Gedenken 2018 in der Stadtgemeinde Ansfelden

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Foto: Stadtgemeinde Ansfelden
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30 Apr 12:00 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

„Wir haben unser Zuhause verloren, das heißt die Vertrautheit des Alltags. Wir haben unseren Beruf verloren, das heißt die Zuversicht, in dieser Welt zu etwas gut zu sein. Wir haben unsere Sprache verloren, das heißt die Natürlichkeit der Reaktionen, Einfachheit in den Gesten, den ungekünstelten Gefühlsausdruck. Wir haben unsere Verwandten verloren, in den polnischen Ghettos zurückgelassen und unsere besten Freunde wurden in Konzentrationslagern ermordet, und das heißt unser Privatleben ist zerrüttet.“ Hannah Arendt hat diesen Text 1943 in ihrem Essay „Wir Flüchtlinge“ geschrieben. Das ist lange her und klingt doch so nah.

Beim Gedenken der Plattform „Wider das Vergessen“ bei der Kremsbrücke in Ansfelden an die Ermordeten der Todesmärsche von Mauthausen nach Gunskirchen im April 1945, auch allesamt Vertriebene, zu Heimatlosen gemacht, wurde der Bogen zu heute gespannt. Menschen, die aus unerträglichen Kriegsverhältnissen flüchten, Angst um ihr Leben haben, aus ihren Ländern ausgewiesen werden erleben Zurückweisung, Ignoranz, Verachtung. Unsere Bundesregierung ist stolz, einen wesentlichen Beitrag zur Schließung der Mittelmeerroute geleistet zu haben. Das Dichtmachen der Grenzen und eine „wir zuerst“ Mentalität schürt Menschenverachtung und Rassismus neu. Unsicherheit wird verstärkt, das Leben von vielen Geflüchteten erschwert. Wir werden einander nicht zum Nächsten und schaffen nicht, was im Mauthausenschwur erhofft wurde, aus dem Vizebürgermeisterin Renate Heitz las: „Auf den sicheren Grundlagen internationaler Gemeinschaft wollen wir das schönste Denkmal, das wir den gefallenen Soldaten der Freiheit setzen können, errichten: Die Welt des freien Menschen.“

In seiner Rede spannte Thomas Lindmayer, der mit seiner Frau seit 2015 Geflüchtete begleitet, den Bogen zu heute. „Waren es zu Beginn noch die Berichte über Fluchtgründe und die gefährliche Reise nach Europa welche uns betroffen machten, wurde diese Betroffenheit bald mit der Ohnmacht ergänzt, dass dieses Österreich mit allen möglichen bürokratischen Hürden und Schikanen alles daran setzt diese geflüchteten Menschen nicht ankommen zu lassen. Ja man hat das Gefühl das alle Bemühungen rund um die Integration mittlerweile vergebens sind: Was die geflüchteten Menschen und die HelferInnen auch unternehmen, spätestens nach dem Interview durchs Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl wird klar in welche Richtung es gehen sollen.“

Die TeilnehmerInnen der Gedenkfeier brachten ihre Trauer, Betroffenheit über die zunehmende Unmenschlichkeit großer gesellschaftlicher Teile und ihre Sorge über die derzeit herrschenden Verhältnisse mit schwarzen Bändern zum Ausdruck. Diese wurden bei der Gedenktafel an der Brücke als Zeichen fehlender Mitmenschlichkeit angebunden. Mögen sie anregen, an einer Welt freier, gleichwertiger und gleichwürdiger Menschen zu bauen, wo einer dem anderen Nächster ist, solidarisch verbunden.


Quelle: Stadtgemeinde Ansfelden



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