Wien: Bierstadt Wien. Vom Spitalsbier zum Craftbeer - Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki

vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 06, 2024

Wien

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv präsentiert regelmäßig Themenschwerpunkte zu Aspekten der Wiener Stadtgeschichte. Diese werden im Wien Geschichte Wiki, der historischen Wissensplattform der Stadt Wien, aufbereitet und mit digitalisierten Originalquellen verbunden.

Wie das Bier den Wein verdrängte

Da der Weinbau seit den hochmittelalterlichen Anfängen Wiens eine große Rolle spielte, erfolgte die Einführung des Biers im 13. Jahrhundert sozusagen mit Verspätung. Lange Zeit stand das damals gebraute obergärige, nicht haltbare Bier im Schatten des Weins. Es war das Jahr 1432, als es dem Wiener Bürgermeister gelang, das Biermonopol für Produktion und Ausschank innerhalb der Stadtmauern zugunsten des Bürgerspitals zu erwerben. Zeitgleich etablierten sich damals auf den umliegenden Grundherrschaften bereits einige weitere Brauereien. Es muss nicht extra betont werden, dass es selbstverständlich von Anfang an die verschiedensten Versuche gab, das Monopol zu umgehen. Der eigentliche Siegeszug des Biers begann dann im Laufe des 18. Jahrhunderts. Bier stieg im Industriezeitalter zum allseits geschätzten Hauptgetränk auf, gleichermaßen beliebt bei Bürgertum und Arbeiterschaft.

Aufstieg und Professionalisierung des Brauwesens

Zu diesem Wandel der Trinkgewohnheiten trugen einerseits der Preis – Bier war billiger als Wein –, andererseits Innovationen der Produktionstechnik bei. Die Entwicklung der Produktion von untergärigem Lagerbier durch Anton Dreher senior und Adolph Ignaz Mautner in den Jahren 1840 bis 1845 leitete eine Bierrevolution ein. Die immer dominanter werdende industrielle Herstellung von Bier sorgte für einen Konzentrationsprozess im Brauwesen, dessen Unternehmer sich im mächtigen Brauherrenverein zusammenschlossen und zu den reichsten Männern der Donaumonarchie zählten. Um die Macht dieses Kartells einzuschränken, übernahm 1905 die Stadt Wien ein Brauhaus der Genossenschaft der Gastwirte, welches als „Brauhaus der Stadt Wien“ bis 1959 bestand.

Nach 1900 sank allerdings der Bierkonsum bis zu einem Tiefpunkt in den 1930er Jahren. Kleinere Brauereien mussten schließen, andere versuchten sich durch Umwandlung in Aktiengesellschaften zu retten. Trotz des ab den 1950er Jahren wieder steigendem Konsum blieb bis 1980 nur eine namhafte Wiener Brauerei über. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts sorgte die Craft-Beer-Welle für die Etablierung von Micro-Brauereien und wieder eine größere Vielfalt in der Bierstadt Wien.

Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki

Der Themenschwerpunkt spannt einen Bogen von den mittelalterlichen Anfängen bis zur Craft-Beer-Welle der Gegenwart. Die Beiträge behandeln die Geschichte einzelner Brauereien und die Biographien wichtiger Unternehmerpersönlichkeiten und -verbände. Das städtische Element wird am Beispiel des Bürgerspitals, des Brauhauses der Stadt Wien und der Verteilung von Produktions- und Schankstätten im Stadtraum verdeutlicht.

Link zum Themenschwerpunkt

www.geschichtewiki.wien.gv.at/Bier

Originaldokumente im Archivfoyer

Im Wiener Stadt- und Landesarchiv werden vom 28. Februar bis 27. September 2024 in vier Vitrinen relevante Originaldokumente zum Brauwesen der Stadt Wien gezeigt.

Veranstaltungen zum Themenschwerpunkt

7. März 2024, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie Online-Raum: Vortrag Die Wiener Brauherren. Ihre wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Bedeutung

Quelle: Stadt Wien

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