Westküste USA - Mount Whitney Besteigung - Kalifornien

25 Okt 15:00 2012 von Mag. Andreas Prammer Print This Article

Ein lange gehegter Wunsch, den Westen der USA zu bereisen und dabei den höchsten Berg außerhalb Alaskas zu besteigen, wurde Wirklichkeit.


Der Sonnenaufgang beim Aufstieg / Fotos: Andreas Prammer und Gregor Hartl

Es ist 16.07 Uhr, am 5. September 2011. Der Boardcomputer unseres Ford Fusion meint wir schaffen es noch 6 Meilen. Der nächste Ort mit Tankstelle ist allerdings noch 10 Meilen entfernt. Die Ruhe die mein Reisepartner Gregor gegenüber solchen Problemen entwickelt, bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Vermutlich ist es nur frustrierte Bewunderung meinerseits, weil er alles nicht so eng sieht. Unser Plan ist die Besteigung des Mount Whitney mit 4.421 Metern, der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas. In den Staaten benötigt man für so ziemlich alles ein offizielle Erlaubnis, natürlich auch für die Besteigung des höchsten Berges. Die Nationalparkverwaltung in Lone Pine war so frei uns ein Permit auszustellen, allerdings nicht wie geplant für zwei Tage, sondern leider nur für einen.


Im Morgengrauen auf den ersten paar hundert Höhenmetern

Wider Erwarten, schafft unser Vehikel die 10 Meilen und wir rollen um 16.16 Uhr, ziemlich gestresst und den letzten Tropfen Benzin in der Leitung, in die Tankstelle ein. Die Behörde schließt um Punkt 16.30 Uhr. Unglaublicherweise schaffen wir es tatsächlich um 16.28 Uhr vor Ort zu sein und unser Permit abzuholen. Mit an Frechheit grenzender Gelassenheit wird die Stressaktion von Gregor kommentiert: "Ich weiß nicht was du immer hast....".

Den offiziellen Teil hätten wir geschafft, jetzt erwarten uns, am nächsten Tag, „nur“ mehr 2.000 Höhenmeter bergauf und 36 Kilometer Streckenlänge.

Wir fahren zum Ausgangspunkt des Weges und campieren am Parkplatz. Gregor entdeckt Schilder, die auf Gefahren durch Bären aufmerksam machen und verliert sogleich seine Lust im Zelt zu schlafen. Um 04.00 Uhr geht es los und wir starten unseren Gipfelsturm. In stockdunkler Nacht finden wir den Einstieg nicht und kommen erst nach  halbstündiger Suche endlich auf die richtige Spur. Der Aufstieg ist technisch einfach und wunderschön. Die Kalifornische Sierra Nevada eröffnet uns ihre Schönheiten je weiter wir nach oben steigen. Traumhafte Hochplateaus und Ausblicke in die Tiefen der Sierras mit ihren kristallklaren Bergseen, lassen den Stress des Vortages schnell vergessen.


Gregor Hartl und Andreas Prammer am Gipfel des 4.421 Meter hohen Mount Whitney in Kalifornien

Bei absolutem Traumwetter steigen wir langsam aber stetig nach oben und genießen die unberührte Natur des Nationalparks. Die Flora und Fauna der Gegend sind überaus beeindruckend und versüßen uns den Weg. Der Berg ist gut besucht und wir sind an diesem Tag nicht die einzigen mit dem angestrebten Ziel - Gipfel. Die Mehrheit der Gipfelaspiranten erledigt die Tour in zwei bis drei Tagen. Ob der Länge der Strecke eine wirklich gute Idee, jedoch nicht für uns, mit einem 1 Tages-Permit.

Nach knapp 7 Stunden Aufstieg erreichen wir das Gipfelplateau. Wir genießen die Stille und den sagenhaften Rundblick auf den Norden Kaliforniens. Die 2.000 Höhenmeter und 18 Kilometer hinterlassen allerdings ihre Spuren und wir freuen uns jetzt schon auf das kühle Bier, das uns unten erwartet.  Als wir beim Abstieg einen jungen Amerikaner treffen, der die ganze Aktion barfuß erledigt muss ich nachfragen. Was treibt einen Menschen dazu sich einer solchen Tortur zu unterziehen? `Er habe lange davon geträumt und sieht das Ganze als spirituelle Erfahrung`, wie er meint. 


Das Hochplateau unterhalb des Gipfels

Jeder Mensch hat seine persönlichen Gründe um auf Berge zu steigen, insofern bewundere ich Ihn für seine Härte zu sich selbst, beneiden werde ich ihn aber niemals. Der Abstieg geht bedeutend schneller vonstatten und wir erreichen nach insgesamt 12 ½ Stunden Gehzeit, wieder den Ausgangspunkt und unseren geliebten Ford Fusion.

Der Mount Whitney hat uns gefordert, sehr sogar, und wenn ich gewusst hätte, dass der Berg auch durchaus mit leichtem Schuhwerk zu bewältigen gewesen wäre, hätte ich mir jede Menge Schmerzen erspart. Diese, trotz allem, fantastische Erfahrung war zweifelsohne eines der absoluten Highlights unserer Tour an der Westküste. Für ambitionierte Kletterer bietet die Ostwand des Mount Whitney jede Menge Möglichkeiten, dem Berg auch richtig alpinen Charakter zu verleihen. 
(AP)


Die Kalifornische Sierra Nevada mit dem Mount Whitney in der rechten Bildhälfte


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