Wia mei Ahnl 8o Jahr….
Fast ernst gemeinte Gedanken für Jubilare nach eigenem Ermessen!
Erst durch die Schrift wurden die Gedanken der Vergangenheit zur Realität der Gegenwart und auch für andere ohne persönliches Gespräch nutzbar.
Die Relativität der Zeitempfindung wird uns deutlich, wenn wir uns erinnern, wie lange doch ein Schuljahr in unserer Jugend infolge der vielen neuen Eindrücke war und wie schnell ein Jahr später vergeht.
Der Begriff Zeit könnte so als eine menschlich definierte Erfindung angesehen werden. Periodisch sich wiederholende Änderungen von allgemeiner Bekanntheit wurden nun als Vergleichsmaßstab genommen, um die Dauer anderer Ereignisse zu messen.
Es lag nahe, ein Jahr oder einen Teil davon als Maßstab zu nehmen. Die Newton`sche Physik nahm die Stunde als objektiven Maßstab, aber die Relativitätstheorie entlarvte sie im größeren Zusammenhang als Fiktion; Einstein lässt sogar die Zeit stillstehen.
Stellen wir uns dazu vor, wir könnten mit Lichtgeschwindigkeit ins Weltall reisen: Da wir vom Startpunkt mit unserem Bild reisen, das erst nach Lichtjahren auf einem anderen Stern gleichzeitig mit uns ankommt, steht die Zeit auch für uns still und unser Körper hat seine Dimension auf Photonenstärke verkürzt.
Leicht zu begreifen ist das nicht, soll aber im unteren Bereich experimentell bewiesen worden sein; der obere ist sowieso technisch unerreichbar.
Darwin hat als Erster die Entwicklung der Arten erkannt (1859: The origin of species by means of natural selection) und den Menschen vom Podest eingebildeter Erhabenheit gestoßen.
Über das Altern überwiegen bei den Philosophen meist die negativen Aspekte und es wird wohl das Alter des Kritikers zum Zeitpunkt seiner Aussage mit eine Rolle gespielt haben.
Vom alten Spötter Grillparzer (1791 – 1872) stammt:
Auch Goethe (1749- 1832) hat nicht viel Tröstliches:
Die beste Allegorie ist noch immer das Bild mit Kerze und der Flamme für das Leben. Leicht ist es ausgelöscht und die frühere Größe ist nur Erinnerung.
Unter den alten Griechen fand Aristoteles (384 -322 v. Chr.)in seiner „Rhetorik“ auch nicht viel Positives: Die Alten seien übelwollend und misstrauisch, hängen am Leben, sind geldgierig und leben mehr in der Erinnerung als in der Hoffnung.
Dagegen preist der Römer Cicero (106 v.Chr. – 43 v.Chr.) in „de senectute“ als Einziger die Vorzüge des Alterns, wenn der Mensch, befreit von sinnlichen Begierden, unbeeinflusst der Stimme der Vernunft folgen kann.
Auch die Bibel gibt dem Alter wenig Zukunft:
„Unser Leben währet siebenzig Jahr, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre…“ (Psalm 90/10).
Der Philosoph Amery (1912 – 1978) war 56 Jahre alt, als er in seinen recht negativen Betrachtungen „Über das Altern“ schrieb: „Der Alte versteht die Welt nicht mehr; die Welt die er versteht, ist nicht mehr.“
Deshalb würden die in seiner Jugend progressiven Theorien nicht mehr gelten und aus dem einstigen Revoluzzer ist ein Konservativer oder Reaktionär geworden, der vergeblich ihm vertraute Bezugspunkte sucht. In einem früher stabileren Gesellschaftssystem galten die gemachten Erfahrungen mehr und damit auch das Ansehen der Alten. Er nahm sich mit 66 Jahren das Leben!
Schopenhauer (1788 – 1860) hebt besonders die Schrumpfung des Planungshorizonts der Alten hervor: „Vom Standpunkt der Jugend aus gesehen ist das Leben eine unendlich lange Zukunft, vom Standpunkt des Alters aus eine sehr kurze Vergangenheit“ und „Greisen wird die Zeit stets zu kurz und die Tage fliegen pfeilschnell dahin.“
Zwiespältig wie die Aussagen der Philosophen sind wohl auch die Gefühle eines Jubilars. Soll er sich über die glücklich zurückgelegte Wegstrecke freuen oder sich fühlen, wie ein im Strom auf einem Floß ohne Ruder Treibender, der vorne im Nebel schon den großen Wasserfall zu hören glaubt und an dem schon viele Freunde von der Strömung vorbei gerissen wurden?
Schluss damit, es lebe die Gegenwart, der Rest wird sich finden! Prost!