E-Commerce Boom, profitiert auch Österreich

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28 Mai 10:00 2016 von Oswald Schwarzl Print This Article

Potential noch nicht ausgeschöpft

ÖSTERREICH. Weltweit steigen die Umsätze von Online-Shops und Anbietern von Dienstleistungen im Internet. Für das Jahr 2016 wird mit einem weltweiten Rekordumsatz von 890 Milliarden Euro gerechnet, was mehr als 10 Prozent Wachstum entspricht. In Österreich vergrößert sich der Online-Handel in einem ähnlichen Rahmen. Aber dem Staat entgehen durch verbesserte E-Commerce-Absätze Millionen an Steuergeldern.


Das Austro-Geschäft im Internet erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Umsätze von großen, internationalen Konzernen wie Amazon oder Zalando steigen seit Jahren an. Überraschend ist jedoch, dass auch inländische Unternehmen stark vom wachsenden Handel im Internet profitieren. Überdurchschnittliche Wachstumsraten von 17 Prozent bei den Absatzzahlen bei österreichischen Online-Händlern wurden pro Jahr erreicht.


Aber nicht nur die Umsätze von Händlern steigen, auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel beim Glücksspiel werden immer größere Erlöse erzielt. Zwar gilt seit 2015 ein Verbot von Glücksspielautomaten, allerdings wanderten deswegen die Automatenspieler nicht in den Onlinebereich ab, sondern gingen laut dem Beratungsunternehmen Kreutzer, Fischer & Partner vermehrt ins Casino, um sich anderen Spielen zu widmen.


Der Glücksspielmarkt in Österreich konnte daher trotz des Verbots ein Wachstum von drei Prozent verzeichnen. Dabei erwirtschafteten die Anbieter von Sportwetten und Glücksspielen Erträge von 1551 Millionen Euro, von denen 152 Millionen auf den Online-Bereich entfielen. Das ergibt für das Online-Glücksspiel ein Wachstum von erstaunlich guten 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (132 Mio. €). Vor allem der Einsatz von kleinen Beträgen am Smartphone führte zur Erschließung neuer Zielgruppen und ermöglichte diesen Aufschwung.


Die größten Online-Shops in Österreich


Im Vergleich zu Online-Shops können sich die Zahlen ebenfalls sehen lassen. Den größten Umsatz der Online-Händler verzeichnet allerdings Amazon auch in Österreich. Laut dem EHI Retail Institute liegt Amazon.at mit 477 Millionen Euro (2014) unangefochten an der Spitze der umsatzstärksten Online-Shops in der Donaurepublik.


Seit Jahren wächst der Absatz des Megakonzerns stetig und noch ist kein Ende in Sicht. Weltweit bringt es Amazon auf einen Umsatz von 107 Milliarden US-$ (2015) und ist noch vor dem chinesischen Konzern Alibaba der größte Online-Händler der Welt.


Amazon ist in der heutigen Zeit omnipräsent und hat sein Angebot mittlerweile durch E-Books, Video-on-Demand-Angebote (Amazon Prime Instant Video) und ähnliches erweitert. 2011 verkaufte Amazon sogar erstmals mehr digitale Bücher als gedruckte Werke.


Das in Salzburg ansässige Unternehmen universal.at profitiert ebenfalls vom großen Boom des Internethandels. Mit 112,4 Millionen Euro Umsatz (2014) liegt das inländische Unternehmen auf Platz zwei der wirtschaftlich erfolgreichen Online-Shops in Österreich, gefolgt von Zalando (95 Mio. €), Otto-Versand (65 Mio. €) und Eduscho (45 Mio. €). Nur knapp dahinter mit 43 Millionen Euro Umsatz rangiert der Elektronik-Diskonter e-tec.at auf Platz sechs.


Der Markt ist noch nicht gesättigt


Zahlreiche Menschen nutzen heutzutage das Internet zum Einkaufen und Shoppen. Der Anteil der Internet-Shopper an der Bevölkerung steigt indes stetig, nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Hierzulande nutzten 2015 knapp zwei Drittel der Bevölkerung das Internet zum Einkaufen. In den USA liegt dieser Wert auf einem ähnlichen Niveau. In Europa sind es etwa 60 und in Asien 30 Prozent.


Experten sehen trotz der vor allem in den Industrieländern hohen Werte noch Wachstumschancen im E-Commerce. So sollen bis 2020 etwa 500 Millionen Menschen mehr Online-Handel nutzen, wodurch dann 2 Milliarden Menschen für einen weltweiten Umsatz von geschätzten 1330 Milliarden Euro verantwortlich sein werden.


Allerdings ist das Wachstumspotential im B2B-Bereich größer als im Endkundengeschäft. E-Commerce wird in Zukunft eine größere Rolle bei Business-to-Business-Geschäften spielen, um Prozesskosten einzusparen und die Effizienz bei der Umsetzung der „Industrie 4.0“ zu steigern. 


Es gibt auch Verlierer des Aufschwungs


Der Boom im E-Commerce hat allerdings nicht nur positive Seiten zu verzeichnen. Dem Einzelhandel entgehen naturgemäß Kunden und Einnahmen, da viele Geschäfte häufiger über das Internet abgewickelt werden. Die zunehmende Verbreitung von Smartphones verstärkt weiterhin diesen Effekt.


Überdies schadet der Onlineversand der Finanz. Laut vorsichtigen Schätzungen des Instituts Wirtschaftsstandort OÖ und Geschäftsführer Kneifel entgehen dem österreichischen Fiskus rund 500 Millionen Euro an Mehrwertsteuer. Darüber hinaus haben Online-Shops Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Einzelhandel. Laut Kneifel sollen zukünftig neue Regelungen geschaffen werden, um den Online-Handel transparenter zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit stationärer Händler zu stärken.



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Oswald Schwarzl

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Chefredakteur in Ruhe

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