Wien: Jüdisches Museum Wien - James T. Hong „Apologies v 2016.2, 2021“

vonRedaktion Salzburg
OKTOBER 13, 2022

Foto: David Bohmann

Foto: The artist and Empty Gallery, Hong Kong

Foto: David Bohmann

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 13. Oktober 2022 bis 12. Februar 2023 im Museum Dorotheergasse die Videoinstallation Apologies (Entschuldigungen). In der Arbeit des taiwanesisch-amerikanischen Filmkünstlers James T. Hong entschuldigen sich Staatsoberhäupter aus aller Welt für staatlich angeordnete oder sanktionierte Verbrechen.

Entschuldigungen hinterfragen

Beginnend mit Willi Brandt, der 1970 vor dem Denkmal des Warschauer Ghettoaufstandes auf die Knie fiel, sind kommentarlos Entschuldigungen aneinandergereiht. Jede Rede dauert nur wenige Minuten, dann folgt das nächste Staatsoberhaupt mit der nächsten Entschuldigung, chronologisch geordnet, bis in die jüngste Gegenwart. Jede oder jeder Einzelne liest ihren oder seinen vorbereiteten Text, sie unterscheiden sich nur in Mimik und Gestik. Jede Entschuldigung muss hinterfragt werden. Ist sie ernsthaft empfunden oder nur ein Lippenbekenntnis? Hat der symbolische Akt eine Wirkung? Manches Staatsoberhaupt ist sichtlich emotional bewegt, manches liest die Entschuldigung scheinbar unbewegt ab. Manche Entschuldigung wirkt ehrlich, manche erzwungen. Manche Staatsoberhäupter wie Barack Obama oder der Papst entschuldigen sich in dem Video mehrmals, manche kommen nur einmal vor.

Die Ritualhaftigkeit inszenierter Reueakte

Die insgesamt über eineinhalb Stunden dauernden Apologies evozieren Emotionen: Denn während eine Entschuldigung auf die nächste folgt, gehen die Verbrechen weiter – und alles, was folgt, ist die nächste Entschuldigung. Apologies lässt die Betrachtenden an der Menschlichkeit zweifeln und sowohl über politische Verantwortung nachdenken als auch über wohlfeile Entschuldigungen, die den Täter*innen oft mehr helfen als den Opfern.

Die Literaturwissenschaftlerin und Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger stellte fest: „Man sagt ‚Nie wieder‘ und dann schauen Sie sich mal all die Massaker an, die inzwischen passiert sind. Es ist absurd zu sagen, es soll nicht wieder passieren.“ Aus diesem Grund hat Apologies seinen Platz im Jüdischen Museum Wien. Die Arbeit reflektiert die Ritualhaftigkeit, aber auch die Phrasenhaftigkeit von staatlich inszenierten Reueakten und fragt, wie wir in Zukunft mit erlittenem und viel mehr noch mit begangenem Unrecht umgehen wollen.

„Ursprünglich als Videoinstallation konzipiert, ist Apologies eine Zusammenstellung von politischen Entschuldigungen und eine Zeitleiste des politischen Fortschritts – als reuelose Rückfälligkeit oder zerknirschte Wiederholung. Es handelt sich um eine fortlaufende Arbeit, die in dieser Version mit dem Jahr 2016 endet. Jedes Jahr werden Dutzende von Entschuldigungen gesammelt, sie werden hinzugefügt, sobald es die Zeit erlaubt.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden; sie kann nicht alle Rechnungen begleichen oder alle Streitigkeiten beilegen. Aber die Identität der einmal als solche benannten Täter kann sich ändern, und die Aufgabe einer staatlichen Entschuldigung besteht darin, einen symbolischen Akt zu dokumentieren, der den Auftakt für eine mögliche Versöhnung und Vergebung bilden soll. Um diese Ziele zu erreichen, ist die Aufrichtigkeit der Sprechenden von größter Bedeutung, vor allem, wenn sie ihren Text von einem für sie vorbereiteten Drehbuch ablesen.“ James T. Hong

Videoinstallation bis 12. Februar 2023 zu sehen

„James T. Hong: Apologies v 2016.2, 2021“ ist von 13. Oktober 2022 bis 12. Februar 2023 im Jüdischen Museum Wien zu sehen. Die Präsentation der Videoinstallation wurde vom Team des Jüdischen Museum Wien kuratiert.

Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.

Weitere Informationen unter www.jmw.at oder unter info@jmw.at.

Quelle: Stadt Wien

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