Salzburg: Kinder- und Jugendhilfe als Anlaufstelle in allen Bezirken

vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 08, 2022

Salzburg

Entschlossen gegen Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung / Sozialarbeiterin der BH Zell am See im Interview

(LK) In allen Bezirken steht die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe als verlässliche und vertrauensvolle Anlaufstelle zur Verfügung, wenn es um den Schutz von Kindern in akuten Situationen oder auch um Unterstützung von Eltern bei der Erziehung geht. Am Beispiel der Bezirkshauptmannschaft Zell am See wird ein Einblick in die wichtige Arbeit der Behörden gegeben.

Im Zentrum der Arbeit der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe steht das Kindeswohl. Bei den Bezirkshauptmannschaften des Landes kann der Verdacht auf Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewaltanwendung gemeldet werden.

Sozialarbeiterin Monika Pongruber im Interview

Monika Pongruber ist Sozialarbeiterin und interimistische Gruppenleiterin der Kinder- und Jugendhilfe an der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mir ihr über den fordernden Arbeitsalltag gesprochen

LMZ: Wie kann man sich die Tätigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe vorstellen?

Pongruber: Wir sind aktuell ein Team von sechs Sozialarbeiterinnen, drei Sachbearbeiterinnen und zwei unterstützenden Kräften im Büro. Wenn zum Beispiel Schulen oder Privatpersonen eine Kindeswohlgefährdung melden, schreiten wir ein, indem wir Hausbesuche machen, sonstige Erhebungen in die Wege leiten und versuchen, gemeinsam mit den Eltern die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.

LMZ: Welche Gefährdungen werden gemeldet?

Pongruber: Wir haben es mit der Vernachlässigung von Säuglingen und Kleinkindern bis zu sexuellem Missbrauch zu tun. Viele Situationen lassen sich daher auch nicht im „Normalbetrieb“ abhandeln, sondern wir müssen auch dann helfen, wenn etwas passiert. So waren auch schon Nächte dabei, in denen es erst um 3.30 Uhr von der Arbeit zurück nach Hause ging...

LMZ: Kann man von den erlebten Situationen genug Abstand gewinnen?

Pongruber: Es gibt natürlich Fälle, die persönlich sehr nahegehen, auch wenn man schön länger dabei ist. Die Arbeit ist aber trotzdem schön, weil sie außerordentlich sinnstiftend ist. Der Schutz der Kinder ist oberste Prämisse und wenn man das gewährleisten kann, ist es ein schöner Erfolg. Uns ist wichtig, dass wir sehr wertschätzend mit allen Beteiligten umgehen.

LMZ: Sind im Bereich der Kindeswohlgefährdung Tendenzen zu erkennen?

Pongruber: Wir bemerken jedenfalls steigende Zahlen bei den Gefährdungsmeldungen, vor allem die „Qualität“ und Intensität der gemeldeten Fälle ist dabei auffällig. Im zweiten Quartal dieses Jahres waren in unserem Bezirk 51 Kinder auf stationäre Hilfe angewiesen, das bedeutet, dass sie in Wohngemeinschaften untergebracht wurden.

LMZ: Gibt es Zeiten im Jahr, in denen besonders vielen Fällen nachgegangen werden muss?

Pongruber: Schulen melden verstärkt vor den Ferien, das lässt sich klar beobachten. Die Lehrer sind oft Vertrauenspersonen, denen sich die Kinder anvertrauen. Kinder und Jugendliche drücken in der Schule auch sonst auf physische Art oder durch Worte Probleme aus, die auf familiäre Spannungen zurückzuführen sind.

LMZ: Was raten Sie als Expertin der Bevölkerung?

Pongruber: Nicht wegschauen, umsichtig und sensibilisiert sein und die Zivilcourage haben, sich bei uns zu melden, wenn man der Meinung ist, dass Kindeswohl in Gefahr ist.

Quelle: Land Salzburg

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