MAK 2023: Angewandte Vielfalt – Zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft

vonOTS
JÄNNER 17, 2023

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Foto: © The Estate of Rosemarie Castoro, Courtesy of Thaddaeus Ropac

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Das MAK lud zur Jahrespressekonferenz

Mit drei zeitgleichen Ausstellungen – „FALTEN“, „BIRKE GORM: dead stock“ und „SONJA BÄUMEL. ENTANGLED RELATIONS—ANIMATED BODIES“ – eröffnet das MAK am 31. Jänner ein höchst vielfältiges Programm 2023. Die diesjährigen Themen spannen einen weiten Bogen über die unterschiedlichen im MAK vertretenen Themen und Sammlungsbereiche und vertiefen den interdisziplinären Ansatz, wie er bereits in der vielschichtigen Ausstellung „THE FEST. Zwischen Repräsentation und Aufruhr“ (zu sehen bis 7.5.2023) verfolgt wird. So beschäftigt sich „/imagine: Eine Reise in die Neue Virtualität“ mit dem virtuellen Raum, „FABRIC OF COMMUNITY. Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst“ legt Schnittstellen zwischen bildender und angewandter Kunst, Architektur und Musik offen, während die Ausstellungen „GLANZ UND GLAMOUR. 200 Jahre Lobmeyr“ und „WIENER WELTAUSSTELLUNG 1873 REVISITED. Ägypten und Japan als Europas „Orient“ an die Entstehung der MAK Sammlung anknüpfen.

„Wir blicken auf ein Jahr 2022, das der inhaltlichen und räumlichen Öffnung des Hauses, der Diversität auf vielen Ebenen, neuen Kontextualisierungen der Sammlung aus zeitgenössischer und postkolonialer Perspektive und auch einem verstärkten Fokus auf Künstlerinnen und Gestalterinnen gewidmet war. Wir freuen uns, diese Schwerpunkte auch im Jahr 2023 fortzuführen und weiterzuentwickeln“, so Lilli Hollein, Generaldirektorin des MAK, anlässlich der MAK Jahrespressekonferenz am 17. Jänner 2023.

Im Zentrum die Gegenwart
Die Öffnung der ehemaligen MAK Direktion für Ausstellungs-, Diskurs- und Performance-Formate legte 2022 den Grundstein dafür, der Gegenwart einen zentralen Platz in der Mitte des MAK zu geben. Ab Mai 2023 steht ein weiterer, repräsentativer Ausstellungsraum im Haupthaus am Stubenring für gegenwärtige Positionen aus Kunst, Design und Architektur zur Verfügung: Die zentral in der MAK Säulenhalle gelegene, ehemalige MAK Schausammlung Teppiche wird zu MAK CONTEMPORARY. Eröffnet wird dieser umgewidmete Saal mit „Land of Lashes“ (24.5.–1.10.2023), der ersten Einzelausstellung der bedeutenden New Yorker Künstlerin Rosemarie Castoro in Österreich. Im Herbst folgt hier eine Personale des in Hongkong geborenen Künstlers Wong Ping (MAK CONTEMPORARY, 25.10.2023–31.3.2024), der in seinen Animationsfilmen und Installationen Wünsche, Fantasien und unterdrückte Gefühle anspricht.

Die Präsentation der MAK Schausammlung Teppiche wird 2023 überarbeitet und umziehen. Im Jahr 2024 wird der bisherige Raum für Wechselausstellungen oberhalb der MAK Schausammlung Wien 1900 im 2. Stock zum neuen permanenten Schauraum für die bedeutende Teppichsammlung des MAK.

Auch das MAK Untergeschoß präsentiert sich zur Eröffnung der drei Ausstellungen Ende Jänner teilweise neugestaltet. Durch die Öffnung der Umgänge um den zentralen Raum wurde hier mehr räumliche Klarheit und einfachere Orientierung zwischen den Sonderausstellungsräumen und dem MAK Design Lab geschaffen.

Raum für angewandte Kunst und Architektur
Die Präsentationen in den großen Ausstellungshallen widmen sich in unterschiedlicher Form wesentlichen Aspekten der angewandten Kunst. „/imagine: Eine Reise in die Neue Virtualität“ (MAK Ausstellungshalle, 10.5.–10.9.2023) stellt ein internationales Spektrum zeitgenössischer Positionen unterschiedlicher Generationen und kultureller Hintergründe und Disziplinen vor, die sich mit Gestaltung, Architektur und Städteplanung im virtuellen Raum auseinandersetzen. Von auf Instagram populären virtuellen Architekturrenderings bis zu kritischem Storytelling und KI-basierten Designs reflektiert die Ausstellung deren gesellschaftliche, ökologische, politische und infrastrukturelle Auswirkungen und zeigt neue Erzählungen und Handlungsmöglichkeiten im virtuellen Raum auf, die sich in der realen Welt fortsetzen können.

Anlässlich des 200-jährigen Bestehens von J. & L. Lobmeyr rollt das MAK mit der Jubiläumsausstellung „GLANZ UND GLAMOUR. 200 Jahre Lobmeyr“ (MAK Ausstellungshalle, 7.6.–24.9.2023) die engen Verbindungen des Museums mit dem Glasverleger auf. Seit 1823 steht Lobmeyr für in Zusammenarbeit mit herausragenden Gestalter*innen entstandene, kunstvoll ausgeführte Gläser, Trinkservice und Luster, deren Vielfalt das MAK, das in seiner Sammlung über umfassende Bestände quer durch die Dekaden verfügt, nachempfindbar macht.

Textil und Keramik gewinnen derzeit an Präsenz in zeitgenössischen Ausstellungen. Künstler*innen experimentieren in den letzten Jahren wieder verstärkt mit handwerklichen Techniken der angewandten Kunst. Das intermediale Potenzial, das Material, Ästhetik und Gesellschaft vor der Folie der Avantgarde verbindet, ist Thema der Ausstellung „FABRIC OF COMMUNITY. Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst“ (MAK Ausstellungshalle, 13.12.2023–28.4.2024). Fragen der Appropriation, feministische und queere Kontexte treffen hier auf eine Dynamik, in der sich verschiedene Erzählungen ineinander spiegeln.

Herausragende Künstlerinnenpositionen
Der 2022 gestartete Schwerpunkt auf herausragende Künstlerinnenpositionen wird 2023 mit fünf Ausstellungen vertieft. Neben der Personale zu Rosemarie Castoro schreibt Birke Gorm in der MAK Galerie mit „dead stock“ (1.2.–25.6.2023) ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Wert von Material und Arbeit im Kontext von Geschlechterrollen weiter. Lili Reynaud-Dewar präsentiert in der MAK Direktion das Projekt „Rome, 1er et 2 novembre 1975“ (29.3.–6.8.2023), das sich auf die Ereignisse der Nacht bezieht, als der Dichter und experimentelle Filmemacher Pier Paolo Pasolini nahe Rom ermordet wurde. Die Ausstellung „GERTIE FRÖHLICH. Schattenpionierin“ (MAK Kunstblättersaal und MAK Direktion, 13.9.2023–3.3.2024) zeigt das vielschichtige Werk der 2020 verstorbenen Künstlerin, Kunstgewerblerin, Eat-Art-Aktivistin, Grafikerin und einflussreichen Netzwerkerin der Wiener Nachkriegsmoderne, und „STERNE, FEDERN, QUASTEN. Die Wiener-Werkstätte-Künstlerin Felice Rix“ (1893–1967) (Zentraler Raum MAK Design Lab, 22.11.2023–21.4.2024) gibt einen Einblick in das Œuvre und den eigenständigen Stil einer der bemerkenswertesten Künstlerinnen der Wiener Werkstätte.

Ort für Mode
Auch 2023 bleibt das MAK ein Ort für Austausch und Diskurs zum Thema Mode. Der im Jahr 2022 erfolgreich im MAK Geymüllerschlössel lancierte Modeschwerpunkt „(CON)TEMPORARY FASHION SHOWCASE“ geht in die zweite Saison. 2023 sind zwei Ausstellungen geplant, die sich der Mode und ihrem kritischen Potenzial widmen und dazu einladen, Mode neu zu denken.

Im Haupthaus am Stubenring setzt sich die Ausstellung „CRITICAL CONSUMPTION“ (MAK Galerie, 30.8.2023–8.9.2024) mit unserem Modekonsum auseinander, der paradigmatisch für den Konsum der kapitalistischen Gesellschaft des Globalen Nordens stehen kann, und beleuchtet den Stellenwert von Textilien vom Beginn der Moderne bis zu unserer heutigen globalisierten Wegwerfgesellschaft.

Plakatkunst
Zu den weiteren Highlights im MAK zählen unter anderem auch die Ausstellung „ZUR FREIEN ENTNAHME. Julius Deutschbauer – 30 Jahre Plakate“ (MAK Kunstblättersaal, 29.3.–6.8.2023), die alle 210 Plakate der vergangenen drei Jahrzehnte zeigt, mit denen Julius Deutschbauer im Eigenauftrag das Stadtbild Wiens verunsicherte, sowie die schon zur Tradition gewordene Präsentation des Wettbewerbs „100 BESTE PLAKATE 22. Deutschland Österreich Schweiz“ (MAK Design Lab, 27.9.2023–3.3.2024), die 2023 erstmals im neu geschaffenen Umgang im MAK Design Lab gezeigt wird.

Ein wesentliches Thema in Bezug auf die Geschichte der Stadt und des Hauses ist 2023 auch das 150-Jahr-Jubiläum der Wiener Weltausstellung 1873. Die Ausstellung „Wiener Weltausstellung 1873 revisited. Ägypten und Japan als Europas „Orient“ (Zentraler Raum MAK Design Lab, 28.6.–22.10.2023) geht ebenso darauf ein wie ein Symposion anlässlich des 1873 im MAK veranstalteten Ersten Internationalen Kunstwissenschaftlichen Kongresses.

Öffnung und Kommunikation nach außen
Seit Frühjahr 2022 arbeitet das MAK intensiv an der Implementierung eines neuen Corporate Designs, das die Identität und Positionierung des MAK langfristig stärken wird. Die von Bueronardin entwickelte neue visuelle Identität schließt alle Bereiche der Kommunikation ein.

Als Schritt der Öffnung des MAK in den Stadtraum wird ab Frühsommer 2023 der MAK Garten zu Museumsöffnungszeiten offen zugänglich sein. Damit wird die Verbindung zum dritten Bezirk/Wien Mitte gestärkt und zudem ein Durchgang zur benachbarten Universität für angewandte Kunst Wien geschaffen.

Vermittlung als Gestaltungsaufgabe
In einem Museum für Gestaltung steht die Vermittlung in besonderem Maße vor der Herausforderung, kreative neue Konzepte zu bieten. Im Jahr 2022 wurden mit neuen Formaten wie den „Conversation Pieces“, die ausgehend von ausgewählten Sammlungsobjekten oder Ausstellungen Persönlichkeiten unterschiedlicher Wissensfelder und Communities zu einem Gespräch laden, oder dem Diskursformat „Open Häkeln“, an dem 400 Personen teilnahmen, neue Räume für ein diverses Zielpublikum geöffnet. Ebenso wie die (y)MAK Parties entstand dieses Programm in Entwicklung mit dem (young)MAK, einer Community junger Erwachsener zwischen 16 und 26 Jahren. Gemeinsam mit den Freundesvereinen MARS und MAK Circle sowie den MAK-Volunteers bilden sie ein vielfältiges, gesellschaftliches Fundament des MAK.

Kooperativ und besuchernah
Sein vielschichtiges und stets aktuelles Programm und seine Flexibilität gelingen dem MAK nicht zuletzt durch Kooperationen. Gefördert durch die Wirtschaftsagentur Wien setzt das MAK mit der MAK DAO („Decentralized Autonomous Organization“) als erstes österreichisches Museum einen experimentellen Schritt zur Mitgestaltung des Museums gemeinsam mit seinem Publikum auf Basis der Blockchain-Technologie. Die MAK DAO wird in Zusammenarbeit mit dem technischen Partner caliber und den Gestaltern von Process – Studio for Art and Design entwickelt. Somit ist auch eine Art virtuelle Community in Arbeit.

Bereits im Jahr 2022 hat das MAK mit zahlreichen Institutionen in Wien – wie beispielsweise dem Tanzquartier Wien, den Wiener Festwochen, Wien Modern oder der Universität für angewandte Kunst Wien – kooperiert und gemeinsam mit den Kooperationspartner*innen ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm entwickelt. Auch 2023 sollen wieder Konzerte, Performances und Ausstellungen gemeinsam mit Kooperationspartner*innen erarbeitet werden.

Lilli Hollein: „Das MAK ist ein Museum mit großer Zugänglichkeit, und wir arbeiten im Jahr 2023 mit Maßnahmen auf vielen Ebenen intensiv daran, das MAK in seiner beeindruckenden und inspirierenden Vielfalt zu präsentieren und für neue Inhalte sowie ein diverseres Publikum zu öffnen. Die angewandte Kunst hat in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen und das MAK ist in der erfreulichen Position, eine große Vielfalt sehr unterschiedlicher Aspekte davon präsentieren zu können.“

MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles und Josef Hoffmann Museum, Brtnice
Mitte Februar wird das MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles rechtzeitig vor der Eröffnung der Ausstellung „ALEX KATZ“ (Schindler House, 15.2.–12.3.2023) die Dachsanierung des Schindler House in der Kings Road abschließen, die das MAK durch eine private Spende mit einer Summe von 150.000 Dollar unterstützen konnte.

Das Programm des MAK Center wird auch im Jahr 2023 zum kulturellen Austausch zwischen Österreich und Los Angeles beitragen. Gezeigt wird unter anderem „PRINT READY DRAWINGS“ (Schindler House, 30.9.2023–5.2.2024), eine Ausstellung zur Materialität und faszinierenden Welt der Architekturzeichnung.

Die Reihe „GARAGE EXCHANGE VIENNA – LOS ANGELES“ wird mit Positionen von Kerstin von Gabain und Christian Kosmas Mayer fortgeführt. In jährlich zwei Ausstellungen bespielen ehemalige österreichische Schindler-Stipendiat*innen in Zusammenarbeit mit in Los Angeles ansässigen Künstler*innen und Architekt*innen das Garage Top der Mackey Apartments. Die Ausstellungsreihe wird durch das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport ermöglicht.

Die Jahresausstellung im Josef Hoffmann Museum, Brtnice „Wiener Werkstätte Salesroom 1904 – A Virtual Experience“ (3.5.–29.10.2023) präsentiert eine mit der FILMBÄCKEREI FASOLT-BAKER KG erarbeitete VR-Rekonstruktion des ersten von Josef Hoffmann und Koloman Moser entworfenen Verkaufsraums der Wiener Werkstätte. Die VR-Rekonstruktion wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (Programm INTERREG V-A Österreich – Tschechische Republik) realisiert und ist ein Teil des Projektes ATCZ264 – JH Neu digital/Nov? digitální.

Der Pressetext zur MAK Jahrespressekonferenz und das Jahresprogramm 2023 stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.


Quelle: OTS

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