Kärnten: Implacement-Stiftungen - Fachkräfteausbildung nach Maß

vonRedaktion Salzburg
APRIL 08, 2022

Foto: LHStv.in Schaunig

LHStv.in Schaunig, AMS-GF Wedenig: Lokalaugenschein bei Betrieb in Lieserbrücke – Implacement als Maßnahme gegen den Arbeitskräftemangel und Missing Link gegen Mismatch – Ziel ist Nutzung des gesamten Arbeitskräftepotentials

Klagenfurt (LPD). Die Arbeitswelt ist im Umbruch und die Digitalisierung schreitet pandemiebedingt noch schneller voran als in den kühnsten Träumen vorstellbar. Neben demografischen Herausforderungen erschweren immer spezifischere Stellenprofile das Matching zwischen Unternehmen und entsprechend qualifizierten Arbeitskräften. „Deshalb ist es in der Personalsuche wichtiger denn je alternative Wege einzuschlagen. Mit der Implacement-Stiftung stellen AMS und Land Kärnten den Betrieben – vom Klein- bis zum Großunternehmen – ein Instrument zur Verfügung, das eine maßgeschneiderte Qualifizierung von potentiellen Arbeitskräften ermöglicht. Arbeitgebende und Arbeitnehmende werden dabei vom Verein für Kärntner Arbeitsstiftungen (VfKA) bis zur Übernahme ins Dienstverhältnis individuell begleitet“, erklären Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig und AMS Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig im Rahmen der Pressekonferenz bei „Die Schlosser“ in Lieserbrücke.

Gegenwärtig gibt es Arbeitsstiftungen für Handwerk, Gewerbe, Handel, Tourismus, Industrie und Pflege. „Die Corona-Implacement-Stiftung, die wir im Frühsommer 2020 nach Pandemiebeginn initiierten, ist mit 100 Plätzen, wie „Wirtschaft Kärnten“ mit 200 Plätzen, vollständig ausgebucht. Andere Stiftungen, in die der Eintritt noch bis Ende dieses Jahres möglich ist, weisen gesamt noch 335 freie Plätze auf. Viele Arbeitssuchende sind zwar gut ausgebildet, ihr Qualifikationsprofil entspricht aber nicht mehr dem, was die heimische Wirtschaft sucht. Die Ausbildung über die Stiftung ist eine von zahlreichen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die wir in sozialpartnerschaftlichem Schulterschluss setzen. Insbesondere jene Personen, die es z.B. aufgrund ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer Gesundheit oder eben nicht zeitgemäßen Qualifikationen am Arbeitsmarkt besonders schwer haben, können so in den ersten Arbeitsmarkt (re-) integriert werden“, betont Arbeitsmarktreferentin Schaunig.

Für Wedenig kommt es gegenwärtig mehr denn je auf maßgeschneiderte Ausbildungen in enger Abstimmung mit den künftigen Dienstgeberinnen und Dienstgebern an. „Die Implacement-Stiftung ist ein entsprechendes Instrument, um potentielle Arbeitskräfte und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zusammen zu bringen. Mit ihr gelingt es, die Lücke zu schließen zwischen der Ausbildung, die potentielle Mitarbeitende mitbringen, und den Qualifikationen, die Unternehmen fordern. Sie ist sozusagen ein Missing Link, wenn wir mit bloßer Vermittlung nicht mehr weiterkommen. Als AMS passen wir unsere Instrumente an die Gegebenheiten des Arbeitsmarktes und die Nachfrage der Wirtschaft an. Bei Implacement ist das noch punktgenauer möglich, wenn Ausbildungen angeboten werden, die auf die künftigen Arbeitskräfte und die entsprechende Job Description der Betriebe abgestimmt sind. Noch individuellere Lösungen sind kaum denkbar.“

Wie erfolgreich Implacement-Stiftungen funktionieren, zeigt das Beispiel „Die Schlosser“ in Lieserbrücke: Auch hier werden gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht – und via Implacement gefunden. „Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden innovative und maßgeschneiderte Lösungen an; da ist es naheliegend, dass wir auch in Personalfragen weiterdenken und neue, maßgeschneiderte Wege einschlagen“, sagt Geschäftsführer Manuel Schmieder. Mit der Implacement-Stiftung habe man bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Daher wird nun eine weitere Mitarbeiterin auf diesem Weg zur Metalltechnikerin mit Lehrabschluss ausgebildet. „Gerade in technischen Berufen sind Frauen immer noch selten vertreten und das, obwohl sich, wie für mich im Metallbau, tolle Karrierewege einschlagen lassen. Ohne den Stiftungsplatz wäre es mir nicht möglich gewesen, mich neu zu orientieren und meinen Traumberuf zu erlernen. Die Begleitung durch den VfKA während der Ausbildung ist großartig und ich kann mich bei allen Herausforderungen und Hürden sicher fühlen“, so Laura Fellner, die in Bälde ihre Lehrabschlussprüfung absolvieren und danach von „Die Schlosser“ in ein reguläres Dienstverhältnis übernommen wird.

„Wir wollen Dienstgeberinnen und Dienstgeber ermutigen: Greifen Sie auf das gesamte Arbeitskräftepotenzial zurück. Damit steigern Sie Ihre Chancen in der Stellenbesetzung und schaffen Perspektiven für Arbeitsuchende“, appellieren Schaunig und Wedenig abschließend.

Über Implacement-Stiftungen: Diese bieten Betrieben, die auf Personalsuche sind, die Chance, die Ausbildung ihrer künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv mitzugestalten. Im Rahmen der Stiftung wird ein individueller Ausbildungsplan erstellt – maßgeschneidert auf die Erfordernisse des Unternehmens an die künftige Arbeitskraft. Die Personalauswahl erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den Unternehmen durch AMS und VfKA. Die Erstellung des passgenauen Bildungsplans erfolgt gemeinsam, je nach Qualifikationsanforderung des konkreten Arbeitsplatzes. Nach erfolgreicher theoretischer und praktischer Qualifizierung über die Implacement-Stiftung erfolgt die Übernahme in das Dienstverhältnis. Während der Teilnahme an der Stiftung übernimmt das AMS Kärnten die Kosten der Existenzsicherung für die teilnehmenden Personen. Das Land Kärnten wiederum beteiligt sich an Qualifizierungs- und sonstigen Kosten. Der finanzielle Aufwand für das Unternehmen beläuft sich auf einmalig 450 Euro netto bei Eintritt der künftigen Arbeitskraft in die Stiftung sowie monatlich max. 835 Euro netto für die gesamte Verweildauer der auszubildenden Person in der Stiftung. Daraus ergibt sich für den Ausbildungszeitraum eine durchschnittliche Kostenersparnis iHv. ca. 2.300 Euro monatlich. Für die Umsetzung verantwortlich ist der Verein für Kärntner Arbeitsstiftungen. Weitere Infos online unter: www.vfka.at

Über „Die Schlosser“: Im Februar 2003 wurde „Die Schlosser" P & B KG von Gottfried Pernegg und Ditmar Biedermann gegründet. Seit der Erweiterung 2005 können auch größere Metallarbeiten durchgeführt werden. Im September 2020 stieg Manuel Schmieder im Alter von nur 26 Jahren als zweiter Geschäftsführer in den Betrieb ein, den er aus seiner Lehrzeit mit all seinen Abläufen bestens kennt. Derzeit arbeiten 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb, sieben Schlossergesellen, zwei Lehrlinge, ein Lehrling über die Stiftung und drei Angestellte im Büro. Teamarbeit und laufende Weiterbildungen sind für „Die Schlosser“ ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Weitere Infos zu Betrieb und Leistungsangebot online unter: www.die-schlosser.at


Quelle: Land Kärnten

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