Salzburg: Vom Hochwasserschutz hängt das Überleben einer ganzen Region ab

vonRedaktion Salzburg
JULI 18, 2023

Foto: Land Salzburg/Sophie Huber-Lachner

45.000 Menschen zwischen Krimml und Zell am See betroffen / Experten: Rückhaltezonen in den Tauerntälern alternativlos

(LK) „Wir dachten, der Oberpinzgau wäre bestmöglich sicher vor dem Salzach-Hochwasser, doch der Juli 2021 hat uns das Gegenteil bewiesen. Das heißt, wir müssen noch mehr tun. Alle Experten bestätigen, dass am Talboden das Maximum an Schutzmaßnahmen erreicht ist. Daher müssen wir bei den Zubringern in den Seitentälern etwas unternehmen. Ja, das ist ein gewisser Eingriff in die Natur, aber die Alternative wäre praktisch das Aufgeben eines Teils des Landes und das kommt nicht in Frage“, so Landesrat Josef Schwaiger.


Rund 60 Millionen Euro wurden in den vergangenen 20 Jahren in den Hochwasserschutz zwischen Krimml und Zell am See investiert, die Schlüsselprojekte befinden sich in Mittersill und im Zeller Becken bei Schüttdorf. Doch der Juli 2021 zeigte eindrucksvoll: Das reicht noch nicht, um die rund 45.000 Bewohnerinnen und Bewohner vom Damoklesschwert Salzach-Hochwasser zu erlösen. Der Oberpinzgau schrammte vor rund zwei Jahren trotz massiver Schutzmaßnahmen wieder knapp an einer noch größeren Katastrophe vorbei. Die Schäden an privatem Eigentum, Betrieben, landwirtschaftlichen Flächen und der Infrastruktur (Pinzgauer Lokalbahn) waren enorm.

Schwaiger: „Wägen zugunsten der Menschen ab.“

Am Mittwoch informieren Landesrat Josef Schwaiger und Projektleiter Martin Zopp vom Land Salzburg im Nationalparkzentrum Mittersill gemeinsam mit weiteren Experten über die Möglichkeiten, den Hochwasserschutz noch einmal zu verbessern. „Die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern sind alternativlos, das bestätigen alle Experten. Im Bereich des Talbodens ist die Fahnenstange erreicht. Ja, das ist dann ein Eingriff in die Natur, aber ein gut durchdachter und alternativloser zugunsten des Lebens- und Wirtschaftsraumes im Oberpinzgau. Die Menschen hier haben es sich verdient, nicht bei jedem Starkregen sorgenvoll nur hoffen zu können, dass nichts passiert“, betont Schwaiger.

Zopp: „Einzige Möglichkeit.“

Projektleiter Martin Zopp vom Land Salzburg rechnet vor: „Am Talboden haben wir Retentionsräume – natürliche und vom Menschen geschaffene – mit einem Volumen von rund 20 Millionen Kubikmeter. Da die Wetterextreme häufiger werden, reicht das nicht aus. Die Rückhaltebereiche in den fünf Tauerntälern Krimmler Achental, Obersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal und im Bereich Mittersill/Hintersee würden zusätzliche rund sieben Millionen Kubikmeter bringen“, so Zopp.

Engstellen werden genutzt

Die Standorte für diese Rückhaltebereiche wurden großteils festgelegt, „man darf sich da keine Staumauern, wie man sie von Kraftwerken kennt, vorstellen. Engstellen werden genutzt, naturnahe Erdwälle halten das Wasser zurück. Wenn alles fertig ist, muss man wahrscheinlich raten, wo sich diese befinden“, so Zopp. Außerdem sind nicht immer alle Täler gleichzeitig betroffen. „Wo die Gewitterzelle hängt, wissen wir vorher nicht. Daher haben wir die Rückhaltebereiche auf fünf Täler aufgeteilt“, erklärt Schwaiger.

Zwei Promille des Nationalparks betroffen

Landesrat Josef Schwaiger fügt hinzu: „Natürlich sind wir uns bewusst, dass diese Projekte den Nationalpark Hohe Tauern betreffen, aber 170 Hektar sind zwei Promille der Gesamtfläche des Schutzgebietes. Noch dazu sind es Eingriffe, bei denen wir höchst sensibel vorgehen. Ich lasse sicher nicht zu, dass hier Naturschutz und der Schutz der Menschen gegeneinander ausgespielt werden, beides muss möglich sein“, so Schwaiger.

Urban: „Keine Alternativen.“

Auch Nationalparkdirektor Wolfgang Urban sieht das so. „Wir sind uns bewusst, dass es außerhalb des Nationalparks nur einige wenige Alternativen gibt, die aber nicht ausreichen werden. Die großen Zubringer liegen in den Tauerntälern, hier kommen durch das riesige Einzugsgebiet enorme Mengen Wasser zusammen, die dann schließlich im Tal zu den Überflutungen führen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir verträgliche Lösungen gefunden haben, die dem Schutzgebiet gerecht werden. Wir waren auch von Anfang an in die Planungen eingebunden“, so Urban.

Eckpunkte zum Oberpinzgau/Zeller Becken

Eckpunkte zum Hochwasserschutz Oberpinzgau

Quelle: Land Salzburg

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