4 Mio. Euro
Personal
  • Ende Geschäftsjahr 1994 (Köpfe Jahresdurchschnitt): 2.455
  • Tiefststand 2001: 1.783
  • Höchststand 2012: 7.781
  • Aktueller Stand Ende Geschäftsjahr 2016: 4.362
Vom Übernahmekandidaten zum Vorzeigeunternehmen
Am 1. Jänner 1999 wurde aus dem Traditionsunternehmen OKA die Energie AG. In den Folgejahren hat sich die Energie AG vom regionalen Versorger zu einem internationalen, wettbewerbsfähigen Infrastrukturkonzern entwickelt. Auslöser der Umbenennung war die konsequente Umsetzung von Optimierungs- und Restrukturierungsprozessen, um die Herausforderung der Marktliberalisierung bewältigen zu können, sowie die Weiterentwicklung zum Infrastrukturkonzern.
Galt die OKA vor der Liberalisierung als einer der ersten Übernahmekandidaten, agiert das Unternehmen am Markt mittlerweile aus einer Position der Stärke: Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Energie AG das defacto beste Ergebnis ihrer Geschichte geschrieben und das Ergebnis aus dem Liberalisierungsjahr 1999 fast um den Faktor 18 erhöht.
2006 richtete sich die Energie AG erneut neu aus und wurde vom Stammhaus in eine Holding-Struktur überführt, die auch heute noch gültig ist. Die Energie AG agiert heute mit einer Holding sowie 13 eigenständigen, ergebnisverantwortlichen Gesellschaften. Nach Integration der OÖ. Ferngas hat sich die Energie AG Oberösterreich als Energie- und Dienstleistungsunternehmen positioniert. Neben dem Heimatmarkt Oberösterreich und Österreich ist die Energie AG heute in Deutschland, Tschechien, Südtirol und Slowenien tätig.
Privatisierung der Energie AG: Ein Dauerthema für Leo Windtner
Neben der Strommarktliberalisierung und Umstrukturierungen war die Privatisierung eines jener Themen, die Generaldirektor Leo Windtner über seine ganze Zeit an der Spitze der Energie AG begleitet haben – hier eine Kurzversion der Privatisierungsversuche:
  • Beim angedachten Teilverkauf von 25 Prozent der Aktien (Mai 1997) haben vier EVUs Interesse gezeigt. Der Plan wird Anfang 1998 ausgesetzt.
  • Im Juni 1998 verhandelt das Land intensiv mit den Bayernwerken, es kommt aber zu keinem Ergebnis.
  • Im Zuge der Fusion von Salzburger Stadtwerken und SAFE wird Anfang 1999 an einer Stromlösung „Energie Mitte“ gearbeitet. Sodann wird das gemeinsame Projekt „Energie Austria“ zwischen Verbund, Energie Steiermark und Energie AG gestartet und beschlussfertig endverhandelt. Der Plan scheitert am Veto der EVN in der Verbund-Hauptversammlung.
  • Im Oktober 2000 legt der Verbund erneut ein Angebot, die Mehrheit der Energie AG zu übernehmen, das Land nimmt dieses aber nicht an.
  • Im Juni 2001 wird „25 Prozent plus 1 Aktie“ der Energie AG an die EnergieAllianz verkauft.
  • Im Dezember 2004 wird wieder mit dem Verbund verhandelt – es soll ein Energieblock aus Verbund, Energie AG und Linz AG entstehen, die Verhandlungen scheitern ebenfalls.
  • Im Mai 2006 steigt die Energie AG aus der EnergieAllianz aus. Das Land kauft die Anteile zurück, die Linz AG bleibt mit 6,25 Prozent an der Energie AG beteiligt. Der Landtag beschließt, dass für das restliche Aktienpaket ein neuer Käufer gesucht wird.
  • Verhandlungen mit der TIWAG im April 2007 scheitern, im Juli 2007 beschließt der Landtag mehrheitlich den Börsegang der Energie AG.
  • Wegen des ungewissen Wirtschaftsklimas bricht das Land im Jänner 2008 den IPO ab. An seine Stelle tritt ein Private placement, bei dem Unternehmensanteile oberösterreichische Banken, Leitbetriebe, die TIWAG, den Verbund und die Mitarbeiterstiftung übernehmen.
Blick voraus im Haus der Zukunft
Anlässlich der OÖ. Landesgartenschau 1996 im Vogelpark Schmiding in Krenglbach errichtet die OKA das „Haus der Zukunft“. Die OKA präsentiert als kompetentes, innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmen den Besuchern die Zukunft. Gezeigt und bestaunt werden unter anderem eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung, eine Erdreich-Wärmepumpe mit Tiefbohrung und digitale Haustechnik bis hin zum Flachbildfernseher. 20 Jahre später ist die Technik aus dem Haus der Zukunft aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Leo Windtner war seit seinem Amtsantritt stets Wegbereiter und Vordenker, was das Thema Energiesparen betrifft. „Jede Kilowattstunde die nicht verbraucht wird, muss auch nicht erzeugt und nicht bezahlt werden“, führte Windtner die Sinnhaftigkeit eines effizienten Energieeinsatzes seit jeher vor Augen. Unter seiner Führung war die Energie AG immer führend, wenn es um Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bei ihren Kunden galt: In der Positionierung der Energie AG als Qualitätsanbieter war er für die Einführung von Energiesparkampagnen und zum Zeitpunkt der Umsetzung einzigartigen Kundenaktionen verantwortlich. In den letzten Jahren wurden beim Haushaltsgerätetausch allein in Oberösterreich mehr als 70.000 Stromfresser entsorgt und mehr fast eine Million Energiespar- und LED-Lampen an die Kunden der Energie AG abgegeben. „Wir als Unternehmen und letztlich die gesamte Branche waren immer Vorreiter im Bereich Energieeffizienz“, stellt Windtner zufrieden fest, „das Bürokratiemonster Energieeffizienzgesetz hätten wir uns in Österreich sparen können!“
Auch im Bereich der Heizsysteme wurde Windtner nicht müde, die Wärmepumpe als eines der effizientesten Heizsysteme zu fördern. Seit Jahren liegt der Marktanteil der Wärmepumpe im Bereich der Neuinstallationen weit über 50 Prozent. Oberösterreich ist da Wärmepumpenvorzeigeland in Europa und weist die höchste Dichte an Wärmepumpen-Installationen auf.
Mit der PowerStrategie 2020 bekam auch die Themen Energiedienstleistungen und Contracting-Modelle eine zentrale Rolle, die Windtner ebenfalls seit langem vorantrieb: Die Energie AG tritt hier mit dem über Jahrzehnte aufgebauten Know-how ihrer Mitarbeiter als Planer, Betreiber und Dienstleister bei Wärme- und Prozesswärmeanlagen auf. Die erste Hochtemperatur-Prozesswärme-Anlage kombiniert mit erneuerbarer Geothermie-Fernwärme für die Industrie ging in Ried im Innkreis in Betrieb und versorgt dort gleich mehrere Firmenstandorte.
Aufreger Lambach führt zu neuem Verständnis bei der Projektentwicklung
Die Errichtung von Wasserkraftwerken traf nicht zu jeder Zeit auf bedingungslose Akzeptanz, sondern mancherorts gar auf erbitterten Widerstand. Die Errichtung des Kraftwerkes Lambach dauerte Jahre. Das Projekt wurde 1994 genehmigt. Als im Jänner 1996 mit den Rodungs- und Bauarbeiten begonnen wurde, versuchten Demonstranten den Bau mit allen Mitteln zu verhindern. Im April wurde durch den Verwaltungsgerichtshof der Wasserrechtsbescheid aufgehoben und die bis zu diesem Zeitpunkt rechtmäßigen Bauarbeiten durch die OKA eingestellt. Um die Bevölkerung bestmöglich über den Standort, das Kraftwerksprojekt und die ökologische Verträglichkeit zu informieren, wurde 1998 beim Kraftwerksgelände ein Informationszentrum eröffnet.
Aus diesem Konflikt und den Erfahrungen des Projektes entwickelte die Energie AG die „Demokratiepolitischen Grundsätze“, die seither bei jedem Großvorhaben zur Anwendung kommen. Ihr Ziel ist es, der gesamten Bevölkerung Oberösterreichs und der jeweils lokal betroffenen Bevölkerung Mitbestimmung und Einblick bei der Umsetzung großer Projekte zu garantieren. Dies beinhaltet vor allem eine ehrliche und offene Kommunikation, setzt aber vor allem Kompromissbereitschaft zur Lösungsfindung auf beiden Seiten voraus. Die Anrainerkommunikation rund um die Welser Abfallverwertungsanlage WAV stellt seit 25 Jahren die vorbildliche Einbindung der Anrainer und Standortgemeinden sicher und hat die Bürgerbeteiligung der Energie AG wesentlich beeinflusst.
Ausstieg aus dem tschechischen Strommarkt
Wie kein zweites Unternehmen hat sich die Energie AG am tschechischen Strommarkt positioniert und mit Partnern eine durchaus bedeutende Marktstellung erreicht. Über das Gemeinschaftsunternehmen mit der deutschen E.ON wurden fast zwei Millionen Stromkunden betreut. Die Positionierung des Landes Oberösterreich als Eigentümer der Energie AG zur atomstromfreien Energiezukunft und das Setzen eines bewusstes Zeichens gegen das AKW Temelin haben dazu geführt, dass sich die Energie AG aus dem Energie-Bereich zurückziehen musste. Parallel dazu wurde das Engagement in den Bereichen Wärme, Wasser und Entsorgung intensiviert.
(Fern-)Wärme für Oberösterreich
Die Geschichte der Wärmeversorgung durch die Energie AG geht auf das Jahr 1977 zurück: Die damalige OKA übernahm von Hofmann & Comp (die heutigen Kirchdorfer Zementwerke) verschiedene Kraftwerke (u. a. Steyrdurchbruch), Stromverteilungsanlagen und das Wärmekraftwerk mit der Fernwärmeversorgung im Raum Kirchdorf. Im Jahre 1980 wurde mit dem Bau der Fernwärmeversorgung rund um das Kraftwerk Riedersbach begonnen, seit 1984 versorgt auch das Kraftwerk Timelkam die Region mit Fernwärme. Zu den Wärmeaktivitäten des Konzerns gehören auch die Geothermie-Projekte in Braunau-Simbach sowie in Ried, dem größten geothermalen Versorgungsprojekt Österreichs. Mit Wärmeprojekten ist die Energie AG auch in Tschechien und Slowakei, tätig.

Quelle: Energie AG



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Vorarlberg

Redaktion Vorarlberg

Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg