,,Respekt: Gemeinsam Stärker,, - Neues Präventionsprogramm startet an Wiener Schulen

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Wien

16 Jän 06:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Pilotprojekt „Respekt: Gemeinsam Stärker“ startet im Februar an zehn Neuen Mittelschulen – Rot-Grüne Initiative – Schwerpunkte Mädchen- und Burschenarbeit, Elternarbeit und Konfliktkultur

Im Sommersemester 2020 setzt Wien wie angekündigt ein neues Pilotprojekt für Wiener Schulen um. Das Präventionsprogramm „Respekt: Gemeinsam Stärker“ startet im Februar an fünf Neuen Mittelschulen, im Herbst folgen fünf weitere Standorte.

Ziel des Programms ist es, die Schulen umfassend bei ihren Herausforderungen zu unterstützen – von Vorurteilen, Abwertungen und Mobbing über soziale und kulturelle Spannungen im Klassenzimmer bis hin zu Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft. Das Programm richtet sich an SchülerInnen, LehrerInnen, DirektorInnen und Eltern und wird jeweils an der ganzen Schule ein Jahr lang durchgeführt.

Massgeschneiderte Pakete für fünf Pionierschulen

Um zielgerichtet und effektiv unterstützen zu können, wurden an den ersten fünf Pionierschulen die Bedarfe von DirektorInnen, LehrerInnen und SchülerInnen erhoben. Auf dieser Basis wurden für die einzelnen Schulstandorte maßgeschneiderte Pakete geschnürt, um die schulspezifischen Herausforderungen intensiv zu bearbeiten. Dabei steht die Entwicklung einer nachhaltigen Schulkultur des gegenseitigen Respekts und der Gleichberechtigung im Mittelpunkt, die am Ende in einem Schulleitbild festgeschrieben wird. Damit werden Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit gesichert.

Nach dem Soforthilfe-Telefon für Lehrkräfte, der Einrichtung einer Bildungsombudsstelle, dem Ausbau der Schulsozialarbeit sowie dem Einsatz von Schulkooperationsteams setzt die Stadt Wien mit „Respekt: Gemeinsam Stärker“ eine weitere Initiative zur Unterstützung von Wiener Schulen. Dafür wird die Expertise der außerschulischen Jugendarbeit und der Mädchen- und Burschenarbeit an die Schulen geholt.

Das Programm ist eine rot-grüne Initiative von Frauenstadträtin Kathrin Gaal, Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, der grünen Frauensprecherin Barbara Huemer und dem grünen Bildungssprecher David Ellensohn. Umgesetzt wird es vom Verein Wiener Jugendzentren gemeinsam mit dem unabhängigen Integrationsexperten Kenan Güngör, der Jugendabteilung sowie dem Frauenservice der Stadt Wien, der Bildungsdirektion Wien sowie externen KooperationspartnerInnen aus den Bereichen Mädchen- und Burschenarbeit, Elternarbeit, Gewaltprävention, Zivilcourage sowie Kunst und Kultur.

Das Pilotprogramm „Respekt – Gemeinsam Stärker“ läuft an den zehn Pionierschulen bis Mitte 2021 und wird begleitend evaluiert. Ziel ist es, das Programm danach in Wien weiter auszurollen.

Warum „Respekt: Gemeinsam Stärker“?

„Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass jedes Mädchen weiß: Für mich ist alles möglich, mir stehen alle Chancen offen. Es geht uns darum, Mädchen und Burschen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Wir wollen überholte Rollenbilder und Klischees aufbrechen. Das Umfeld Schule spielt dabei eine wichtige Rolle. Gerade wenn es um das Miteinander und um Vorbilder geht. Herausforderungen wie Mobbing, Bodyshaming oder Hass im Netz nehmen wir ernst. Ziel des Programms ist es, das Gemeinsame und den Respekt in den Vordergrund zu stellen. Es ist wichtig, Mädchen- und Frauenrechte zu vermitteln. Mädchen und Burschen sollen sich in der Schule wohlfühlen“, so Frauenstadträtin Kathrin Gaal.

„Uns geht es um ein respektvolles Miteinander. Im Mittelpunkt des Programms stehen der Schüler und die Schülerin, die bestmöglich lernen und sich entfalten können sollen. Dafür braucht es eine starke Schulpartnerschaft aus Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern und Eltern. Mit diesem Programm wollen wir daher alle Schulpartner nach ihren Bedürfnissen unterstützen. Das Ziel: alle sollen sich einbringen können und gemeinsam eine Schulkultur des gegenseitigen Respekts und der Gleichberechtigung entwickeln“, sagt Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky.

Gemeinderätin Barbara Huemer, Grüne Wien: „Als Frauensprecherin ist es mir ein besonderes Anliegen, dass vor allem Mädchen gestärkt und gefördert werden. Einen gendersensiblen Unterricht und eine Schulkultur des gleichberechtigten Miteinanders sehe ich dafür als gute Basis. Ich danke jenen Schulen, die geschlechtsspezifisches Diskriminierungsverhalten und geschlechtsspezifische Abwertungserfahrungen über das Programm „Respekt: Gemeinsam Stärker“ gezielt in den Blick nehmen und emanzipatorische Mädchen und Burschenarbeit in der Schule mit Unterstützung von ExpertInnen systemisch fördern wollen.“

David Ellensohn, Klubobmann der Grünen Wien: „Lehrerinnen und Lehrer erfüllen eine enorm wichtige Aufgabe, sie begleiten alle SchülerInnen auf dem Weg vom Kind zum Jugendlichen. ‚Respekt: Gemeinsam stärker‘ unterstützt LehrerInnen und SchülerInnen und hilft zusätzlich auch den Eltern bei ihrer Familienarbeit. Gemeinsam werden wir den jungen Wienerinnen und Wienern mehr Chancen eröffnen. Selbstbewusste Jugendliche sind das Fundament für das Zusammenleben in dieser großartigen Stadt.“

„Wien ist eine internationale, migrationsgeprägte Stadt. Die damit verbundene soziale und kulturelle Pluralität zeigt sich insbesondere in Schulen. Vielfalt ist Normalität, kulturelle Bereicherung aber auch Herausforderung. So kommt es immer wieder zu Spannungen, Konflikten und Abwertungen. Wie mit dem also umgehen? Erstens diese weder verschweigen noch dramatisieren, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Zweitens gemeinsam mit den SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern nachhaltig daran zu arbeiten und nicht gegeneinander ausspielen. Somit eine respektvolle Schulkultur zu etablieren. Das ist das Ziel“, sagt Kenan Güngör, Büro think-difference, verantwortlich für die inhaltlich-strategische Begleitung des Programms.

Ilkim Erdost, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Jugendzentren: „Die Wiener Jugendzentren koordinieren im Auftrag der Stadt Wien das Projekt „Respekt: Gemeinsam Stärker“ und bringen dabei alle PartnerInnen, Schulen, deren Bedürfnisse und Anforderungen zusammen. Dabei kommen bewährte Methoden aus 40 Jahren Jugendarbeit zum Einsatz. Die JugendarbeiterInnen bringen viel Know-how und einen kompetenten Umgang mit Gender, Sexualität, Demokratiebildung, Erlebnispädagogik und Gleichberechtigung in die Pionierschulen mit.“

Martina Vogel-Waldhütter, Direktorin der NMS Enkplatz I: „Die Zielsetzungen und die Schwerpunkte von „Respekt: Gemeinsam Stärker“ hatten von Anfang an mein großes Interesse: Sich mit den Fragen „Was sind unsere Stärken?“, „Was sind unsere Herausforderungen?“ und „Was wünsche ich mir für unsere Schule?“ auseinander zu setzen, ermöglicht Standort- und Personalentwicklung zum Wohle der SchülerInnen. Mit der Unterstützung des Programms können wir neue Perspektiven und eine moderne Schule entwickeln, in der sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegnen.“

Umsetzung an fünf Schulen startet im Februar

Das Programm „Respekt – Gemeinsam Stärker“ wird im Sommersemester 2020 an fünf Standorten gestartet, weitere fünf Standorte folgen im Herbstsemester 2020/21.

Diese Schulen haben selbst großes Interesse und Bereitschaft gezeigt am Programm teilzunehmen. Sie wurden mit Blick auf die wienweite Streuung der Schulen und den Bedarf der jeweiligen Schule auf Basis des Sozialindexes – in Abstimmung mit der Bildungsdirektion – ausgewählt.

Im ersten Durchgang ab dem Sommersemester nehmen folgende Schulen teil:

1020 Wien: NMS Pazmanitengasse 1050 Wien: NMS Viktor-Christ-Gasse 1110 Wien: NMS Enkplatz I 1120 Wien: NMS Am Schöpfwerk 1160 Wien: NMS Grundsteingasse

Im Rahmen des Programms arbeiten externe KooperationspartnerInnen je nach Expertise und Tätigkeitsbereich pädagogisch und kreativ mit SchülerInnen, unterstützen LehrerInnen bei der Bewältigung ihres vielschichtigen Alltags und versuchen Eltern für eine stärkere Beteiligung zu gewinnen. Das beinhaltet:

Fortbildung für LehrerInnen: gewaltfreie Kommunikation, gendersensible Pädagogik, Konflikte im Klassenzimmer, Cyber-Mobbing, Supervision etc. Pädagogisches Arbeiten mit SchülerInnen: genderzentrierte Buben- und Mädchenarbeit, kritisches Denken & Handeln, Zivilcourage, Peer-Programme, kreative Kunstprojekte und digitale Lerntools, Konflikt- und Gewaltprävention Angebote und Beratung für Eltern: Beratung und Schulungen, niedrigschwellige und mehrsprachige Beteiligungs-Angebote wie Elterncafés und Info-Veranstaltungen „Respekt: Gemeinsam Stärker“ am Beispiel NMS Enkplatz I

Die NMS Enkplatz I hat aufgrund ihres Sportschwerpunkts einen hohen Burschenanteil, nur in etwa ein Drittel der SchülerInnen sind Mädchen. Diese Tatsache wirkt sich auf das Schulklima aus und verlangt seitens der Direktorin und der PädagogInnen hohe Sensibilität. Die Schule möchte Mädchen stärken und achtet darauf, Burschen Vorbilder anzubieten, die ihnen Alternativen zur ihrer Entfaltung abseits von althergebrachten Rollenbildern aufzeigen. Dazu wird es folgende Angebote geben:

Workshops mit SchülerInnen zu Themen der Selbstbestimmung und –entfaltung von Mädchen und Burschen sowie Gewalt- und Mobbingprävention, Workshops mit SchülerInnen, die das Vorurteilsbewusstsein und den Umgang der Jugendlichen mit Hass im Netz in den Mittelpunkt stellen, Theaterprojekte, die Mädchen und Burschen in ihrer Selbstwahrnehmung stärken sollen und die mit einer Aufführung abgeschlossen werden sollen, Unterstützung für PädagogInnen im Einzel- und Gruppensetting, sowie regelmäßige Arbeit mit PädagogInnen im Rahmen von schulinternen Fortbildungen, wobei der Fokus auf konkrete Handlungsoptionen im Schulalltag gelegt wird (dabei wird insbesondere auf die Weitergabe von neu erworbenem Wissen im Kollegium geachtet, um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten sicherzustellen), Elternarbeit, wobei neue niederschwellige Konzepte erarbeitet und erprobt werden, um Mütter und Väter stärker in den Schulalltag einzubinden,

Geplant ist auch die Schaffung eines eigenen Mädchenraums sowie eines Burschenraums. Diese Orte sollen von den KooperationspartnerInnen genutzt werden und auch außerhalb dieser Zeiten als Freiräume zur Verfügung stehen.

Die Inhalte

An allen Standorten wird an folgenden inhaltlichen Schwerpunkten gearbeitet:

1. Stärken von Mädchen und Burschen: Genderspezifische Inhalte

Ein Schwerpunkt ist das Stärken von Mädchen und Burschen. Immer noch werden Jugendliche häufig mit Geschlechterklischees konfrontiert und bekommen zu hören, was „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ sei. Solche Erwartungshaltungen schränken in den Entscheidungen ein. Ziel ist es, diese überholten Rollenbilder und Erwartungshaltungen aufzubrechen und Mädchen und Burschen in ihrem Selbstbewusstsein zu unterstützen und zu stärken. Ein Teil davon ist, Mädchen über ihre Rechte zu informieren. Um Klischees aufzubrechen, spielt das Umfeld „Schule“ eine zentrale Rolle - gerade wenn es um das Miteinander und um Vorbilder geht. Hier setzt das Präventionsprogramm „Respekt: Gemeinsam stärker“ an.

2. Demokratie und Beteiligung

Über Instrumente der SchülerInnenmitbestimmung werden SchülerInnen in die Gestaltung ihres Schulalltags stärker einbezogen und machen so konkrete, positive Erfahrungen mit demokratischen Prozessen. Schon in der Erhebung der Bedarfe an den Schulen wurden SchülerInnen eingebunden. In der Elternarbeit sollen neue Wege erprobt werden. Die Abwesenheit von Eltern im Schulalltag wird oft diskutiert und als Desinteresse interpretiert. Herausforderungen in der Kommunikation sind oft die Sprache, andererseits aber auch der Bildungshintergrund der Eltern. Im Rahmen des Programms werden in Zusammenarbeit mit ExpertInnen Konzepte erarbeitet, mit denen Mütter und Väter niederschwellig erreicht werden sollen.

3. Empathiefähigkeit und Resilienz

LehrerInnen sollen in ihrer Resilienz, also in ihrer Fähigkeit Krisen zu bewältigen, gestärkt werden. Hier liegt das Augenmerk auf der Arbeit mit den LehrerInnenkollegien, um die Unterstützungssysteme in der Schule auszubauen. Mit Teambuilding-Maßnahmen soll das Arbeitsklima verbessert werden. Außerdem sollen gemeinsam Handlungsleitfäden für herausfordernde Themen und Situationen mit SchülerInnen erarbeitet werden. Das Ziel: Dass herausfordernde Situationen künftig gemeinsam gelöst werden können. LehrerInnen brauchen Empathie, um die vielfältigen Lebenssituationen ihrer SchülerInnen zu erkennen. Auch SchülerInnen müssen Empathie füreinander empfinden. Die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfühlen zu können, ist die Grundlage für Prävention von Mobbing und Gewalt.

4. Umgang mit Vielfalt und Pluralität in der Klasse

Die Herausforderungen unserer pluralen Gesellschaft spiegeln sich auch im Klassenzimmer wider. Vielfalt ist eine Bereicherung, wird aber von einigen LehrerInnen auch als sehr fordernd beschrieben. Die Schule hat die Aufgabe, als Mittlerin zwischen den Einstellungen und Erfahrungen der Familien und den Anforderungen der Gesellschaft an Kinder und Jugendliche zu agieren. Der Umgang mit kulturell-religiös bedingten Vorurteilen seitens der SchülerInnen, bei gleichzeitig steigenden Erfahrungen mit Abwertungen und Rassismus der Kinder und Jugendlichen durch die Mehrheitsgesellschaft, zeigt die beiden extremen Pole, innerhalb derer Schule Konflikte auflösen muss. Auch LehrerInnen sind gefordert, ihre Sicht auf die SchülerInnen und ihre Eltern zu reflektieren. Hier wird mit vorurteilsbewusster Pädagogik angesetzt und erkannt, dass die verschiedenen Schwerpunkte im Programm einander ergänzen müssen.

5. Umgang mit sozialen Medien

Kinder und Jugendliche müssen in ihrem Umgang mit sozialen Medien gestärkt werden. Soziale Medien sind für junge Menschen ein wesentlicher Teil ihres Alltags. Insbesondere für Mädchen und ihre Selbstwahrnehmung ist es daher wichtig, einen differenzierten Blick zu entwickeln. Über die möglichen Konsequenzen der Nutzung dieser Medien sind SchülerInnen aber oft nur mangelhaft informiert. Mobbing und psychische Gewalt haben sich schon längst von der Klasse in den virtuellen Raum verlagert – Hass im Netz darf nicht toleriert werden. SchülerInnen sollen nicht nur lernen, wie sie achtsam mit ihren Daten umgehen können, sondern auch Möglichkeiten für Courage im virtuellen Raum kennenlernen. Auch hierbei brauchen LehrerInnen Unterstützung, um gemeinsam an einem Strang ziehen und Konflikte in sozialen Medien in der Realität besprechen zu können.

Zusammengefasst.

Respekt – gemeinsam stärker …

… arbeitet umfassend, partnerschaftlich und vernetzt: Für die Bedürfnisse von Mädchen und Burschen, LehrerInnen, DirektorInnen und Eltern werden gleichermaßen Angebote bereitgestellt.

… geht in die Breite und die Tiefe: An insgesamt zehn Pilotschulen werden möglichst alle LehrerInnen und SchülerInnen und so viele Eltern wie möglich erreicht.

… wirkt nachhaltig: Durch gemeinsam entwickelte Leitbilder profitiert die jeweilige Schule über das Programm hinaus und die Stadt schafft Vorbilder, von denen weiteren Schulen profitieren können. (Schluss) pl/mag

Alle Infos auf respekt.wien.gv.at


Quelle: Stadt Wien



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