Weidegänse aus Österreich - die Saison beginnt

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18 Okt 16:46 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Die heimischen Gänsebauern gehen mit positiver Stimmung in die bevorstehende Ganslsaison 2018. Viele langjährige Stammkunden halten ihrem „Ganslbauern“ die Treue und wissen den feinen Geschmack und die Zartheit der inländischen Weidegans zu schätzen. Seit 1992 fasst die Weideganshaltung in Oberösterreich wieder Fuß und mittlerweile gibt es wieder 21.000 Gänse, für die es eine rege Nachfrage besteht. Oberösterreich ist damit das Bundesland Nummer 1 in der Gänsehaltung.

Die Gans ist die einzige Geflügelart, die auch Gras gut verdauen kann. Gänse werden in Österreich besonders tiergerecht auf der Weide gehalten. Durch diese Art der Haltung und das damit etwas langsamere Wachstum kommen die Gänse erst mit etwa 20 Wochen zur Schlachtung. „Die Weidehaltung in Kombination mit Getreidebeifütterung ergibt ein besonders zartes Fleisch und weniger Bratverlust gegenüber importierten Gänsen aus Intensivmast. Wer sein Gansl aus heimischer Haltung kauft bringt also mit Sicherheit Gourmet-Fleischqualität auf den Tisch“, betont Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Die Weideganshaltung ist für bäuerliche Betriebe eine gute Einkommensalternative. Frische, konventionelle Weidegänse kosten ab Hof im Durchschnitt ca. 11 bis 12 Euro pro Kilo und Bio-Ware ca. 13 bis 15 Euro pro Kilo. Die Weidegansbauern sehen der Vermarktungssaison 2018 durchaus optimistisch entgegen. Auch das Gewicht der Weidegänse sollte trotz der teilweise enormen Trockenheit zufriedenstellend ausfallen.

Die Gans ist ein klassisches, saisonales Geflügel und findet sich vor allem rund um den Martinitag bzw. zu Weihnachten auf den Tellern. Mit einem Pro Kopf Verzehr von rund 0,2 Kilogramm essen die Österreicher im statistischen Durchschnitt etwa einmal pro Jahr ein Gänsegericht.

Wo finde ich mein regionales Gansl?

Wer in eine Suchmaschine den Begriff „Weidegans“ eingibt, kommt auf die Homepage der „Österreichischen Weidegans www.weidegans.at. Dort stehen den Konsumenten nicht nur Informationen über die Weideganshaltung, sondern auch die regionalen Bezugsquellen zur Verfügung. Biobetriebe werden mit dem Zusatz BIO ausgewiesen.

Das Projekt „Weidegans“ brachte die Gänsehaltung zurück auf die oö. Bauernhöfe

1992 startete die Landwirtschaftskammer OÖ in der Region „Mühlviertler Alm“ mit einem Landwirt und 100 Tieren einen ersten Versuch, die Gänsehaltung wieder auf die Bauernhöfe zu bringen. Mittlerweile werden auf 120 Betrieben in Oberösterreich rund 21.000 Gänse gehalten. Oberösterreich ist damit das Bundesland Nr. 1 in der Gänsehaltung. „Regionalität war dabei von Anfang an ein wichtiges Element im Projekt. Das Ziel, den Eigenversorgungsgrad in Österreich zu steigern, wird weiter kontinuierlich verfolgt. Lag dieser 1995 bei nur sieben Prozent, so bewegt er sich in den letzten Jahren im Bereich von 25 Prozent“, erläutert Präsident Reisecker.

Beim Start des Projekts „Oberösterreichische Weidegans“ war nicht abschätzbar, welche Erfolgsgeschichte daraus im Laufe der Jahre werden könnte: Mittlerweile wurde das Projekt auf andere Bundesländer ausgedehnt. 270 Mitglieder im Projekt verkaufen in ganz Österreich jährlich rund 48.000 Gänse und die Marke „Weidegans“ ist mittlerweile die bekannteste Gänsemarke Österreichs.

Import dominiert noch immer den Markt

Aber auch wenn in den letzten Jahren die Inlandsproduktion an Weidegänsen kontinuierlich gesteigert wurde, kommt die überwiegende Menge der von den Österreichern vor allem um Martini verzehrten Gänse nach wie vor zum Großteil aus Ungarn und Polen. Die tiefgekühlten Intensivmastgänse aus Ungarn werden wahrscheinlich auch heuer wieder sehr günstig im Großhandel angeboten werden.

Der Preis- und Mengendruck könnte 2018 durch das im heurigen Frühjahr reichliche Angebot an „Gössln“ – so werden die Gänseküken bezeichnet – höher ausfallen. Die Gründe dafür liegen darin, dass sich die Brutei-Erzeugung gegenüber 2017 (nach dem Vogelgrippewinter) wieder erholt hat und dadurch 2018 wieder größere Mengen an Gössln eingestallt wurden. Auf der anderen Seite könnte die Erzeugung von Gänsen in einigen Regionen auch etwas geringer ausfallen, da viele Bauern bedingt durch die Trockenheit weniger Gänse eingestellt haben.

„Sorgen müssen sich die Weidegans-Betriebe dennoch nicht machen, da die heimischen Konsumenten die Qualität der Oberösterreichischen Weidegans zu schätzen wissen, bedingt durch Weidehaltung, regionale Erzeugung und Frische beim Verkauf. Das wird von den Konsumenten mit deutlich höheren Preisen honoriert“, betont Reisecker. Die Massenware wird umfangreich angeboten werden; die Qualitätsware in der Form von Weidegänsen sollte man sich rechtzeitig sichern.

Nach einigen Jahren der Stagnation legte die Inlandsproduktion in den letzten beiden Jahren kräftig zu. Auch in den nächsten Jahren wird damit gerechnet, dass die Gänsebestände in Österreich aufgestockt werden. Der gesamte Inlandsverbrauch an Gänsefleisch liegt bei ungefähr 600.000 Gänsen bzw. 2.200 Tonnen. Die Inlandsversorgung variierte in den letzten Jahren zwischen ca. 15 und 25 Prozent. Insgesamt werden österreichweit etwa 120.000 Gänse produziert. Verglichen mit den 1990er Jahren konnte die inländische Gänsehaltung in den letzten 20 Jahren verdreifacht werden. Da Weidegänse fast ausschließlich frisch vom Bauernhof an den Konsumenten oder die Gastronomie und nicht an den Großhandel abgegeben werden, entwickelt sich die Gänsehaltung langsam, aber sehr marktorientiert.

Positiver Trend in der regionalen Gastronomie

Speziell in der Landgastronomie haben sich in den letzten Jahren wertvolle Partnerschaften zwischen Bauern und Wirten entwickelt. Trotz – verglichen mit Tiefkühlgänsen – höherer Preise für frische Weidegänse aus Österreich, wird österreichische Ware von den Verbrauchern stark nachgefragt und die lokale Gastronomie reagiert darauf. Die Weidegans hat sich zu einer wertvollen, bekannten Regionalmarke entwickelt. „In der Bewerbung der Ganslwochen wird immer häufiger auch darauf hingewiesen, wo das Fleisch herkommt. Besonders junge Wirte setzen auf regionale Rohstoffe für die Küche. Diese Partnerschaft soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Wirte können dabei auch im Werbeauftritt wie beispielsweise durch eigene Tischständer und Folder unterstützt werden“, betont Reisecker.

Gefragt und sehr wertvoll: Daunen der Weidegans

Neben Fleisch liefert die Weidegans auch Daunen, aus denen Füllungen für Decken, Polster und Outdoor-Bekleidung angefertigt werden. Die heimische Daune erfreut sich als reines Naturprodukt in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Durch die lange Haltedauer der Gänse auf der Weide können die Daunen und Federn deutlich besser ausreifen und haben sich dadurch international zu einem gefragten Spitzenprodukt entwickelt. Ein wesentlicher Unterschied zu importierter Daune ist auch, dass in Österreich die Daune durch Rupfen nach der Schlachtung gewonnen wird, während importierte Daune häufig von Tieren stammt, die lebend gerupft wurden. Gemeinsam mit der Firma Kaufmann aus Vorarlberg als Verarbeitungspartner ist es gelungen, die Spitzendaune aus Oberösterreich auch am japanischen Markt zu platzieren. In Japan zählen hohe Daunenqualitäten zur Kategorie Luxusgüter. Daunenbetten sind ein reines Naturprodukt. Nur die Daune ist in der Lage, in der Nacht Feuchtigkeit aufzunehmen und tagsüber langsam wieder abzugeben. Pflegt man sein Daunenbett, hat man viele Jahre Freude daran. Heutige Daunenbetten können unproblematisch in der Waschmaschine gereinigt werden. Wird ein Bett nach vielen Jahren erneuert, muss das Daunenbett nicht teuer recycelt werden: Daunen können als wertvoller Dünger in den Gartenkompost gemischt werden.


Quelle: Landwirtschaftskammer Oberösterreich



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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