Salzburg: SOS-Kinderdorf baut Bereitschaftspflege für Kinder aus

vonRedaktion Salzburg
DEZEMBER 15, 2023

Foto: SOS-Kinderdorf

Anzahl soll deutlich erhöht werden / Drei Fragen an eine Pflegeperson

(HP) Nicht immer können Eltern gut für ihre Kinder sorgen. Dann entscheidet die Kinder- und Jugendhilfe über die bestmögliche Unterbringung und Betreuung. In einer akuten Krisensituation bieten Bereitschaftspflege-Personen betroffenen Kinder schnell und kurzfristig einen geschützten Raum und liebevolle Zuwendung – das ist nicht nur, aber vor allem bei den Kleinsten sehr wichtig.

„Eine Bereitschaftspflegefamilie steht jederzeit parat, um einem Kind aus schwierigen Verhältnissen mit einem Bereitschaftspflegeplatz ein ‚Zuhause auf Zeit‘ zu bieten“, erklärt Landesrat Christian Pewny die Aufgaben. SOS-Kinderdorf Salzburg will dieses Angebot ausbauen und sucht dafür Menschen im Bundesland, die sich dieser sowohl herausfordernden als auch erfüllenden Aufgabe stellen möchten. Das Land Salzburg unterstützt dabei.

Pewny: „Rasche Hilfe.“

„In einem geschützten Umfeld aufzuwachsen ist für alle Kinder wichtig. Umso mehr brauchen sie Struktur und Geborgenheit, wenn Eltern dies nicht übernehmen können. Rasche und verlässliche Hilfe ist für das Wohlergehen der Kleinsten entscheidend“, betont Landesrat Christian Pewny. Mit einer landesweiten Kampagne wollen Land und SOS-Kinderdorf das bestehende Angebot absichern und ausbauen. „Es ist eine fordernde Aufgabe und kann nicht von jedem erfüllt werden, aber ich bin zuversichtlich, dass wir noch mehr Personen finden, die sich dem stellen“, so Pewny.

Kleiner, aber wichtiger Bereich

Pro Jahr benötigen in Salzburg zehn bis 20 Kinder bis zum dritten Lebensjahr einen Bereitschaftspflegeplatz außerhalb der Ursprungs-Familie. Der Soziallandesrat zollt allen großen Respekt, die diesen Kindern ein Zuhause auf Zeit geben. „Es gibt nicht viele Fälle. Aber wenn es sie gibt, dann ist immer schnelles Handeln nötig. Ich bin allen sehr dankbar, die das bewerkstelligen, denn wir wollen hier kein Kind alleine lassen und bestens versorgen. Die Expertise von SOS-Kinderdorf ist hier sehr wertvoll“, betont Landesrat Pewny.

Begleitung durch Krisensituationen

Seit 2019 konnte SOS-Kinderdorf mehr als 30 Kinder mit der Bereitschaftspflege schnell und allumfassend durch Krisensituationen begleiten und die betreuenden Pflegeeltern unterstützen. Besonders für Säuglinge und Kleinkinder unter drei Jahren sind ein familiäres Umfeld, eine direkte Bezugsperson und ein geschützter Raum ideal, um zur Ruhe zu kommen und das Trennungstrauma besser bewältigen zu können.

Professionelle Unterstützung

Grundsätzlich kann jeder Mensch Bereitschaftspflege-Person werden. Familienstand und Geschlecht spielen dabei keine Rolle. Wichtig ist es jedoch, selber psychisch stabil und ausgeglichen zu sein. Voraussetzung ist eine positive Eignungsbeurteilung des Jugendamts, die Kinder- und Jugendhilfe und SOS-Kinderdorf bieten Schulungen an. Und die Bereitschaftseltern werden nicht alleine gelassen.

Unterstützung ist gewährleistet

„Man sollte sich seine Zeit frei einteilen können und flexibel auf den akuten Bedarfsfall reagieren können“, sagt Irene Hochegger, pädagogische Leiterin der Bereitschaftspflege bei SOS-Kinderdorf. „Wir begleiten die Besuche der Kindseltern, übernehmen die Kommunikation mit der Kinder- und Jugendhilfe und wickeln den bürokratischen Aufwand ab.“

Ausbau für „Zuhause auf Zeit“

Bereitschaftspflege-Personen sind bei SOS-Kinderdorf angestellt und stehen bereit, um einem Kind kurzfristig und vorübergehend ein Zuhause auf Zeit, Schutz und Geborgenheit zu geben. So kann in Ruhe geklärt werden, welche weitere Unterstützung für das Kind und seine Familie am besten ist. Das kann die Rückkehr in die eigene Familie oder das Aufwachsenden in einer anderen Betreuungseinrichtung sein. „Aktuell sind zwei Bereitschaftspflege-Personen bei uns angestellt. Wir möchten gerne auf fünf und in weiterer Folge auf sechs bis acht Personen erweitern“, sagt Wolfgang Arming, SOS-Kinderdorfleiter Salzburg.

Begleitung bei Krisen

Manuela hat bereits mehrere Kinder in Krisensituationen auf ihrem Weg begleitet. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit ihr über ihre Erfahrungen gesprochen.

LMZ: Warum haben Sie sich für diese Aufgabe entschieden?

Manuela: Ganz einfach aus Liebe zu Kindern und weil man nie weiß, was das Leben so mit sich bringt und ob man nicht selber einmal in eine schwierige Situation gerät, in der man für jede Hilfe dankbar wäre. Uns geht gut und das möchten wir als Familie an andere Menschen, denen es nicht so gut geht, weitergeben.

LMZ: Was sind die Herausforderungen dabei?

Manuela: Eine große Herausforderung ist sicher, von Beginn an klarzustellen, dass man keine Ersatzmutter ist und immer im Bewusstsein zu haben, dem Kind Wärme, Liebe und alles, was es braucht, zu geben – aber auf Zeit. Jedes Kind reagiert auf die Krise anders und muss ganz individuell von mir aufgefangen werden. Man geht eine Beziehung zu einem kleinen Menschen ein, bei der von Anfang an klar ist, dass sie enden wird. Darauf muss man sich gut vorbereiten. Das ist eine sehr emotionale Zeit für alle Familienmitglieder.

LMZ: Wer eignet sich als Bereitschaftspflegeperson?

Manuela: Es ist ein wunderschöner und erfüllender, aber auch fordernder und harter 24/7-Job, den alle mittragen müssen. Für mich ist es eine Herzensarbeit, die ich aber ohne den Rückhalt meines Mannes, meiner Kinder und unserer ganzen Familie nicht bewältigen könnte.

Bereitschaftspflege im Überblick

Quelle: Land Salzburg

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