Wien: Sima/Wohnbauträger - Wer Stadtstraße verhindert, verhindert sozialen Wohnbau für 60.000 Menschen

vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 09, 2021

Foto: ©PID/Christian Fürthner

Stadtstraßenumfeld: Sima lässt Radewege-Planung überarbeiten

Nach dem offiziellen Grünen Licht von Umweltministerin Gewessler für die Stadtstraße Aspern und die S1-Spange will die Stadt Wien rasch mit dem Bau der Stadtstraße beginnen und damit leistbaren Wohnbau im Nordosten gewährleisten: „Es geht um Wohnungen für rund 60.000 Menschen, die in den kommenden Jahren im Nordosten unserer Stadt entstehen und für die es die Stadtstraße braucht. Für die Seestadt Nord sind Stadtstraße und S1-Spnage in der städtebaulichen UVP zwingend vorgeschrieben. Ohne Straße keine Seestadt Nord“, erinnert Sima an die Gesetzeslage.

Viele Wohnbauträger stehen in den Startlöchern, sie haben im Nordosten der Stadt Grundstücke gekauft, Projekte auf Schiene und wollen endlich Rechtssicherheit, um in der Folge die dringend nötigen Wohnungen zu errichten. In der Seestadt werden aktuell die letzten Wohnbauten fertiggestellt, für den Weiterbau des modernsten Stadtentwicklungsgebiets Europas braucht es die Stadtstraße Aspern. Auch für die anderen Stadtentwicklungsgebiete im Nordosten Wiens wie Hausfeld oder Am Heidjöchl braucht es – neben dem Ausbau der Öffis - eine höherrangige Straßenerschließung, wie es alle Städte Österreichs mit vergleichbaren Einwohnerzahlen haben. Nicht nur für den Wohnbau ist die Stadtstraße unerlässlich, auch die wirtschaftliche Entwicklung hängt von ihr ab, Firmen siedeln sich nicht an, wenn es keine attraktive Straßeninfrastruktur gibt, die Seestadt Aspern könnte zur Schlafstadt werden, anstatt das klima-relevante Modell der „Stadt der kurzen Wege“ mit Leben zu erfüllen.

In einem gemeinsamen Pressegespräch mit Planungsstadträtin Ulli Sima betonten Gerhard Schuster, Vorstandssprecher der Wien 3420 aspern Development AG, Alfred Petritz, Geschäftsführer der MIGRA, Andreas Reittinger, Geschäftsführer des österreichischen Volkswohnungswerks, Thomas Drozda, Vorstandsdirektor der ARWAG Holding-AG, Michael Pech, Generaldirektor der ÖSW-Gruppe und Landesgruppenobmann Stellvertreter der GBV Wien sowie Gregor Puscher vom wohnfonds_wien die Notwendigkeit eines raschen Baubeginns der Stadtstraße Aspern, um den Nordosten Wiens weiterzuentwickeln – für den Wohnbau und für die wirtschaftliche Entwicklung. „Wer die Stadtstraße verhindert, verhindert sozialen Wohnbau für rund 60.000 Menschen. Knapper Wohnraum bedeutet höhere Wohnungskosten in ganz Wien“, warnt Sima.

„Klar ist, dass der Ausbau der Öffis in unserer Klimamusterstadt weiterhin zentral sind, aber neben U-Bahn, neuen Straßenbahnen und Bussen baucht es für die neuen Stadtteile und ihre rund 60.000 BewohnerInnen auch eine Straßenanbindung“, so Sima. Wien investiert übrigens mehr als 3-mal so viel in den Ausbau der Öffis als in Straßenbau und Straßenerhalt. Aktuell wurde die neue Straßenbahnlinie 27, die von Floridsorf in die Seestadt Aspern führt, auf Schiene gebracht. Die Linie 25 ist in Planung, sie hängt aber eng mit dem Bau der Stadtstraße Aspern zusammen. Für die neue Straßenbahntrasse braucht es Platz, der durch die Verkehrsreduktion im Ortskern von Aspern frei wird.

Nachbessern der Radwege im Stadtstraßenumfeld

Sima lässt aktuell auch das Umfeld der Stadtstraße analysieren und hat die zuständigen Abteilungen in ihrem Ressort angewiesen, Optimierungen zu erarbeiten, etwa in Sachen Radwege: „Die Planungen meiner Grünen Vorgängerinnen zeigen Radwege in einer Länge von rund 2 km– das ist mir entschieden zu wenig, um eine attraktive Erschließung auch per Rad zu garantieren“, so Sima. Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy lässt aktuell ein Radwegekonzept für den gesamten 22. Bezirk erarbeiten und dabei wird natürlich auch das Umfeld der Stadtstraße Aspern mitgedacht.

Ohne Stadtstraße droht Seestadt zur Schlafstadt zu werden

Die Stadtstraße Aspern ist Voraussetzung für den leistbaren Wohnbau, aber auch für die Schaffung neuer Arbeitsplätze, die neuen Stadteile im Nordosten Wiens drohen sonst zu reinen Schlafstätten zu werden. Betriebsansiedelungen- und damit Schaffung von Arbeitsplätzen - sind in Gefahr.

Aus dem Bescheid der städtebaulichen Umweltverträglichkeitsprüfung für die Seestadt Nord:

Die Errichtung von Gebäuden auf den Baufeldern der Baufeldfamilien A, BII, F, EI und EII sowie auf den Baufeldern B3, B4, B5, B6, G1, G2, G3, G4, G6, G7, G8, G9, G10, G11, H1 und H5 darf erst ab dem Zeitpunkt der Verkehrsfreigabe der Anschlussstellen zum nördlich der Seestadt Aspern gelegenen Straßennetz (S1 Spange Seestadt Aspern und Seestadt Aspern) erfolgen. Der Bezug bzw. die Inbetriebnahme von auf den Baufeldern B 1 und B 2 errichteten Gebäuden darf erst ab dem Zeitpunkt der Verkehrsfreigabe der Anschlussstellen zum nördlich der Seestadt Aspern gelegenen Straßennetz (S1 Spange Seestadt Aspern und Seestadt Aspern) erfolgen.

Der Textauszug aus dem UVP-Bescheid listet auf, welche Baufelder von einem Wohnbau-Baustopp und welche von sogar an Bezug und Inbetriebnahme betroffen werden. Die folgende Abbildung zeigt, welches riesige Ausmaß alleine in der Seestadt betroffen wäre – siehe rot eingefärbte Bereiche der Seestadt.

Gerhard Schuster, Vorstandssprecher der Wien 3420 aspern Development AG erläutert den klimafreundlichen Ansatz der Stadt der kurzen Wege in der Seestadt Aspern: „Die Seestadt ist heute schon sowohl ein beliebter Wohn- als auch erfolgreicher Wirtschaftsstandort. Das verdankt sie einer umsichtigen Stadtentwicklung, die rechtzeitig für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gesorgt hat. Damit wurden Rahmenbedingungen geschaffen, von denen die gesamte Region profitiert. Teil der Strategie ist die Seestadt als regionales Zentrum einer Stadt der kurzen Wege – die volle Wirksamkeit hängt am Vollausbau inklusive der dazugehörigen Infrastruktur.“

Für den wohnfonds_wien erläutert Geschäftsführer Gregor Puscher die Lage im Zusammenhang mit dem Bau der Stadtstraße: „Der wohnfonds_wien sorgt mit seiner Bodenbevorratung dafür, dass langfristig leistbare, geförderte Wohnungen in Wien errichtet werden. Etwa 8.500 neue Wohnungen für rund 20.000 Menschen sind alleine auf unseren Grundstücken von der Entscheidung betroffen. Das sind rund ein Fünftel der Wohnungen auf unseren derzeitigen Potentialflächen. Die Dynamik wäre fatal – weniger geförderte Wohnungen bedeuten umso höhere freifinanzierte Mieten – und der Entfall eines Investitionsvolumens von knapp 2 Milliarden Euro hätte auch auf die Bauwirtschaft massive negative Auswirkungen.“

Andreas Reittinger, Geschäftsführer des österreichischen Volkswohnungswerks, drängt auf den raschen Bau der Stadtstraße. Die gemeinnützige Gesellschaft plant in den nächsten Jahren die Errichtung von mehr als 600 Wohnungen in der Seestadt sowie Büros und Gewerbeflächen mit gesamt 21.000 m² Nutzfläche. Das aktuell in Planung befindliche Projekt „Das Seestädter“ arbeitet an Zukunftsfragen zur Verschränkung von Arbeiten und Wohnen in der Seestadt und soll bereits im Frühjahr 2024 in Bau gehen. Wir benötigen dringend Rechtssicherheit, um die vor uns liegenden Investitionen für die Planung rechtfertigen zu können. Bei einer Verzögerung der Umsetzung werden auch die dringend benötigten, leistbaren Wohnungen nicht zur Verfügung stehen.

Thomas Drozda, Vorstandsdirektor ARWAG Holding-AG erläutert: „Eine Realisierung des Gebiets Oberes Hausfeld ist aufgrund der notwendigen Bautätigkeit von der Errichtung der Stadtstraße indirekt betroffen. Eine Verzögerung der Infrastruktur würde aufgrund der komplexen Bauführung jedenfalls zu einer deutlichen Verspätung von mehreren Jahren bei der Fertigstellung des Quartiers führen. Das bedeutet allein für die ARWAG mit 4 Bauplätzen eine Verzögerung bei rd. 51.000 m² BGF, das sind rd. 500 leistbare, teils geförderte Wohnungen, sowie Flächen für Kleingewerbe oder Dienstleistungen. Wir gestalten hier mit Leidenschaft nachhaltigen Lebensraum für Menschen, der unserer Prämisse sozial – ökologisch – innovativ folgt.“

Michael Pech, Generaldirektor der ÖSW-Gruppe und Landesgruppenobmann Stellvertreter der GBV Wien, ergänzt: „Gerade für den geförderten sozialen Wohnbau hat die geplante Stadtstraße einen besonders hohen Stellenwert. Für den Bezirk Donaustadt würde ein Stopp der Stadtstraße das Aus für eine erhebliche Anzahl an derzeit in Entwicklung befindlichen Projekten und somit leistbaren Wohnraum in Wien bedeuten. Allein die Gesellschaften der ÖSW-Gruppe haben im 22. Gemeindebezirk rund 450 Wohnungen im Nordosten in Bauvorbereitung und weitere 100.000 m² Liegenschaftsbevorratung mit einem Widmungspotenzial von ca. 1.200 Wohneinheiten. Davon sind zwei Drittel, also rund 800 Wohneinheiten, als geförderter Wohnbau geplant. Im Falle eines Baustopps der Stadtstraße rückt die Realisierung dieser Projekte in weite Ferne und würde vor allem für junge Menschen und Familien den Zugang zu leistbarem Wohnen deutlich reduzieren.“

Alfred Petritz, Geschäftsführer der MIGRA Gemeinnützige Wohnungsges.m.b.H. erläutert die Pläne seines Unternehmens, dass konkret in den Stadtentwicklungsgebieten im Nordosten Wiens wie im Oberen Hausfeld und im Heidjöchl Wohnbauprojekte verfolgt. „Von der Umsetzung der Stadtstraße profitiert vor allem das leistbare Wohnungssegment. Mit den überwiegend geförderten Projekten, versuchen wir die derzeit große Nachfrage nach leistbarem Wohnraum in Wien auch zukünftig anzubieten und allen Wiener*innen zur Verfügung zu stellen.“

Fact-Box zur Stadtstraße Aspern: Die Stadtstraße Aspern ist eine 3,2 km lange Gemeindestraße und verbindet die Seestadt Aspern mit der Südosttangente (A23) Sie ist rund zur Hälfte untertunnelt, die restliche Strecke ist 2-3 Meter tiefer gelegt und es gibt begrünte Lärmschutzwälle Es gilt Tempo 50, denn die Stadtstraße Aspern ist KEINE Autobahn, sondern eine ganz normale Gemeindestraße Die Stadtstraße Aspern bündelt den Verkehr und entlastet so die Wohngebiete der Donaustadt vom Verkehr: Hirschstetten -6.000 Fahrzeige pro Tag; Aspern sogar -8.000 Fahrzeuge pro Tag Der Bau von leistbaren Wohnungen in den Stadterweiterungsgebieten für 60.000 Menschen hängen direkt oder indirekt an der Umsetzung der Stadtstraße Aspern ab S-Bahn, U2, Bim und Bus sind bereits ausgebaut bzw. werden weiter ausgebaut. Wien investiert über 3-mal so viel in Öffi-Ausbau wie in Straßenbau und- erhalt. https://www.stadtstrasse.at/

Quelle: Stadt Wien

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