Wien: Wiener Integrationsrat zu Ukraine - Wien österreichweit mit größten Herausforderungen konfrontiert - weitere Fluchtbewegung erwartet

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Podiumsdiskussion zum Ukraine-Krieg Wiener Integrationsrat (W.I.R.)
Foto: PID/Christian Fürthner
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Podiumsdiskussion zum Ukraine Krieg Wiener Integrationsrat (W.I.R)
Foto: PID/Christian Fürthner
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Podiumsdiskussion zum Ukraine-Krieg Wiener Integrationsrat (W.I.R.)
Foto: PID/Christian Fürthner
24 Mai 11:33 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Vizebürgermeister Wiederkehr: „Rechnen damit, dass rund 7.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Herbst einen Schul- oder Kindergartenplatz benötigen.“

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion präsentierte W.I.R. – der Wiener Integrationsrat am Montag sein zweites Statement „Krieg in der Ukraine – Herausforderungen für die Integrationspolitik der Stadt Wien“. Wien als österreichweit einzige Großstadt ist mit den größten Herausforderungen konfrontiert, konstatiert der Wiener Integrationsrat. Immerhin beherbergt Wien bereits jetzt rd. 21.500 Vertriebene. Vor allem Frauen und Kinder suchen hier Zuflucht, was große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und vor allem auf das Bildungssystem hat.

Aufgrund der Dynamik in der Entwicklung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine lasse es sich aber nur schwer vorhersehen, wie sich die Fluchtbewegung nach Österreich und konkret nach Wien in den kommenden Monaten entwickeln wird. Möglich sind weitere Ankünfte und ein dauerhafter Aufenthalt der Vertriebenen, aber auch eine Rückkehr eines Großteils jener Menschen, die in den letzten Wochen in der Stadt Zuflucht gefunden haben, so der Wiener Integrationsrat.

„Es ist wichtig, dass sich die Stadt Wien auf beide Varianten vorbereitet. Integrationsmaßnahmen dürfen nicht mit der Begründung hinausgezögert werden, dass diese im Fall einer Rückkehr der Personen keinen Sinn machen. Wir wissen aus der Erfahrung mit jahrelangen Asylverfahren, wie sehr eine lange Wartesituation eine spätere Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft erschwert“, sagt Judith Kohlenberger, Migrationsexpertin und Vorsitzende des Wiener Integrationsrates.

Darüber hinaus müssen die sozioökonomischen Hintergründe der Geflüchteten bei den Integrationsangeboten stärker berücksichtigt werden. Getroffene Maßnahmen sollten angesichts dessen gleichzeitig drei Ziele verfolgen:

Erweiterung der Kapazitäten und Verbesserung der Qualität der Versorgung in der Erstaufnahme der neu Ankommenden, Planung für den Übergang von temporärem Schutz zu dauerhafter Niederlassung und Integration, Hilfestellungen für die Option einer Rückkehr in die Ukraine oder Weiterwanderung in andere Aufnahmeländer.

Sofort notwendige Maßnahmen betreffen u.a. Wohnen, Arbeitsmarkt und finanzielle Unterstützungsleistungen, Pflege für Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf sowie frauenpolitische und psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen. Vor allem das Wiener Bildungssystem braucht Mehrinvestitionen, da der Großteil der Vertriebenen Frauen mit Kindern ist. Der Wunsch nach Betreuung und Bildungsteilhabe von Kindern und Jugendlichen sowie aktive Teilnahme am Arbeitsmarkt der Frauen sei sehr groß.

Vizebürgermeister Wiederkehr: „Herbst wird Challenge für Wiener Bildungssystem!“

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass mehr als ein Drittel der Vertriebenen in Wien bleibt. Die Stadt Wien leistet seit Beginn des Krieges humanitäre Hilfe, stellt umfassende Grundversorgung sowie umfangreiche Bildungs- und Integrationsmaßnahmen zur Verfügung. Das Nadelöhr dieser Fluchtbewegung ist jedoch die Bildungsinfrastruktur: Der Großteil der Bildungsversorgung erfolgt durch die Stadt Wien und die Landesschulen, nur ein Bruchteil der Schüler*innen findet einen Platz in einer Bundesschule. Das liegt laut Wiederkehr auch an den bundesrechtlichen Vorgaben der Deutschförderklassen.

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr: „Wir wollen den vom Krieg traumatisierten Menschen all das bieten, was sie verdienen: Sicherheit, Arbeit, Betreuung für ihre Kinder und eine Zukunftsperspektive. Doch es gibt nichts Schönzureden – das ist eine Challenge vor allem für das Wiener Bildungssystem. 40% der Vertriebenen in Wien sind Minderjährige und wir rechnen damit, dass rund 7.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Herbst einen Schul- oder Kindergartenplatz benötigen.“

Derzeit werden in Wien bereits knapp 3.000 ukrainische Schüler*innen unterrichtet. Viele davon in temporär eingerichteten „Neu in Wien Klassen“. Die Stadt Wien habe sich außerdem sofort für die rasche Eingliederung der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt eingesetzt, etwa wurden so rasch wie möglich Ukrainer*innen als Pädagog*innen eingesetzt. Nichtsdestotrotz benötige Wien dringend mehr pädagogisches Personal.

„Wir haben als Stadt rasch innovative Maßnahmen gesetzt und beispielsweise ein Ukrainisches Bildungszentrum für Maturant*innen sowie eine betreute Abschlussklasse für Schüler*innen, die online die 9. Schulstufe in der Ukraine abschließen, eingerichtet. Aktuell arbeiten wir daran, den Kindern und Jugendlichen zusätzlich im Sommer Betreuung und Deutschförderung anzubieten. Doch im Schulbereich brauchen wir ab Herbst mindestens 1.000 Lehrer*innen mehr, um weiterhin diese Qualität aufrecht erhalten zu können. Hier braucht es Solidarität und eine bundesweite Verteilung. Außerdem müssen die Deutschförderklassen ausgesetzt werden, damit ukrainische Schüler*innen auch in Gymnasien einen Platz finden!“, so Wiederkehr abschließend.

Das ganze Statement ist unter: www.integrationsrat.wien.gv.at abrufbar.


Quelle: Stadt Wien



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