Burgenland: Erfolgreiche erste Bilanz bei Ragweed-Bekämpfung

vonRedaktion Salzburg
JUNI 11, 2022

Foto: Bgld. Landesmedienservice

LH-Stv.in Eisenkopf: Bewusstseinsbildung verstärken und Menschen sensibilisieren

Ragweed breitet sich besonders in Ostösterreich rasant aus. Durch die starke Verbreitung zählt die Pflanze mittlerweile nicht nur zu dem stärksten Allergieauslöser, sondern stellt auch eine starke Gefährdung für die heimische Artenvielfalt und Landwirtschaft dar. „Um der raschen Ausbreitung dieses Unkrauts entgegenzuwirken, hat das Burgenland vor rund einem Jahr das Burgenländische Ragweed-Bekämpfungsgesetz beschlossen“, erklärte Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf heute, 10. Juni 2022, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Umweltmediziner, Prof. Dr. Hans Peter Hutter, und dem Ragweed-Koordinator, Hermann Frühstück, in der neue Initiativen gegen Ragweed vorgestellt wurden.
Die Pflanze stellt nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die heimische Landwirtschaft ein immenses Problem dar. Sie ist ein besonders aggressiver Allergieauslöser, weil sie starken Juckreiz, klassische Allergiesymptome bis hin zu Asthmaanfällen auslösen kann, aber auch weil sie vor allem auch abseits der typischen Allergiezeiten wie im Spätsommer blüht. Verstärkt durch den Klimawandel stieg in den vergangenen Jahren die Zahl der Betroffenen als auch die Schwere der Symptome an. Deshalb hat das Land Burgenland 2021 begonnen, an einer Strategie zu arbeiten, um zum einen bestehende Ragweed-Vorkommen zu bekämpfen, aber was noch viel wichtiger ist, um die Verbreitung zur verhindern beziehungsweise einzudämmen.

1 Jahr Burgenländisches Ragweed-Bekämpfungsgesetz

„Im Juli 2021 wurde ein Ragweed-Bekämpfungsgesetz beschlossen. Das Burgenland ist das erste Bundesland mit eigenem Gesetz gegen dieses Allergieunkraut und damit Vorreiter“, sagte Eisenkopf. „Das Gesetz und die damit verbundenen Maßnahmen sind ein wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Gesundheit und Landwirtschaft. Das Burgenland wurde damit ‚ragweedfreier‘.“

Bilanz für das Jahr 2021

Sichtungen von Ragweed können über die Plattform www.ragweedfinder.at eingemeldet werden. Die eingegangenen Meldungen werden von der MedUni Wien gesichtet und analysiert. Sofern ein Fund verifiziert wurde, wurden die GrundstückseigentümerInnen bzw. Verfügungsberechtigten aufgefordert, Maßnahmen zur Unterbindung der weiteren Entwicklung und Verbreitung der Pflanze zu treffen. Alternativ dazu konnte ein mehrjähriges Konzept zur Beseitigung des Befalls vorgelegt werden, welches von der zentralen Koordinierungsstelle geprüft wird. Im Jahr 2021 wurden 1094 Einmeldungen über www.ragweedfinder.at getätigt, es gab 888 bestätigte Ragweed-Funde. Der Höhepunkt war Mitte August 2021 mit über 324 Einmeldungen. In 22 Fällen wurde ein Konzept eingereicht, welches zur Bekämpfung von Ragweed geeignet ist. Knapp 70 Prozent der Fälle konnten positiv erledigt werden. In diesem Jahr wurden bereits zehn Ragweed-Funde gemeldet, wobei in den nächsten Monaten mit einem hohen Anstieg zu rechnen ist. „Diese erste Bilanz ist sehr erfolgreich, es hat sich einiges bei der Bekämpfung der Pflanze getan. Die hohe Zahl an Einmeldungen zeigt uns, dass wir hier mit dem Thema richtig liegen und man sieht auch dass das Thema der Bevölkerung und allen Betroffenen ein Anliegen ist“, betont Eisenkopf.

147 örtliche Ragweed-Verantwortliche

Das burgenländische Gesetz regelt auch klar die Zuständig- bzw. Verantwortlichkeiten. Es sieht die zentrale Ragweed-Koordinierungsstelle im Amt der burgenländischen Landesregierung vor, welche von Ragweed-Verantwortlichen sowie den Naturschutzorganen unterstützt wird. Die Gemeinden sind per Gesetz angehalten, örtliche Ragweed-Verantwortliche zu nennen. „Besonders erfreulich ist, dass in dieser kurzen Zeit, bereits 147 Gemeinden örtliche Ragweed-Verantwortliche als Ansprechpartner gemeldet haben“, so die Landeshauptmann-Stellvertreterin. „Das ist auch der Beweis dafür, dass die Gemeinden dieses Thema sehr ernst nehmen.“

Begleitmaßnahmen und weitere Projekte

Burgenland setzt nicht nur auf rechtliche Rahmenbedingungen, sondern auch auf bewusstseinsbildende Maßnahmen. Der gut ausgewogene Mix soll der Schlüssel zum Erfolg sein. Im EU-Projekt „Sustainable Ambrosia Management“ arbeiten ExpertInnen gemeinsam mit VertreterInnen der Landwirtschaft, aus dem universitären Bereich sowie internationale Partnern an Problemlösungen. Bei der Bekämpfung von Ragweed wird ein grenzüberschreitender Weg eingeschlagen. Initiativen in diesem Interreg-Projekt sind beispielsweise Schulungen und Workshops für GemeindevertreterInnen sowie -bedienstete, für MitarbeiterInnen der Straßenverwaltung, für LandwirtInnen aber auch Interessensvertretungen und Naturschutzorganisationen. Diese Schulungen sind kostenlos. Dabei werden einerseits die Biologie der Pflanze, das burgenländische Ragweed-Bekämpfungsgestz und die Rolle der Ragweed-Verantwortlichen den TeilnehmerInnen nähergebracht. Rund 460 Personen haben bereits an diesen Schulungen und Workshops teilgenommen.

Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung von Ragweed:
· Schulungen für UmweltgemeinderätInnen
· Zusammenarbeit mit Organisationen wie Landwirtschaftskammer, Naturschutzorganisationen u.ä.

· Ein 28-seitiges Handbuch mit Praxistipps zur Ragweed-Bekämpfung wurde herausgegeben und findet sich online unter www.burgenland.at/themen/natur/ragweed/ 


· Seit kurzem ist auch die Homepage www.ragweed-info.at online.

Kooperation mit dem Burgenländischen Müllverband

Zwecks Sammlung von Ragweed aus dem Haushaltsbereich wurden im Zeitraum September und Oktober 2021 an fünf Standorten des BMV (Gols, Großhöflein, Oberpullendorf, Oberwart, Heiligenkreuz) jeweils ein 30 Kubikmeter Ragweed-Entsorgungscontainer für die Bevölkerung kostenfrei zur Verfügung gestellt. In Summe wurden damit rund 2,5 Tonnen Ragweed fachgerecht entsorgt. Auch 2022 wird es diese Entsorgungsmöglichkeit wiedergeben.

Zusammenarbeit mit der MedUni Wien

Besondere Bedeutung hat für die Landeshauptmann-Stellvertreterin die Zusammenarbeit mit der MedUni Wien mit Umweltmediziner Prof. Dr. Hans Peter Hutter. Es konnte ein Infopaket (eine Broschüre und Infofelder sind aktuell in Fertigstellung) zusammengestellt werden. Dieses Paket stellt eine wichtige Basis für die Informationsarbeit in Kooperation mit Apotheken und ÄrztInnen, aber auch mit AllergikerInnen dar. „Wir wollen damit das Thema noch breiter aufstellen, die Bewusstseinsbildung verstärken, die Menschen sensibilisieren, und vor allem auf die Gefahren von Ragweed für unsere Gesundheit hinweisen“, sagte Eisenkopf. Der Folder soll demnächst z.B. in Arztpraxen oder Apotheken aufgelegt werden.

Hutter: „Burgenland ist bei Ragweed-Bekämpfung Vorreiter“

Aus umweltmedizinscher Sicht brauche es Reaktionen auf Ragweed, erklärte Hutter, da die Pflanze ein starker Allergieauslöser sei. Ragweed ist eines der stärksten Pollenallergene und wird über Inhalation und über die Haut aufgenommen. Hutter erklärte, Allergien seien insgesamt stark im Steigen, sie führen insgesamt zu einer Herabsetzung der Lebensqualität und auch zu einem erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden. In Europa leiden 13,5 Millionen Menschen unter einer Ambrosia-Allergie, was zu einem Schaden von 7,4 Milliarden Euro durch Krankenstände oder medizinische Behandlungen führt. Die Allergien, erklärte Hutter, gingen Hand in Hand mit dem Klimawandel. Durch diesen gäbe es mehr frostfreie Zonen, was zu einer stärkeren Ausbreitung der pflanzlichen Allergieauslöser führe. So war beispielsweise Ragweed bis vor wenigen Jahren in Regionen mit einer Seehöhe von bis zu 500 Metern heimisch. Heute wächst das Kraut schon in Gebieten mit einer Seehöhe von bis zu 1.000 Meter. Ragweed habe durch seine medizinisch-allergologische Bedeutung große Auswirkungen auf den Menschen, weshalb Maßnahmen zur Bekämpfung der Pflanze dringend notwendig seien. „Das Burgenland ist in der Bekämpfung von Ragweed ein Musterbeispiel und österreichweit Vorreiter,“ so Hutter.

Hermann Frühstück, Leiter der Ragweed-Koordinierungsstelle Burgenland, sagte, im Burgenland gäbe es zwei große Projekte, die sich praktisch und auch wissenschaftlich mit Ragweed auseinandersetzen. Intensiv wird derzeit grenzüberschreitend in dem Interreg-Projekt „Sustainable Ambrosia Management“ gearbeitet. So wurden 7.000 Handbücher, die das Problem Ragweed erläutern und die Bekämpfung erklären, aufgelegt. An der Universität Mosonmagyaróvár wird das Thema wissenschaftlich begleitet. An Schulungen nahmen beispielsweise an den Landtagen für Landwirte 200 Personen teil, Institutionen wie das Bundesheer, die ASFING oder die Baudirektion des Landes wurden ebenfalls im Umgang mit dem Unkraut unterrichtet. Informationsmaterial für Gemeinden werden von der Koordinationsstelle bereitgestellt. 2022 wird die Koordinationsstelle ihre Arbeit zur Bekämpfung von Ragweed mit den bewährten Maßnahmen fortsetzen, so Frühstück abschließend.

Quelle: Land Burgenland

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