Weltalzheimertag - Kärnten geht mit „Projekt Ehrenamt“ in der Pflegenahversorgung voran

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Foto: Büro LHStv.in Prettner
18 Sep 21:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

LHStv.in Beate Prettner: Pflegenahversorgung bereits in 41 Kärntner Gemeinden erfolgreich - Bis Anfang 2021 soll die Hälfte aller Kärntner Kommunen mit der Pflege vor Ort versorgt sein - Im Oktober startet „Projekt Ehrenamt“ im Kampf gegen die Demenz- und Alterseinsamkeit

Klagenfurt (LPD). Bis zum Jahr 2030, also binnen zehn Jahren, wird in Kärnten die Bevölkerungsgruppe der über 75-Jährigen auf 73.721 Personen überproportional anwachsen, was eine Zunahme von 35 Prozent gegenüber dem Jahr 2015 bedeutet. Mehr als 42.000 Personen werden dann Pflegegeld beziehen, das ist eine Steigerung von 22 Prozent. „Viele von ihnen werden an einer Demenzerkrankung leiden“, erklärte heute, Donnerstag, Gesundheitsreferentin Beate Prettner, im Rahmen einer Pressekonferenz zum bevorstehenden Weltalzheimertag (am 21. September). „Diese Prognosen sind ein klarer Auftrag an die Politik: Wir haben alle Maßnahmen zu setzen, die das Leben der Betroffenen und deren Angehöriger erleichtern. Kärnten hat schon vor Jahren eine Pflegeoffensive gestartet – mit dem Erfolg, dass unser Land heute als Pflegevorreiter in Österreich gilt. Vor allem unsere initiierte Pflegenahversorgung gilt als Vorbild für ganz Österreich“, so Prettner.

Mit der Pflegenahversorgung ist ein Pflegeservice vor Ort, also in den Gemeinden, installiert worden: „Ein so genannter Pflegekoordinator sucht aktiv ältere Menschen auf, berät sie in sämtlichen Pflegefragen, koordiniert und organisiert konkrete Unterstützungen und Hilfen“, informierte Prettner. Bereits 41 Gemeinden haben die Pflegenahversorgung erfolgreich umgesetzt, weitere 22 stehen in den Startlöchern. „Mein Ziel ist es, die Pflegenahversorgung so schnell wie möglich in allen 132 Kommunen zu realisieren“, betonte die Gesundheitsreferentin.

Wie die Pflegenahversorgung in den Kommunen angenommen wird, darüber berichtete Markus Pernull, Kärntens erster Pflegekoordinator, der seit Oktober 2019 in Hermagor tätig ist. „Ich habe mittlerweile mehr als 200 Familien aufgesucht und betreut. Die Arbeit als Pflegekoordinator ist wunderbar. Man sieht, wie sehr man helfen und unterstützen kann", erzählt Pernull. Auffallend sei, dass viele Betroffenen Wissenslücken haben und finanzielle oder entlastende Maßnahmen nicht kennen. „Es ist unglaublich, wie schnell es gelungen ist, ein richtiges Netzwerk der Pflege vor Ort aufzubauen. Mit der Pflegenahversorgung hat Kärnten einen Meilenstein gesetzt“, ist Pernull überzeugt.

Parallel dazu geht Kärnten den nächsten Schritt: „Gerade in den vergangenen Wochen wurde sehr viel über einen ‚Pakt gegen die Einsamkeit‘ gesprochen – wir in Kärnten setzen Taten: Wir starten sofort das Projekt 'Ehrenamt in der Pflegenahversorgung'“, kündigte Prettner ein neues Ehrenamt-Modell an.

Wie funktioniert es? „Wir werden gezielt in den jeweiligen Gemeinden mit der Pflegenahversorgung ehrenamtliche Bürger suchen. Diese werden für ihre ehrenamtliche Tätigkeit kostenlos durch Experten ausgebildet, so erhalten sie zum Beispiel eine Basisschulung in Erste Hilfe, Hygiene- und Schutzbestimmungen oder im Umgang mit Menschen mit Demenz. Das Land Kärnten übernimmt für sie in der Folge die Haftpflicht- und Unfallversicherung und wickelt diese Versicherung zentral über das Land ab. Außerdem bezahlt das Land den Ehrenamtlichen das amtliche Kilometergeld. Sie erhalten auch einen offiziellen Ausweis“, erläuterte Prettner.

Die Ehrenamtlichen werden vom jeweiligen Pflegekoordinator in der Gemeinde für die Tätigkeit koordiniert und den Familien zugeteilt. „Mit der ehrenamtlichen Tätigkeit sind keinesfalls pflegerische Leistungen gemeint!“, informierte Sabine Dietrich, Pflegekoordinatorin der Gemeinde Velden. „Vielmehr geht es um Unterstützung und Begleitung, zum Beispiel beim Einkaufen, bei Arztbesuchen, es geht um Pflegeheimbesuche, Friedhofsbesuche, oder ums gemeinsame Kartenspielen, um Gespräche, gemeinsame Spaziergänge“, so Dietrich. Wie sie erklärte, werde es in jeder Gemeinde entsprechende Postwurf-Aufrufe geben. „Danach wird zu einem Informationsabend eingeladen. Wir suchen Menschen, die sich leidenschaftlich für das Gemeinwohl in ihrer Gemeinde einsetzen und bereit sind, die eine oder andere Stunde ihrer Freizeit dafür zu investieren“, so Dietrich.

Prettner ist überzeugt: „Mit dem Ehrenamt in der Pflegenahversorgung wird Kärnten ein weiteres Vorzeigeprojekt gegen die Alters- und Demenzeinsamkeit gelingen; es ist aber auch ein zusätzliches Entlastungsangebot für pflegende Angehörige – und daher im doppelten Sinn ein Meilenstein.“


Quelle: Land Kärnten



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