,,Vom Konflikt über den Dialog zum Konsens“

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Rathaus Klagenfurt - Symbolbild
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15 Nov 16:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Volksgruppenreferent LH Kaiser nahm Eröffnung vor – Kongress ist wichtige und traditionsreiche Plattform – Seit dem Jahr 1990 haben 450 Referenten an ihm teilgenommen

Klagenfurt (LPD). Im Konzerthaus Klagenfurt wurde heute, Freitag, der 30. Europäische Volksgruppenkongress von Volksgruppenreferent Landeshauptmann Peter Kaiser eröffnet. Internationale Expertinnen und Experten referierten und diskutieren diesmal unter dem Generalthema „Perspektiven-Wandel: Vom Konflikt über den Dialog zum Kosens““. Bereits gestern, Donnerstag, am Abend, ging der musikalische Auftakt zum 30. Europäischen Volksgruppenkongress des Landes Kärnten im Großen Saal des Konzerthauses über die Bühne. Das Festkonzert stand im Zeichen des österreichisch-ukrainischen Kulturjahres 2019. Zu hören waren Voxon und das Orchester der jiddischen Musik aus Czernowitz unter der Leitung von Lev Feldman. Die vielfältige regionale Zusammenarbeit zwischen Kärnten und Czernowitz hat in den vergangenen Jahren die Kultur, und hier die Musik, immer als einen wesentlichen Faktor gesehen.

In seiner Rede beleuchtete der Landeshauptmann und Volksgruppenreferent die Entwicklung des Volksgruppenkongresses und sein mannigfaltiges Themenspektrum in den letzten dreißig Jahren. „Nicht wenige waren beim ersten Kongress in Warmbad Villach 1990 skeptisch, dass der Kongress eine politische Inszenierung werde. Letztendlich hat der vom ehemaligen Landeshauptmann Jörg Haider initiierte Kongress jedoch Akzente gesetzt und ist 30 Jahre danach ein Europäischer Kongress geworden, an dem seit damals 450 nationale und internationale Referenten zu den unterschiedlichsten Themen gesprochen haben“, hob Kaiser hervor. Ein Blick auf die Kongressthemen in den vergangenen drei Jahrzehnten sei für ihn auch eine intellektuelle und politische Zeitreise und gleichzeitig ein Beleg für den Wandel und Perspektivenwechsel. „Das Themenspektrum des Kongresses erweiterte sich von regionalen Themen – das erste Kongressthema lautete „Eine autonome Vertretung für die Kärntner Slowenen (1991) - hin zu Fragestellungen der klassischen Volksgruppen und Ethnizitätsforschung auch solche des interkulturellen Diskurses“, betonte Kaiser.

Dass es in der Geschichtsentwicklung in den letzten 100 Jahren ebenfalls einen Perspektiven–Wandel gab, ist für den Landeshauptmann unbestritten. Der Zusammenbruch der Monarchie, die Zerstörung der Ersten Republik, der Ständestaat und die NS-Diktatur waren Resultat einer hochaggressiven Konfliktbeilegung. Erst durch die Bereitschaft der Nachkriegspolitiker, den Staatsvertrag von 1955 als Verpflichtung ernst zu nehmen, wie die demokratischen Spielregeln, den Parlamentarismus und die Verfassung der neuen Republik, sei es zum Paradigmenwechsel in Richtung Dialog- und Konsens-Demokratie gekommen. „Dadurch rückte der Dialog bzw. Polylog immer mehr in den Mittelpunkt und führte bei vielen Themen auch zum Konsens und zum friedlichen Zusammenleben in Europa,“, stellte Kaiser fest.

Hervorgehoben wurde vom Landeshauptmann auch das mannigfaltige Arbeitsspektrum des Volksgruppenbüros in den letzten dreißig Jahren. „Ich bin stolz, dass Kärnten dieses Büro hat. Es ist eine Konstante mit seinen Leitveranstaltungen, dem Europäischen Volksgruppenkongress, der Kulturwoche/Kulturni teden und dem Kärntner Menschenrechtspreis“, so Kaiser. Unbestritten sei auch, dass sich das Büro als Servicestelle mit seinem Übersetzungs- und Dolmetscherdienst, seiner Rechtsberatung, mit seinen Förderungen für die slowenische Volksgruppe und als Geschäftsstelle für das Dialogforum, etabliert hat. Ebenso erwähnt wurden von Kaiser die Schriftenreihe „Kärnten Dokumentation“ und Beiträge zur Gedenk- und Erinnerungskultur. In der „Kärnten Dokumentation“ werden die Beiträge der Europäischen Volksgruppenkongresse sowie Schwerpunkt- und Sonderthemen jährlich veröffentlicht.

Verabschiedet wurde vom Landeshauptmann Sabine Frenzl vom Volksgruppenbüro, die in den Ruhestand tritt. Zu ihrem Aufgabenbereich zählte die Mitgestaltung des Europäischen Volksgruppenkongress, die Verleihung des Kärntner Menschenrechtspreises sowie die Förderung der deutschsprachigen Altösterreicher. „Sie waren eine agile, verlässliche, kompetente und freundliche Mitarbeiterin, die im Volksgruppenbüro fehlen wird“, dankte er Frenzl für ihr berufliches Engagement.

Bei dem vom Volksgruppenbüro des Landes organisierten Kongress gibt es heuer neun Referenten (Österreich, Slowenien, USA, England, Rumänien und der Ukraine): Der Politikwissenschaftler Anton Pelinka referiert zum Thema „Der notwendige Respekt vor der vorhandenen Vielfalt“. Josef Feldner und Marjan Sturm beleuchten das Thema: „Kärntner Konsensgruppe - Eine Erfolgsgeschichte“.

Prof. Alexander Mirescu von der St. Peter's University Jersey City (USA) spricht über „Resilient Cities“ und Univ. Prof. Ihor Zhaloba, Co-Vorsitzender der Österreichisch-Ukrainischen Historikerkommission, geht der Frage nach „Ist die Ukraine auf dem Weg zu einem Konsens?

Dominika Švarc Pipan (Slowenien) thematisiert „Der Schutz der Rechte von Volksgruppen – internationaler Aspekt und aktuelle Herausforderungen“. Bischofsvikar Daniel Zikeli (Rumänien) widmet sich dem Thema „Seid darauf bedacht zu wahren das Band des Friedens – Konfliktbewältigungsversuche innerhalb der christlichen Konfessionen in Rumänien“.

Das Referatsthema der britischen Politologin Melanie Sully lautet: „Conflict, Dialogue and Consensus with Reference tot he UK“. Nadja Polzer, von der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen (SKS), beleuchtet „Neue Herausforderungen für die Identität von Volksgruppen in einer globalisierten Welt“.

Markus Matschek, stellvertretender Landesamtsdirektor, begrüßte im Auditorium u.a. die slowenische Staatssekretärin im Justizministerium, Dominika Švarc Pipan, NRAbg. Olga Voglauer, LAbg. Bürgermeister Hannes Mak, Landesamtsdirektor Dieter Platzer, die Bezirkshauptleute Johannes Leitner und Claudia Egger-Grillitsch, Polizeidirektorin Michael Kohlweis, Valentin Inzko Bernard Sadovnik und Manuel Jug von der slowenischen Volksgruppe, Delegationen aus Czernowitz, Kiew (Ukraine), Hermannstadt, Bukarest, Bistritz und Reschitza (Rumänien), eine Delegation der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) und der Arbeitsgemeinschaft Slawischer Minderheiten (AGSM) sowie Schülerinnen und Schüler des BG und BRG Für Slowenen, des Europagymnasiums, der zweisprachigen HAK und des Alpe-Adria- Gymnasium Völkermarkt.



Quelle: Land Kärnten



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